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25.05.2019 | 07:50 | Wolfsichtungen 

Wölfe streunen durch Hessen

Wiesbaden - Immer häufiger durchstreifen wieder Wölfe Hessens Wälder. Im Jahr 2019 wurden nach Angaben der zuständigen Behörden bereits mindestens drei Tiere nachgewiesen.

Wolf in Hessen
Mehrere Wölfe hat es erwiesenermaßen nach Hessen verschlagen. Für Menschen besteht keine Gefahr. Aber Weide- und Nutztierhalter müssen sich um Schutzmaßnahmen kümmern. In Berlin wird über Abschüsse diskutiert. (c) chphotography86 - fotolia.com
Für Aufregung sorgte vor kurzem die Meldung einer Landwirtin aus Ulrichstein (Vogelsbergkreis). Das Raubtier soll ein wenige Wochen altes Kalb gerissen haben. Sie ist sich Berichten zufolge sicher, dass es sich um einen Wolf handelte. Das soll aber noch untersucht werden. Zudem existiert zu einer Sichtung in Ulrichstein das Foto eines Zeugen. Fachleute des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie sahen es als Beleg an.

Nachdem das Landesamt für das Jahr 2018 keine einzige bestätigte Wolfsmeldung nennt, häufen sich nun die Nachweise. Im Februar gab es eine Meldung bei Kathus nahe Bad Hersfeld und dazu einen genetischen Nachweis. Ebenfalls Ende Februar gab es eine Wolfsmeldung aus Steffenberg-Steinperf (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Einen Tag später wurde das Tier tot an der Autobahn 45 bei Herborn gefunden. Dass es sich um dieselbe Wölfin handelt, wurde durch Untersuchungen von Wildtiergenetik-Experten bestätigt, wie das Landesamt erklärt.

Eine weitere Wölfin wurde im März in Alheim (Kreis Hersfeld-Rotenburg) nachwiesen, so das Landesamt nach einer Prüfung. Zu den jüngsten mutmaßlichen Sichtungen Mitte April im osthessischen Mittelkalbach und vor wenigen Tagen in Ulrichstein fehlen noch Beweise. Nachweise können erbracht werden durch Fotos, genetische Spuren oder durch Totfunde. Genetisches Material kann aus Urin, Kot, Haaren, Blut oder Gewebe gewonnen werden.

In den vergangenen zehn Jahren sind nach Angaben des Umweltministeriums in Hessen etwa ein Dutzend Wölfe nachgewiesen worden. «In Hessen selbst haben sich noch keine Wölfe fest niedergelassen und Reviere gegründet, aber es konnten in den letzten Monaten einzelnen Tiere bestätigt werden», sagte die stellvertretende Pressesprecherin Julia Stoye der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Gefahr für Menschen sieht das Ministerium trotz der vermehrten Meldungen nicht: «Wölfe sind vorsichtig und gehen normalerweise dem Menschen aus dem Weg. Es gibt keinen Anlass, anzunehmen, dass Menschen durch Wölfe bedroht sind. Sollte es doch zur konkreten Gefährdung von Menschen durch einen Wolf kommen, kann ein solcher Wolf zur Gefahrenabwehr zur Tötung freigegeben werden.»

In Berlin wurde am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen: Wölfe sollen künftig leichter abgeschossen werden können, wenn sie Schafe und andere Nutztiere reißen. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) teilte mit, dass es erlaubt sein sollte, die Raubtiere auch vorbeugend zu schießen - und nicht nur als Reaktion nach Attacken auf Weidetiere. Das gibt der Gesetzentwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) aber nicht her. Von einer gemeinsamen Linie im Umgang mit den Raubtieren ist die Große Koalition noch weit entfernt.

Seit der Jahrtausendwende breiten sich Wölfe in Deutschland aus, nachdem sie lange ausgerottet waren. 2017/2018 ergab das Monitoring der Behörden 75 Rudel, 30 Paare und drei Einzeltiere. Wie viele Wölfe das sind, ist schwer zu sagen, da die Rudelgröße schwankt, es sterben viele Welpen. Das Bundesumweltministerium spricht von drei bis acht Wölfen pro Rudel, der Naturschutzbund Nabu von acht. Damit käme man auf 600 bis 700 Tiere. Die meisten leben in Ost- und Norddeutschland. Das laufende Monitoring-Jahr ist nicht abgeschlossen.

Wölfe jagen in der Regel Wildtiere und töten Nutztiere nur, wenn sie eine leichte Beute darstellen. «Beispielsweise wenn die Zäune niedrig sind und nicht unter Strom stehen oder wenn eine Seite des Geheges nur mit einem Bach abgegrenzt ist. Deshalb sollten Tierhalter ihre Tiere nach guter fachlicher Praxis sichern», empfahl Stoye.

Sollte es trotz guter Sicherung zu einem Wolfsriss kommen, seien finanzielle Entschädigungen möglich. Das werde im Einzelfall geprüft, erklärte das Umweltministerium. Für den Zusatz-Aufwand, den Weidetierhalter zum Schutz vor Wölfen haben, stellt die Landesregierung jährlich 500.000 Euro bereit. Drohten durch einen Wolf erhebliche, wirtschaftliche Schäden, gebe es bereits gesetzliche Regelungen, die auch in diesem Fall eine Entnahme (Tötung des Wolfes) ermöglichten, erklärte eine Ministeriumssprecherin.

Bereits seit 2017 gebe es die Möglichkeit für Schäfer, im Rahmen des Agrarumwelt-Programmes Geld zu beantragen, um den Mehraufwand beim Herdenschutz abzumildern. In 2018 wurden daraus rund 100.000 Euro ausbezahlt. Die Fördersätze werden nun noch einmal aufgestockt. Auch der der Umweltverband Nabu hält eine weitergehende Förderung im Agrarbereich für notwendig.
dpa/lhe
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