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17.01.2019 | 08:17 | Weiter schaufeln 

Schnee hat Süden von Bayern weiter voll im Griff

Traunstein - Entspannung hier - neuer Alarm dort: Während sich nach dem tagelangen Schneechaos in manchen Regionen Südbayerns die Situation wieder beruhigt hat, fürchtet eine Ortschaft im Landkreis Traunstein einen Lawinenabgang.

Rekordschnee in Südbayern
In vielen Teilen Südbayerns kehrt nach dem Schneechaos wieder der Alltag ein. Allerdings schaufeln auf Hunderten Dächern immer noch Helfer den Schnee weg. Bewohner einer Ortschaft zittern besonders. (c) proplanta
Wegen akuter Lebensgefahr mussten am Mittwoch rund 230 Bewohner den Schlechinger Ortsteil Raiten verlassen. Sie kamen in Notunterkünfte. «Nehmen Sie Kleidung und wichtige Dokumente und Medikamente mit», appellierte das Landratsamt an die Bürger.

In anderen Regionen konnten Kinder wieder in die Schule gehen, Züge fuhren. Neuschnee gab es nicht und vielerorts schien sogar die Sonne. Derweil standen weiter Helfer auf einsturzgefährdeten Dächern und schaufelten den Schnee weg.

Wie lange die Menschen aus Raiten in den Notunterkünften ausharren müssen, war am Abend völlig offen. Die Situation sei sehr ernst, sagte Landrat Siegfried Walch (CSU). Am Berg hätten sich bereits Risse in der Schneedecke gebildet, die eine große Staublawine auslösen könnten.

Rund 1.800 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst, Bundeswehr und Technischem Hilfswerk waren im Einsatz. Lawinen-Spezialisten konnten die Situation am Nachmittag nicht mehr aus einem Hubschrauber begutachten, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass Schnee losgelöst wird, wie Walch berichtete.

Weiter galt im Landkreis Traunstein der Katastrophenfall, ebenso in Teilen der Landkreise Miesbach und Berchtesgadener Land. In den meisten Schulen wurde nach tagelanger Schließung wieder unterrichtet. Im südlichen Landkreis Traunstein blieben aber sehr viele Schulen geschlossen.

Auch auf Winklmoosalm bei Reit im Winkl auf knapp 1.200 Metern Höhe waren etwa 500 Helfer im Einsatz, um Dächer zu räumen. Das Skigebiet blieb geschlossen. Die Straße dorthin war gesperrt. Rund 70 Menschen harrten dort aus, sie seien aber gut versorgt, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Nach Reit im Winkl durften nur Einheimische und Einsatzkräfte fahren, um die Straße passierbar zu halten.

Anderswo blieben exponierte Straßen wie auch einige Grenzübergänge nach Österreich ganz gesperrt. Die Polizei und das Landratsamt Berchtesgadener Land betonten, es handele sich nicht um bloße Handlungsempfehlungen. «Die Sperrungen bestehen aufgrund der aktuellen Lawinensituation, die eine akute Lebensgefahr darstellen.»

Der wegen des Schnee-Chaos auf Donnerstag verschobene Biathlon-Weltcup in Ruhpolding findet statt. Das gaben die Organisatoren am späten Mittwochabend bekannt. Zuvor hatte am Mittwoch lange Verwirrung darüber geherrscht, ob die Rennen in der WM-Arena von 2012 ausgetragen werden können oder nicht.

Der ursprünglich für Mittwoch geplante Männer-Sprint war am Dienstag wegen des weiterhin bestehenden Katastrophenfalls abgesagt worden. Erst am Abend herrschte Klarheit, dass der Weltcup nun anläuft.

Der Zugverkehr rollte auf vielen Strecken wieder. Allerdings blieben weiter eine Reihe von Verbindungen vor allem im Süden gesperrt. Nach und nach soll auch auf ihnen der Betrieb wieder anrollen. Hunderte Einsatzkräfte arbeiteten laut Deutscher Bahn daran, die Folgen des Schneebruchs sowie Schäden an Oberleitungen zu beseitigen.

In vielen Skigebieten liefen am Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein die Lifte wieder, auch an Deutschlands höchstem Skigebiet auf der Zugspitze konnten Wintersportler ihre Schwünge ziehen. Die Liftbetreiber fürchten trotz des zeitweisen Stillstandes ihrer Anlagen wegen des Extremwetters nicht um ihre Einnahmen. «Die Wintersaison ist je nach Skigebiet zwischen 100 und 140 Tage lang.

Dass man mal 14 Tage schlechtes Wetter hat und dann nicht Ski fahren kann, ist normal», sagte Peter Schöttl, Vorstand des Verbandes Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte und Vorstand der Nebelhornbahn in Oberstdorf. «Das ist in unserem Business, in dem man in der freien Natur arbeitet, ganz normal.»

Die Lawinengefahr sank in weiten Teilen Bayerns und in Österreich: Die zweithöchste Warnstufe galt laut Lawinenwarndienst Bayern nur noch oberhalb der Waldgrenze in den Allgäuer, den Werdenfelser und den Berchtesgadener Alpen. In Österreich rechneten die Experten für Donnerstag nur noch mit Lawinenwarnstufe drei auf der fünfstufigen Skala.

Viele gesperrte Straßen konnten wieder freigegeben werden. So sollte die wichtige Fernpass-Route zwischen Deutschland und Österreich wieder aus allen Richtungen befahrbar sein.
dpa/lby
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