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24.08.2019 | 12:37 | Wildschweinbestand 

Viele Wildschweine in Schleswig-Holstein trotz intensiver JAgd

Lübeck - Der Wildschwein-Bestand in Schleswig-Holstein wächst nach Einschätzung von Experten rasant.

Wildschweine in Schleswig-Holstein
Vereinzelt hat ihr Eindringen in bewohnte Orte wie etwa Heide schon für Schlagzeilen gesorgt - Wildschweine breiten sich in Schleswig-Holstein weiter aus. Besonders eine Kulturpflanze begünstigt die Ausbreitung der «Schwarzkittel». (c) proplanta
«Veränderungen in der Agrarstruktur, häufiger auftretende Mastjahre und das milde Klima haben die Entwicklung der Schwarzwildbestände wie bei keiner anderen Wildart begünstigt», heißt es im Jagd- und Artenschutzbericht 2018 des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums.

Ablesbar ist die Entwicklung auch an der Zahl der erlegten Wildschweine: Im Jagdjahr 2017/2018 gab es im nördlichsten Bundesland eine Jagdstrecke von knapp 20.000 Stück Schwarzwild. Eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um knapp 25 Prozent und neuer Rekord.

Den Spitzenwert gab es in Lübeck. In der Hansestadt betrug die Strecke nach Angaben des Kieler Umweltministeriums mehr als sechs Tiere pro 100 Hektar - fast doppelt so viel wie im Landesdurchschnitt.

Weil Lübecks Wildschweine ihre Nahrung nicht nur im Wald suchen, sondern auch in Wohngebieten, wird Stadtjäger Dieter Rumstieg mehrmals die Woche in den Stadtteil Moisling gerufen, um Wildschweine von Grundstücken zu vertreiben oder zu schießen, sagte er dem NDR.

Doch diese Probleme gebe es nur punktuell, sagt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Lübeck, Wulf-Heiner Kummetz. Grundsätzlich gebe es keine größeren Schwierigkeiten mit Schwarzwild. 673 Wildschweine habe die Jagdstrecke 2017/2018 in Lübeck betragen. «Das ist viel, aber wir grenzen an Mecklenburg. Die haben auf solchen Flächen ähnlich viel Schwarzwild.» Letztendlich sei Lübeck «für die Sauen ein ideales Gebiet: Sie sind geschützt, weil man in der Stadt nicht großartig jagen kann», sagt Kummetz.

Einen reich gedeckten Tische findet das Wildschwein auch auf dem platten Land. «Der weiterhin hohe Maisanbau ist Ursache für ihre wachsende Zahl», sagt Ingo Ludwichowski vom Nabu Landesverband. «Der Maisanbau in Schleswig-Holstein hat ihnen neue Lebensräume erschlossen», bestätigt der Leiter des Hegelehrreviers Grönwohld, Christopher von Dollen. Früher sei der Lebensraum der Wildschweine eher auf die Waldgebiete beschränkt. Doch jetzt breiten sie sich immer weiter aus.

«Vor 10, 15 Jahren war der Nord-Ostsee-Kanal die Grenze. Nördlich gab es keine Wildschweine», sagt von Dollen. Heute tauchen beispielsweise in Dithmarschens Kögen große Rotten von bis zu 30, 40 Tieren auf. Denn das Wildschwein kann schwimmen, sagt Nabu-Geschäftsführer Ludwichowski. Nicht nur durch den NOK. Auch größere Strecken übers Meer: «Zum Beispiel nach Fehmarn rüber.»

Doch Wälder - der traditionelle Lebensraum des Schwarzwilds - gibt es weder auf Fehmarn noch in Dithmarschen in nennenswerten Umfang. Aber Maisfelder. «Durch den Mais wird Schleswig-Holstein mittlerweile fast flächendeckend vom Wildschwein besiedelt», sagt von Dollen. «Die Maispflanzen bieten Deckung und gleichzeitig im Herbst Nahrung. Insofern werden die Maisfelder ganz dicht besiedelt.»

«Große Maisschläge sind ein reich gedeckter Tisch. Satt und gesund, klappt es mit der Fortpflanzung besonders gut», sagt Eva Goris von der Deutschen Wildtier Stiftung: Bei günstigen Lebensbedingungen könne die Zuwachsrate bei 300 Prozent liegen. «So nimmt die Ausbreitung der Wildschweine zu, auch wenn die Jagd intensiv ist und vielleicht in der Gesamtmenge die Spitzen erreicht wurde», bestätigt Revieroberjäger von Dollen.

Von einer Wildschwein-«Plage» in Schleswig-Holstein kann man jedoch nicht sprechen, sagt Biologe Ludwichowski. «Als Naturschützer haben wir nicht den Eindruck, dass es zu viele sind.» Weil das Wildschwein bei der Nahrungssuche stark wühlen, «tragen sie in den meisten Naturschutzgebieten zur Auflockerung und Veränderung der Vegetation bei. Das wird von uns nicht negativ gesehen. Insgesamt können wir mit den höheren Wildschweinbeständen gut leben.»
dpa/lno
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