Der
Herdenschutz sei der Schlüssel im Umgang mit Wölfen, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke am Mittwoch in Berlin mit Blick auf Rufe, den Abschuss der Tiere zu vereinfachen.
Das Thema werde genutzt, um
Naturschutz und
Landnutzung gegeneinander auszuspielen. Dabei müsse beides miteinander versöhnt werden. Dafür solle das Bündnis der Verbände stehen, das gemeinsame Forderungen vorstellte.
Die
Umweltverbände Nabu,
WWF und
BUND haben sich dafür unter anderem mit dem Ökologischen Jagdverband und dem Verband der Berufsschäfer zusammengetan.
Bauernverband DBV und Jagdverband DJV, die deutlich größer sind, lehnten die Forderungen dagegen ab.
Seit Jahren wird erbittert über den Umgang mit den streng geschützten Wölfen gestritten. Bisher dürfen nur einzelne Tiere abgeschossen werden, wenn sie mehrfach auffällig geworden sind und Tiere gerissen haben.
Unter dem Stichwort «Wolfsmanagement» fordert eine Seite, auch unabhängig von Wolfsrissen zu erlauben, die Tiere zu schießen - um ihre Zahl zu begrenzen oder auch wolfsfreie Zonen zu schaffen. Die Gegenseite lehnt das strikt ab. Gegenseitig werfen sie sich «Wolfsromantik» beziehungsweise «Angstmacherei» und Populismus vor.
Seit der Jahrtausendwende breiten sich
Wölfe in Deutschland aus, nachdem sie lange ausgerottet waren. 2017/2018 ergab das Monitoring der Behörden 75 Rudel, 30 Paare und drei Einzeltiere. Wie viele Wölfe das sind, ist schwer zu sagen, da die Rudelgröße schwankt, es sterben viele Welpen.
Das Umweltministerium spricht von drei bis acht Wölfen pro Rudel, der Nabu von acht. Damit käme man auf 600 bis 700 Tiere. Die meisten leben in Ost- und Norddeutschland. Das laufende Monitoring-Jahr ist nicht abgeschlossen.
Laut Statistik für 2017 gab es insgesamt 472 Angriffe auf 1.667 Weide- und Gehegetiere, davon 1.366 Schafe. Menschen sind nicht gebissen worden.
Meist steht in der Debatte der Abschuss von Wölfen im Vordergrund, das Kabinett hat dazu im Mai einen
Gesetzentwurf verabschiedet. Er erleichtert den Abschuss von Wölfen nach Schäden - dass es Wolfsrisse gibt, bleibt aber Voraussetzung.
Die Union will den Entwurf im
Bundestag nachschärfen. Das Schaffen wolfsfreier Zonen bleibe auf der Tagesordnung, sagte Fraktionsvize Gitta Connemann der dpa. «Der beste Herdenschutz ist die Regulierung von Wolfsbeständen.»
Das sieht das Naturschutz-Bündnis allerdings anders. Robert Kless vom International Fund For Animal Welfare sagte, da Wölfe sehr mobil seien und pro Nacht bis zu rund 70 Kilometer zurücklegten, könnten sie überall in Deutschland auftauchen. Es brauche deshalb überall Herdenschutz - auch wenn es weniger Tiere seien.
Eckard Fuhr vom Ökologischen Jagdverband sagte, an der Schadensstatistik lasse sich ablesen, dass mehr Wölfe nicht automatisch mehr Schäden bedeuteten, wenn Herdenschutz wie zum Beispiel in Brandenburg umgesetzt werde.
Die Verbände fordern unter anderem, dass zusätzlicher finanzieller und personeller Aufwand zum Schutz von Weidetieren vor Wölfen zu 100 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird - etwa höhere Zäune, Elektrozäune oder Hütehunde. Auch für die
Entschädigung etwa von Schäfern für gerissene Tiere und für den Abschuss auffälliger Wölfe machen sie Vorschläge. Auffällige Wölfe zu töten müsse «das letzte Mittel im Einzelfall» sein.
Die Initiative «Wolf bleibt Wolf», hinter der unter anderem Bauern- und Jagdverband stehen, kritisierte den Vorstoß: «Betroffene Weidetierhalter und Nutzerverbände waren wohlweislich nicht eingeladen, sich zu beteiligen», hieß es in einer Mitteilung.
Für Deutschland müsse ein «Akzeptanzbestand» an Wölfen definiert werden, der über
Jagd erreicht werden solle. Bauernverbands-Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte, in vielen Regionen gelte heute schon «Wolf oder Weide», nicht beides zusammen. «Ohne aktives Wolfsmanagement hilft der Herdenschutz nicht.»