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20.10.2019 | 15:47 | Gassi-Beutel 

Wie kann man Hundekot umweltfreundlich entsorgen?

München / Hamburg - Sie sehen nicht schön aus und riechen nicht gut: Hundehaufen sind vielen Spaziergängern ein Gräuel.

Hundekot
Hundekot gehört in den Restmüll und nicht in die Natur. Das sehen auch Kommunen so und verteilen vielerorts umsonst Gassibeutel - aus Plastik. Selbst die liegen manchmal prall gefüllt in Parks rum. Doch auch in der Müllverbrennung stellt sich die Frage: Wie öko ist das? (c) proplanta
Wer solch eine «Tretmine» übersieht, muss das Profil seiner Schuhsohlen akribisch putzen, um den Gestank loszuwerden. Seit Jahren schon versuchen Städte mit dem Verteilen kostenloser Gassibeutel für mehr Sauberkeit zu sorgen.

In Hamburg beispielsweise hat die Stadtreinigung im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen davon verteilt. Hundebesitzer bekommen sie unter anderem in sämtlichen Filialen zweier Drogeriemarktketten oder per Post - ein frankierter Rückumschlag mit dem Betreff «Gassi-Beutel» reicht.

Und der Druck wächst: Berlin hat 2016 das Straßenreinigungsgesetz geändert. Nun ist jeder, der einen Hund ausführt, dazu verpflichtet, Beutel oder «andere geeignete Utensilien wie beispielsweise eine Plastiktüte» mitzuführen.

«Der Verstoß gegen die Mitführpflicht kann als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.» In Nürnberg drohen 35 Euro Bußgeld für alle, die Kot nicht beseitigen. Bei Wiederholungstätern können es mehrere Hundert Euro werden, warnt die Stadt per Flyer.

In der Frankenmetropole fallen täglich mehr als fünf Tonnen Hundekot an - «im wahrsten Sinne des Wortes ein großer Haufen», schreibt die Kommune. In den Grünanlagen stünden mehr als 140 Spender für Gassibeutel. Rund 40.000 Euro koste es die Stadt, diese immer wieder auffüllen zu lassen. Oft würden sie allerdings regelrecht geplündert.

Doch selbst wenn Bellos Hinterlassenschaft in einem Beutel gesammelt wird, landet dieser oft zugeknotet unter Büschen oder am Wegesrand. Dabei gehört Hundekot - verpackt oder nicht - ausschließlich in den Restmüll. Das Münchner Baureferat erklärt dazu, Hundekot enthalte mitunter Parasiten und Krankheitserreger wie Borrelien, Salmonellen, Spul- und Bandwürmer, die auch Menschen gefährlich werden können.

Zwar entstehe sowohl bei der Kompostierung als auch bei der Vergärung von Bioabfällen Wärme - diese reiche aber nicht aus, um die Erreger im Hundekot abzutöten. Sie könnten dann mit dem fertigen Kompost in privaten Gärten, auf landwirtschaftlichen Flächen oder in öffentlichen Grünanlagen verteilt und direkt auf Menschen und Tiere übertragen werden oder über Pflanzen in die Nahrungskette gelangen.

Dass sich das Münchner Baureferat überhaupt zu dem Thema zu Wort meldet, liegt an einem weiteren Grund: Mehreren SPD-Abgeordneten im Stadtrat stieß in Zeiten von Müllsammelaktionen in Gewässern und Plastiktütenverbot an Supermarktkassen (von dem Gassibeutel nicht betroffen sind) auf, dass die in München verteilten roten Tüten mit einer Dicke von bis zu 0,015 Millimetern aus Kunststoff sind. Recyclingkunststoff immerhin. Doch Initiatorin Julia Schönfeld-Knor fragte sich: «Wenn wir beim Einkaufen Plastiktüten vermeiden, warum nicht auch beim Hundekot?»

Die Behörde listet nun genau auf, warum die roten Beutel am besten geeignet seien: «Sie sind im Unterschied zu Tüten aus anderen Materialien sehr dünn, so dass viele Tüten in einen Spender passen, jedoch hinreichend reißfest, weichen nicht durch, sind kostengünstig und stellen aufgrund der stofflich und energetisch sinnvollen Verwertung von Produktionsresten die derzeit ökologisch nachhaltigste Lösung dar.»

Tüten aus Papier oder Pappmaterial weichten dagegen bei feuchtem Wetter und nach Gebrauch auf oder könnten reißen. «Zudem müssten die Tütenspender aufgrund der Materialdicke wesentlich häufiger befüllt werden.» Auch das Umweltbundesamt empfehle für das Sammeln von Tierexkrementen Beutel aus recycelten Kunststoffen.

Doch auch die landen oft in der Natur. Bis sie da zerkleinert sind, vergingen bei herkömmlichen Beuteln Jahrhunderte, erklärt Arne Krämer, Geschäftsführer von The Sustainable People in Hamburg. Mit seinem Unternehmen bietet er biologisch abbaubare Hundekotbeutel an - bei deren Produktion im Vergleich zu Polyethylen zudem Erdöl und CO2 eingespart werde, da sie mit Maisstärke hergestellt werden, sagt er.

«Es gibt eine klare Zunahme von Städten und Privatpersonen, die anfragen», so Krämer. Sogar über die Grenzen Deutschlands hinweg. Dabei betont auch er: «Allein aufgrund des Inhalts sollten sie nicht in der Natur verbleiben, sondern immer eingesammelt werden.»

Bei Aufräumaktionen entlang der Alster in den vergangenen Jahren haben Krämer und seine Mitstreiter jedes Mal Hunderte Beutel gefunden - im Gestrüpp, aufgehängt an einem Pfahl, deponiert in einem Vogelnest.

«Hundekotbeutel sind zum Transport eher nervig», räumt Krämer ein. Selbst ein 20 Meter entfernter Mülleimer schaffe manchmal keine Abhilfe. «Aber das hängt auch mit sozialer Kontrolle zusammen», ist er überzeugt: «Wenn gerade jemand da ist und zuschaut, wird das eher eingesammelt.»

Auch SPD-Politikerin Schönfeld-Knor sieht das Ganze als gesellschaftliches Thema: «Vor der eigenen Haustür will niemand Dreck, aber im öffentlich Park schert's keinen. Das Bewusstsein muss erweitert werden», sagt sie. «Man wird in zehn Jahren sehen, was die Freitagskinder machen, wie die mit ihrer nahen Umwelt umgehen.»
dpa
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