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20.07.2019 | 05:32 | Kranichbestand 

Wassermangel hemmt Kranich-Nachwuchs

Groß Mohrdorf - Die in Deutschland heimischen Kraniche leiden enorm unter der Trockenheit.

Kraniche
Kraniche bauen ihre Nester so, dass sie von Wasser umgeben sind. In diesem Jahr sind viele ihrer Nistplätze ausgetrocknet. Füchse vertilgten Eier und Jungvögel. Für Störche und Greifvögel ist diesmal gut gesorgt - es gibt massenhaft Mäuse. (c) marcohoffmann - fotolia.com
Viele Paare haben zwar ihre Brutreviere besetzt, aber nicht gebrütet, wie der Leiter des Kranichzentrums des Naturschutzbundes (Nabu) in Groß Mohrdorf bei Stralsund, Günter Nowald, am Donnerstag berichtete.

Untersuchungen in verschiedenen Revieren hätten ergeben, dass zwischen 70 und 85 Prozent der Kranichpaare in diesem Jahr keinen Nachwuchs haben. Feuchtgebiete, in denen die großen Vögel ihre Nester am Boden bauen, seien oft schon im Frühjahr trocken gewesen.

«Wo es noch eine Handvoll Wasser gab, haben viele Brutpaare ihre Gelege oder die Jungvögel verloren.» Mit der zunehmenden Trockenheit seien Füchse, Dachse, Waschbären, Marder und Fischotter leicht an die Nester gekommen und hätten Eier und Jungtiere gefressen. Selbst einige Altkraniche seien ihnen zum Opfer gefallen.

Kraniche legen in der Regel zwei Eier und ziehen im Sommer ein bis zwei Junge auf. In zwei Untersuchungsgebieten in Lettland seien diesmal ebenfalls 85 Prozent der Revierpaare ohne Junge. Die Kraniche hatten zudem Probleme, Futter zu finden. Es gebe wenig Insekten und Insektenlarven, die Regenwürmer hätten sich in tiefe Bodenschichten zurückgezogen. Die Altvögel suchen im Frühjahr nach Ernterückständen wie Getreide und Mais auf den Feldern. «In diesem Jahr haben sie sogar Eicheln gefressen», sagte Nowald.

Da Kraniche 20 bis 25 Jahre alt werden können, bleibe der Bestand trotz der geringen Nachwuchsrate noch mehrere Jahre stabil. Da die Reproduktionsrate aber auch in der Vergangenheit schon schlecht war, sei mit einer Abnahme der Bestände zu rechnen.

Unter dem Mangel an Insekten leiden auch andere Vögel, wie der Chef der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft des Landes, Klaus-Dieter Feige, sagte. Daher würden manche Jungvögel nicht durchkommen. «Es ist nicht das beste Jahr, aber es ist kein Katastrophenjahr», meinte er. «Die Natur hält das aus.» Bei drei weiteren solcher Jahre würden allerdings schon Populationen verschwinden, etwa das Braunkehlchen. Andere, wie das Schwarzkehlchen, würden aus dem Süden zuwandern.

Die Körnerfresser unter den Vögeln profitierten in diesem Sommer von zeitig gereiften Gräsern und Getreide, die Greifvögel und Störche von ungewöhnlich vielen Mäusen. Der Ornithologe Stefan Kroll von der Landesarbeitsarbeitsgemeinschaft Weißstorchschutz sprach von einer guten Nachwuchsrate bei Störchen vor allem im Westen und Süden des Landes, im Osten sei sie durchschnittlich.

Der Insektenschwund ist Experten zufolge eher nicht auf die Trockenheit zurückzuführen. Unter Linden gebe es seit einigen Jahren ein ominöses Hummelsterben, dessen Ursache unbekannt ist, wie der Landschaftsökologe Volker Meitzner sagte. Trockenheitsliebende Arten wie die Sichelschrecke würden einwandern. Das Insekt habe sich vom Mittelmeerraum und Süddeutschland bis nach Rügen verbreitet.
dpa/mv
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