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19.04.2018 | 08:12 | Wolfsmanagement 

Wölfe und die Politik

Berlin - Gruselige Werwölfe im Mondschein, Rotkäppchen und der böse Wolf - in der Welt der Märchen und Mythen haben Wölfe ein schlechtes Image.

Wie viele Wölfe in Deutschland
Schon seit der Jahrtausendwende vermehren sich wieder Wölfe in Deutschland - inklusive aller Probleme, die das zum Beispiel für Schäfer mit sich bringt. Im Bundestag gibt es dazu unterschiedliche Ideen. (c) proplanta
Naturschützer dagegen waren entzückt, als im Jahr 2000 die ersten Wölfe dauerhaft zurück nach Deutschland kamen. Da sich die Tiere vermehren, nehmen auch die Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu. Was tun? Die Frage treibt längst nicht mehr nur Schäfer und Jäger um, sondern auch die Politik - an diesem Mittwoch zum Beispiel den Umweltausschuss im Bundestag.

Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland?

Laut Jagdverband etwa 800 - das ist aber nur eine Schätzung. Sie leben vor allem, aber nicht nur in Niedersachsen und Ostdeutschland. Ein Wolfsrudel besteht übrigens aus einer Familie, also zwei erwachsenen Tieren und ihren Nachkommen.

Und was ist das Problem daran?

Wölfe jagen - und zwar auch Schafe und andere Nutztiere. Sie haben keine Fressfeinde. Wenn sie ausreichend Nahrung finden und nicht gejagt, vertrieben oder zum Beispiel durch Verkehrsunfälle dezimiert werden, dann vermehren sie sich rasch. 2016 wurden über 1.000 Nutztiere durch Wölfe getötet oder verletzt.

Sind Wölfe gefährlich für Menschen?

Normalerweise nicht. Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) sind Berichte über Angriffe aus früheren Jahrhunderten zum größten Teil auf tollwütige Wölfe zurückzuführen, Deutschland ist seit 2008 tollwutfrei. Das Risiko, dass Wölfe lernen, Menschen als Beute zu betrachten, sei «sehr gering». Aber die instinktive Vorsicht der Tiere könne sich «deutlich verringern», wenn  sie «gezielt angelockt oder angefüttert» würden.

Inwiefern sind Wölfe geschützt?

Das ist in der EU über die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geregelt. Der Wolf gehört zu den streng geschützten Anhang-IV-Arten. Er darf deshalb in Deutschland nicht gestört, gefangen oder getötet werden. Ausnahmen kann es für «Problemwölfe» geben, wenn sie Herden reißen oder dem Menschen zu nahe kommen. Zudem sind Wölfe durch das Washingtoner Artenschutzabkommen sowie die Berner Konvention geschützt.

Was hat die Bundesregierung geplant?

SPD und Union wollen die EU auffordern, den Schutzstatus des Wolfs zu überprüfen, «um die notwendige Bestandsreduktion herbeiführen zu können», heißt es im Koalitionsvertrag. Zudem wollen Bund und Länder einen Kriterienkatalog zur «letalen Entnahme» von Wölfen entwickeln - die Umschreibung fürs Abschießen hat der Koalition Spott eingebracht.

Welche Vorschläge gibt es im Bundestag?

Die Grünen fordern, die Wiederansiedlung des Wolfs etwa durch zusammenhängende Lebensräume zu unterstützen und gleichzeitig die Förderung der Weidetierhaltung zu verbessern, etwa über eine Weidetierprämie. Zudem wollen sie neue und einheitliche Standards für die Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden. Die Linke ist für einen einheitlichen Anspruch auf Unterstützung beim Schutz von Nutztieren und auf Entschädigungen.

Die FDP will den Wolf ins Bundesjagdrecht aufnehmen, einen etwas geringeren Schutzstatus für Wölfe in der EU und mehr Geld für Geschädigte. Die AfD fordert ein Projekt um festzustellen, ob Tiere wirklich Wölfe sind oder Mischlinge, die nicht geschützt sind. Sie will auch die Bedingungen für die Einstufung als «problematisch» verringern. Zudem will sie eine regionale Obergrenze für Wölfe.

Wie ist die Lage der Tierhalter?

Betroffen sind vor allem Schafs- und Ziegenhalter. In vielen Bundesländern bekommen sie Entschädigungen, wenn ein Wolf ihre Tiere reißt - vorausgesetzt, sie halten bestimmte Sicherheitsstandards ein. Einen Rechtsanspruch auf Ausgleichszahlungen gibt es allerdings laut DBBW nur in Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Und was wollen die Jäger?

Der Deutsche Jagdverband will den Wolf in das Bundesjagdgesetz aufnehmen, damit es einheitliche Regeln gibt. Was die Jäger ärgert: In Brandenburg und Südwestdeutschland gab es Vorstöße für «Entnahmetrupps». Die Jäger finden, sie sollten erste Ansprechpartner sein - dann erst sollten die Behörden eingreifen dürfen. Für eine generelle «Bejagung» sind die übrigens nicht, das würde auch die EU verbieten. Nur in Sachsen ist der Wolf im Jagdrecht geführt, aber ohne Jagdzeit.
dpa
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