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01.07.2018 | 09:49 | Wetterrückblick Juni 2018 

Wetter in der Schweiz im Juni 2018

Zürich - Die Schweiz blickt auf den den fünft mildesten, lokal auf den dritt mildesten Juni seit Messbeginn 1864 zurück. Es ist der dritte Monat in Folge mit weit überdurchschnittlicher Temperatur.

Juniwetter in der Schweiz
Warmer Juni in der Schweiz. (c) proplanta
Trotz anhaltender Gewittertätigkeit in der ersten Monatshälfte blieben die Juniniederschläge in einigen Gebieten deutlich unter dem Durchschnitt. Ausgesprochen niederschlagsarm waren auch die beiden Vormonate Mai und April.

Erneut sehr warmer Monat



Nach dem zweitwärmsten April und dem fünfwärmsten Mai ist der viert- bis sechstwärmste Juni seit Messbeginn 1864 zu erwarten. Im landesweiten Mittel wird der Juni die Norm 1981‒2010 um 1.8 bis 2.0 Grad übertreffen (Stand 27.6.2018). Die Alpensüdseite und das Wallis registrierten regional den drittwärmsten Juni seit Messbeginn 1864. Auf der Alpensüdseite liegt der Temperaturüberschuss bei 2.2 Grad, im Wallis bei rund 3 Grad im Vergleich zur Norm 1981‒2010.

Gewitterluft ohne Ende



Das in der zweiten Maihälfte wetterbestimmende sommerliche Gewitterwetter mit flacher Druckverteilung und feuchtwarmer Luft über Europa setzte sich bis weit in den Juni hinein fort. Vom 1. bis zum 11. Juni waren täglich irgendwo in der Schweiz Gewitter aktiv. Häufige Quell- und Gewitterwolken reduzierten die  Sonnenscheindauer oft erheblich. Trotzdem stieg die Tagesmitteltemperatur verbreitet 3 bis 5 Grad über die Norm 1981‒2010.

Niederschlagsrekord bei nächtlichem Gewitter



Am späten Abend des 11. Juni 2018 lieferte ein heftiges Gewitter über Lausanne einen neuen Schweizer Niederschlagsrekord. Innerhalb von zehn Minuten fielen 41 mm Regen. Bisheriger Spitzenreiter war der Gewitterniederschlag vom 2. August 2017 am Messstandort Eschenz in der Ostschweiz mit einer 10-Minutensumme von 36.1 mm. Der alte Rekord hielt somit nicht lange. Allerdings muss dazu erwähnt werden, dass das automatische Messnetz in den letzten Jahren massiv ausgebaut wurde. Im Vergleich zu früher „warten“ also sehr viel mehr Messkübel auf einen (Zufalls)Treffer eines heftigen Gewitters.

Hochdruck bringt viel Sonnenschein



Nach einem kurzen Tiefdruckeinfluss mit mildfeuchter Gewitterluft aus Südwesten am 12. und dem Durchgang einer Niederschlagszone aus Nordwesten am 13., breitete sich vom 14. bis am 20. Juni das Azorenhoch vom Atlantik nach Europa aus. Das sonnige Hochdruckwetter wurde am 17. Juni von einem schwachen Störungsausläufer aus Nordwesten unterbrochen.

Ab dem 21. Juni baute sich über England ein kräftiges Hochdruckgebiet auf. Zwischen dem Hoch über England und einem Tief über Skandinavien floss am 21. und 22. Juni aus Norden kühle Polarluft zur Schweiz. Mit der anschliessenden Ausdehnung des England-Hochs nach Westeuropa lebte auf der Alpennordseite die Bise auf. In der Westschweiz gab es Böenspitzen bis 60 km/h.

Kühle Bise im Norden



Mit der Bise wurde es nördlich der Alpen merklich kühler. Erreichten die Tageshöchstwerte vom 1. bis 22. Juni beidseits der Alpen maximal 28 bis 31 Grad, registrierte die Alpennordseite im Bisenregime vom 23. bis am 25. noch Tageshöchstwerte von 22 bis 24 Grad.

Tropennächte im Süden



Nordströmung und Bise bedeutet auf der Alpensüdseite in der Regel Nordföhn. Dieser brachte vom 20. bis am 22. in den Niederungen der Alpensüdseite drei Tropennächte mit 20 Grad oder mehr. Die Tageshöchstwerte lagen bei 28 bis 30 Grad. Die Nordföhnspitzen erreichten in Tallagen 50 bis 70 km/h. Vom 23. bis am 25. Juni erreichten die Tageshöchstwerte auf der Alpensüdseite 27 bis knapp 29 Grad.

April‒Juni Wärme im Rekordbereich



Die Wärme der Periode April bis Juni bewegt sich im Rekordbereich. Im landesweiten Mittel zeichnet sich ein Dreimonatsmittel von 10.6 Grad ab. Ebenso hoch lag der bisherige Rekordwert aus dem Hitzejahr 2003. Im Jahr 2007 brachten die drei Monate April bis Juni ein Mittel von 10.5 Grad. Im Jahr 2011 lag der Wert bei 10.2 Grad. In allen übrigen Jahren seit 1864 blieb das landesweite Dreimonatsmittel April bis Juni unter 10 Grad.

Markante Erwärmung



In den 1990er Jahren wurde die Dreimonatsperiode April bis Juni innert weniger Jahre um 1.6 Grad wärmer. Die landesweite April-Juni-Norm 1961‒1990 lag bei 7.0 Grad. Die laufende April-Juni-Norm 1991‒2020 liegt bei 8.6 Grad.

Der Monat Juni zeigt ein noch kräftigeres Erwärmungssignal. In den 1990er Jahren ist die landesweite Junitemperatur innert weniger Jahre um rund 2 Grad angestiegen. Die Juninorm 1961‒1990 lag bei 10.6 Grad. Die laufende Juninorm 1991‒2020 brachte bisher 12.5 Grad.

Als Besonderheit zeigt der Juni keinen signifikanten Erwärmungstrend in den über 120 Jahren ab Messbeginn bis 1990. Sehr schön ist dies am Verlauf der Normperioden ablesbar. Die landesweiten Juninormen 1871‒1900 und 1901‒1930 lagen bei 10.5 Grad. In demselben Bereich bewegte sich die  Juninorm 1961‒1990 mit 10.6 Grad. Die grosse Juni-Erwärmung kam erst in den letzten rund 20 Jahren.

Anhaltend wenig Niederschlag



Der Juni lieferte in einigen Gebieten nur 20 bis 40 Prozent der normalen Niederschlagsmengen. Auch in den übrigen Regionen blieben die Mengen verbreitet unter der Norm 1981‒2010. Nur in der Westschweiz fielen lokal Regensummen im Bereich der Norm oder etwas darüber.

Regen ist in der Schweiz seit drei Monaten Mangelware. Der April war in weiten Gebieten der Schweiz ausgesprochen niederschlagsarm, und im Mai erhielt die Schweiz erneut überwiegend unterdurchschnittliche Regensummen. In den drei Monaten April bis Juni erreichten die Regensummen im landesweiten Mittel nur 71 Prozent der Norm 1981‒2010. Damit registrierte die Schweiz eine der zehn niederschlagsärmsten April-Juni-Perioden seit Messbeginn 1864.

Vegetation mit grossem Vorsprung



Seit April baute die Vegetation ihren Vorsprung auf eine mittlere Entwicklung laufend aus. Grund dafür waren die seit April fast anhaltend hohen Temperaturen. Der Schwarze Holunder blühte Anfang Juni in Höhenlagen oberhalb von 800 m. Seine Blüte hatte insgesamt einen Vorsprung von 15 Tagen auf das Mittel der Vergleichsperiode 1981-2010.

Die Linden blühten in diesem Jahr besonders stark und verbreiteten ihren süssen Duft. Noch kaum einmal konnte man so viele Lindenblüten an den Bäumen sehen. Erste blühende Sommerlinden wurden schon Ende Mai beobachtet; die meisten blühten jedoch in der ersten Junihälfte mit einem Vorsprung von 16 Tagen auf das Mittel.

Die Blüte der Sommerlinde wurde an mehreren Stationen noch nie so früh beobachtet wie in diesem Jahr. Bei andern Stationen war es die zweit- oder drittfrüheste Blüte, meist nach den Jahren 2007 und 2011. Die wenig später blühenden Winterlinden wiesen an den bisher vorliegenden Stationen bereits einen Vorsprung von 18 Tagen auf das Mittel auf.

Ähnlich gross war mit 15 Tagen auch der Vorsprung bei den Weinreben, die ebenfalls Ende Mai und im Juni blühten. Die Blüte der Margeriten ist eine Phase, die vom Flachland bis in die Berge beobachtet wird. Sie eignet sich deshalb gut, um einen linearen Höhengradienten zu berechnen. Mit zunehmender Höhe verspätete sich die Blüte der Margeriten in diesem Jahr um 3 Tage pro 100 Höhenmeter. Anfang Juni blühten sie in den Bergen in Höhenlagen zwischen 1000 und 1800 m mit einem Vorsprung von 11 Tagen auf das Mittel.

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