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27.03.2019 | 08:01 | Viel zu viel Müll 

Plastikgabel-Verbot ist nur der Anfang

Berlin/Straßburg - Die Temperaturen steigen, die Abende werden länger, auf Terrassen und in Parks wird schon «angegrillt». Noch gehören Plastikbesteck, -teller und -strohhalme für viele zur Grillparty dazu.

Plastikvermüllung
Einmal benutzen und dann in den Müll damit: Plastik-Wegwerfprodukte sind praktisch - aber auch schädlich für Klima und Meere. In der EU soll es künftig Plastikstrohhalme und ähnliches nicht mehr geben. Doch sind die Verbote mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein? (c) proplanta
Am Abend wandert alles in den Müll, kein Stress mit Abspülen oder Scherben. Doch damit soll in absehbarer Zeit Schluss sein: An diesem Mittwoch will das EU-Parlament das Verbot von Einweg-Plastikprodukten beschließen, für die es geeigneten Ersatz gibt.

Es ist einer der letzten Schritte in einem Verfahren, für das sich die Politik schon ausgiebig gefeiert hat. Nach dem Votum in Straßburg müssen formell noch die Mitgliedstaaten grünes Licht geben. 2021 soll das Verbot greifen, dann verschwinden viele Produkte aus den Supermarktregalen. Die EU hofft, so den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um insgesamt 3,4 Millionen Tonnen zu verringern. Bis dahin sollen auch Umweltschäden im Wert von 22 Milliarden Euro vermieden werden.

Alternativen gibt es längst, ob aus Pappe, Holz, Glas oder Bambus. Die sind in der Herstellung nicht immer ökologisch besser als Plastikprodukte, vor allem wenn sie nicht mehrmals verwendet werden. Aber das EU-Verbot ist gemünzt auf das Plastik an den Stränden und in den Meeren. Dort ist es lebensgefährlich für Tiere und landet als Mikroplastik über die Nahrungskette auch auf den Tellern der Menschen. Experten warnen eindrücklich: 2050 könnte mehr Plastik in den Ozeanen schwimmen als Fische.

Um das zu verhindern, reicht es nicht, in der EU auf kleine Rührstäbchen im Kaffee, auf Wattestäbchen und Luftballon-Halter aus Kunststoff zu verzichten. Bei der UN-Umweltkonferenz in Nairobi wollte unter anderem die Bundesregierung in Verhandlungen über eine UN-Konvention zum Schutz der Meere vor Vermüllung einsteigen - das hat nicht funktioniert. Enger zusammenarbeiten wollen die Staaten aber. Allen sei klar, dass etwas passieren müsse, hieß es in Nairobi - in vielen Ländern wird Müll kaum gesammelt, geschweige denn recycelt.

In der Tat ist Plastikvermüllung ein globales Problem, der allergrößte Anteil des Abfalls gelangt Forschern zufolge aus zehn großen Flüssen ins Meer. Aber Industriestaaten wie Deutschland, so sagt es etwa Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), haben eine Vorbildfunktion und können zeigen, wie Wohlstand und Konsum nachhaltig funktionieren.

Und da hat Deutschland noch einiges nachzuholen: 2017 fielen hier knapp 6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Nicht einmal die Hälfte davon wurde werkstofflich recycelt, also in irgendeiner Weise wiederverwertet, gut die Hälfte wurde zur Energiegewinnung verbrannt.

Kampagnen für mehr Mehrweg-Flaschen gehen bisher ins Leere, im vergangenen Herbst meldete das Umweltbundesamt einen neuen Tiefstand von 44 Prozent an Mehrweg- und ökologisch vorteilhaften Einwegpackungen wie Getränkekartons und -beuteln.

Das Thema Plastikmüll treibt die Menschen um. Die Umweltministerin zeigt sich deswegen aktiv. Sie hat einen Fünf-Punkte-Plan präsentiert und sich mit Herstellern und Handel zusammengesetzt, damit diese - freiwillig - auf fragwürdige Verpackungen wie eine Plastikhülle um Gurken verzichten. Die Zahl der verbrauchten Plastiktüten geht stark zurück, seit der Handel dafür - freiwillig - Geld nimmt.

Das nach viel Gezerre verabschiedete Verpackungsgesetz, das seit Januar in Kraft ist, schraubt Recyclingquoten nach oben und soll dafür sorgen, dass Hersteller auf leichter wiederverwertbare Materialien setzen.

Umweltschützern geht all das nicht weit genug. Sie fordern etwa Mehrweg-Quoten für Getränke, Abgaben auf Einwegflaschen, Steuern auf Plastik, einen Preis auch für dünne Plastiktüten für Obst oder Gemüse, verbindliche Ziele zur Müllvermeidung und schärfere Regeln für den Müllexport, damit deutscher Plastikabfall nicht anderswo in der Landschaft landet.
dpa
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