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02.05.2018 | 08:30 | Wolfsattacke 

Über 40 tote Schafe im Schwarzwald - Debatte um Wolf neu entfacht

Bad Wildbad - Nach einer vermuteten Wolfsattacke in Bad Wildbad (Baden-Württemberg) sind mehr als 40 Schafe gestorben.

Wölfe in Baden-Württemberg
Schlimme Szenen im Schwarzwald: Auf einer Weide bei Bad Wildbad sterben mehr als 40 Schafe. Ein Großteil davon soll ein Wolf gerissen haben. Damit ist die Diskussion über die Raubtiere bundesweit neu entbrannt. Kritiker fordern bereits den Abschuss des Tiers. (c) proplanta
Ein Großteil soll der Wolf gerissen haben, einige mussten wegen schwerer Verletzungen getötet werden.

Unklar ist, wie viele Tiere ertranken, weil sie in Panik in einen nahen Bach sprangen. Der Vorfall löste unterschiedliche Reaktionen aus. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) forderte ein effektives Wolfsmanagement, das zeige, wie sich die Wolfsbestände in den Regionen entwickeln.

Dem baden-württembergischen Umweltministerium zufolge wurden 32 Tiere gerissen. «Nach den ersten Untersuchungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) vor Ort ist dafür mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf verantwortlich», hieß es. Zuvor hatten Experten von Landratsamt, Landwirtschaftlicher Versuchsanstalt und dem Landesschafzuchtverband den Vorfall untersucht.

Gewissheit solle die genetische Eilanalyse von Proben der toten Tiere bringen. Diese habe das Umweltministerium beantragt und dauere sieben Tage, sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Falls die Risse tatsächlich auf einen Wolf zurückgehen, könne der betroffene Schäfer mit einer raschen Entschädigung rechnen.

Nach Angaben der Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes, Anette Wohlfarth, befand sich die Herde mit mehr als 150 Tieren auf einem umzäunten Areal. Sie sei erst vor wenigen Tagen vom Stall auf die Weide gekommen. Der Wolf sei eventuell über den nahen Fluss eingedrungen.

«Es war ein Bild des Grauens», schilderte Wohlfarth am Montag der Deutschen Presse-Agentur ihre Eindrücke vom Besuch der Weide. Der Vorfall ist für sie ein trauriger Beleg für die lange gehegte Vermutung: «Weidetierhaltung und Wolf zusammen funktioniert nicht flächendeckend in Baden-Württemberg.»

Auch Wolfsfreunde zeigten sich betroffen. «Jetzt gilt es, dem Schäfer so schnell wie möglich zu helfen», meinte Nabu-Landeschef Johannes Enssle. Und es gelte, Baden-Württemberg schnell auf die Rückkehr der Wölfe vorzubereiten. Mit effektivem Herdenschutz ließen sich solche Vorfälle in der Regel verhindern.

FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke forderte die Grünen indessen auf, ihre «romantische Wolfspatenschaft» zu beenden. Der Wolf müsse unter die Kontrolle des Jagdrechts gestellt werden. «Das hat sich auch bei den geschützten Tierarten wie dem Luchs bewährt. Als dicht bevölkertes Flächenland müssen wir durch bessere Kontrolle verhindern, dass Wölfe zum Problem werden.»

Handlungsbedarf sieht auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner. «Wir müssen die Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland genauer beobachten», sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch). Auch der Abschuss von Wölfen soll laut Klöckner möglich sein.

 Der Arbeitskreis für Umwelt und Naturschutz der CDU-Landtagsfraktion spricht sich bereits für einen Abschuss aus. Das politische Ziel sei zwar, dass der Wolf auch in Baden-Württemberg einen Lebensraum haben könne. «In diesem Einzelfall jedoch halten wir es für notwendig, den Problem-Wolf, der sich offensichtlich im Blutrausch befunden hat, zu entnehmen», sagte der Vorsitzende Paul Nemeth am Dienstag.

Mit «Blutrausch» ist der sogenannte Beuteschlag-Reflex gemeint. Für einen Wolf sei das Überangebot auf einer Weide eine unnatürliche Situation, heißt es auf einer Internetseite des Nabu. Die Weidetiere können nicht flüchten, weshalb der Jagdtrieb des Raubtieres immer wieder ausgelöst wird. Deshalb könne es vorkommen, dass der Wolf mehr Tiere tötet als er sofort fressen könne.

Seit der Jahrtausendwende vermehren sich die Wölfe wieder in Deutschland, nachdem sie rund 150 Jahre hierzulande als ausgestorben galten. Laut dem Naturschutzexperten der Grünen-Landtagsfraktion, Markus Rösler, sind seit 2015 mindestens sechs Wölfe in Baden-Württemberg gesichtet worden.

Bundesweit gibt es etwa 800 Wölfe, vor allem Niedersachsen und in Ostdeutschland. Im Jahr 2016 wurden über 1.000 Nutztiere durch Wölfe getötet oder verletzt. Vor allem Schafe und Ziegen werden gerissen, aber auch Rinder.
dpa
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