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06.12.2019 | 01:41 | Nutztierrisse 
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Zahl der Wolfsangriffe gestiegen

Berlin - Die Zahl der Angriffe von Wölfen auf Nutztiere hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.

Wölfe in Deutschland
Die Wölfe breiten sich in Deutschland weiter aus - damit steigt auch die Zahl der Angriffe auf Schafe und andere Nutztiere. Das ist neuer Zündstoff für den Streit darüber, wie man mit den streng geschützten Raubtieren umgehen soll. (c) proplanta
2018 gab es nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) 639 gemeldete Übergriffe von Wölfen mit insgesamt 2067 getöteten, verletzten oder vermissten Nutztieren.

Mit Abstand am stärksten betroffen sind Schafe (1.656 Tiere). Die meisten Übergriffe gab es in Brandenburg (163) und Niedersachsen (151). Zunächst hatte die «Neue Osnabrücker Zeitung» («NOZ») über die DBBW-Zahlen berichtet.

In Sachsen wurden demnach 91 Übergriffe auf 419 Tiere gezählt, darunter 340 Schafe und 35 Ziegen.

Im Bericht für das Jahr 2017 werden für Deutschland 472 Übergriffe angegeben, von denen 1667 Nutztiere betroffen waren. Damit hat die Zahl der Vorfälle von 2017 auf 2018 um rund 35 Prozent zugenommen. Seit der Jahrtausendwende breiten sich Wölfe in Deutschland aus, nachdem sie lange ausgerottet waren.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte in der «NOZ» «ein aktives und konsequentes Management des Wolfsbestandes» - das würde bedeuten, die bisher streng geschützten Tiere auch zu jagen. In Deutschland wird seit Jahren erbittert über den Umgang mit Wölfen gestritten.

Am Montag hatten die Wolfsexperten der DBBW mitgeteilt, dass in Deutschland mittlerweile 105 Wolfsrudel leben. Dazu kommen 25 Paare und 13 Einzeltiere. Wie viele Wölfe ein Rudel bilden, schwankt stark.

Es sind in der Regel das Elternpaar und sein Nachwuchs, die Sterblichkeit bei Wolfswelpen ist aber sehr hoch. Die meisten Wölfe leben in Ost- und Norddeutschland. Einen bestätigten Angriff eines Wolfs auf einen Menschen in Deutschland gab es seit der Rückkehr der Tiere nicht.

Das Bundesumweltministerium verwies am Donnerstag auf einen Gesetzentwurf, den das Bundeskabinett bereit im Mai beschlossen hatte. Mit der geplanten «Lex Wolf» beschäftigt sich derzeit der Bundestag. Die Fronten sind verhärtet.

Wölfe sollen dem Gesetzentwurf zufolge unter anderem leichter geschossen werden können, wenn sie Schafe und andere Nutztiere reißen - auch wenn nicht klar ist, welcher Wolf genau Schutzzäune überwunden und die Tiere angegriffen hat. Es können demnach so lange Wölfe in der Gegend geschossen werden, bis es keine Attacken mehr gibt - auch wenn dafür ein ganzes Rudel getötet wird. Die Behörden der Länder müssen aber jeden Abschuss wieder einzeln genehmigen.

Was verboten bleibt, ist der vorsorgliche Abschuss, wenn es gar keinen Angriff auf Nutztiere gab. Das geht unter anderem der Union gegen den Strich: Sie fordert eine aktive «Regulierung» der Zahl der Wölfe und auch «wolfsfreie Zonen».

Auch Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat immer wieder gesagt, dass der vorbeugende Abschuss aus ihrer Sicht erlaubt sein solle. Dem Kabinettsbeschluss stimmte sie zwar zu, sagte aber gleich anschließend, dass sie auf Nachschärfungen im Bundestag setze. Der jagdpolitische Sprecher der FDP, Karlheinz Busen, forderte ein Ende der «Kuscheltierromantik».

Dagegen ist man aus Sicht von Umweltministerium und Naturschützern noch weit von einem guten Erhaltungszustand der Art entfernt, der weitere Lockerungen der Abschuss-Regeln rechtfertigen könnte. Umweltverbände fordern stattdessen, den Herdenschutz -  also zum Beispiel Zäune  - zu verbessern und den Tierhaltern mehr zu helfen als bisher.
dpa
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KUJ schrieb am 06.12.2019 17:10 Uhrzustimmen(7) widersprechen(1)
Wölfe – ohne Bewirtschaftung - zukünftig das existenzielle Problem der Weidetierhalter in Deutschland oder es gelingt endlich den Artenschutz mit den notwendigen Korrekturen in der Realpolitik zu versöhnen.

Dazu ist es notwendig endlich einige grundsätzliche Fakten zur eurasischen Wolfspopulation zu benennen. Die Gesamtpopulation besteht aus weit mehr als 100.000 Tieren und ist damit als Art nicht vom Aussterben bedroht. In Russland leben ca. 30.000 Wölfe, in Kasachstan kommen ca. 85.000 Wölfe hinzu. Die Zahlen der übrigen südlichen Republiken der ehemaligen Sowjetunion mit beträchtlichen Wolfsbeständen liegen nicht vor.
Im übrigen Europa leben ca. 20.000 Wölfe dieser Gesamtpopulation. Darunter sind wichtige Subpopulatio-nen in den Karpaten (Rumänien, Bulgarien:4.000), Balkan (4.000) in Italien (Apenninen und Alpen 2.000) in den Pyrenäen und der Iberischen Halbinsel (2.500) plus der der Karelisch-Baltischen-Population (5.500) plus die deutsch-polnische Flachlandpopulation mit min. 2.500 Wölfen die in etwa zu gleichen Teilen in Deutsch-land und Polen leben.
Die Quellpopulation für die Wölfe im Nordosten Deutschlands ist der westlichste Ausläufer der karelisch-baltischen-Population, die sich bis nach Nordostpolen erstreckt und zunehmend mit der Flachlandteilpopu-lation auch über neue territoriale Rudel in Mittelpolen zusammenwächst.
Die uns besonders interessierende polnisch/deutsche-Unterpopulation stammt von Wölfen aus dem Balti-kum ab, welche im regelmäßigen Genaustausch mit der weißrussischen und ukrainischen Wolfspopulation stehen. Von Süden wandern vereinzelt Wölfe aus dem Alpenraum zu.
Das Stammgebiet der mitteleuropäischen Flachlandpopulationist Deutschland und der westlichen Teil Polens. Ausläufer dieser Population reichen bis nach Tschechien (Sudeten 3 Rudel), Dänemark und im Nordosten durch standorttreue Rudel immer näher an die baltische Stammpopulation heran. Daher muss auf Grund der rasanten Ausdehnung die Vermutung, es handele sich bei dieser Teilpopulation um eine isoliert zu betrach-tende mit dem Status einer „besonders schützenswerten vom Aussterben bedrohten“ Art aufgegeben wer-den. Die karelisch-baltische-Population mit der deutsch-polnischen Teilpopulation umfasst mindestens 8.000 Wölfe mit starkem Expansionsdruck nach Westen.
Inzwischen gibt es in der Flachlandpopulation in Deutschland (Monitoring-Jahr 2018/19) insgesamt 105 Wolfs-rudel, 25 Paare und 13 Einzeltiere und in der polnischen Teilpopulation westlich der Weichsel mindestens 95 sesshafte Rudel plus 3 Rudel im Sudetenland.
Um die Populationsgröße abzuleiten, könnte man dem Ansatz der Veröffentlichung von National Geographic „Die-Wölfe sind-zurück (30. 10. 2017)“ folgen. Dort wird aus den damals vorhandenen 50 Rudeln ein Bestand von etwa 600 Wölfen plus ca. 400 Welpen, also ca. 1.000 Wölfe berechnet (je Rudel 12 mehr als einjährigen Tiere und 8 Welpen). Bei 105 Rudeln (1000/50x105) würde das einen Bestand von ca. 2.100 Wölfen bedeuten.
Geht man etwas konservativer an die Populationsschätzung heran, so ergeben sich folgende Zahlen:
25 Wolfspaare bekommen je 8 Welpen, von denen 6 überleben. Mit den Eltern ergibt das (25x8) = 200 Wölfe;
105 Wolfsrudel bestehend aus dem Elternpaar plus 2 noch nicht abgewanderten vorjährigen Wölfen plus 6 überlebenden diesjährigen Welpen. Daraus ergibt sich eine Rudelgröße von im Mittel 10 Wölfen, also 1050 plus 13 Einzelwölfe. Daraus folgt für Deutschland ein Bestand von (200 + 1050 + 13) = 1.263 Wölfe im Frühjahr 2019. Mit der in etwa gleich großen polnischen Teilpopulation ergibt sich für die deutsch-polnische Flach-landpopulation ein Bestand von ca. 2.500 Wölfen.
Das ganze Argumentieren und Rechnen ist notwendig um nachzuweisen, dass der westliche Ausläufer (deutsch-polnische Flachlandpopulation) keine isolierte Population bildet, sondern nur Teil der 8.000 Wölfe umfassenden karelisch-baltischen Population ist.
Dies hat die Auswirkung, dass für den Nachweis des geforderten „guten Erhaltungszustand“ je Land nur noch 250 erwachsene Wölfe nachgewiesen werden müssen (seit langem erreicht), während bei einer isolierten Population 1000 erwachsene Wölfe nachgewiesen werden müssen. Dies könnte (böse) Menschen auf den Gedanken bringen, dass Funktionsträger, die vom Wolfsbusiness leben, natürlich wenig bis gar kein Interesse verspüren ihre doch ordentlich bezahlte, öffentlich positiv wahrgenommene sehr angenehme Arbeit im Wolfschutz, zu verlieren nur, weil der ganze immense Personalaufwand des Monitorings nicht mehr not-wendig ist. Auch das Einwerben von Wolfsschutz-Geldern der Kampagnen erprobten Naturschutzverbände verlöre sofort die Basis.
Ein heranwachsender Wolf muss sein Wachstum finanzieren und frisst daher im ersten und zweiten Winter genau so viel wie ein adulter Wolf. Daher sind alle Wölfe als Beutegreifer bei der Zählung zu berücksichtigen, nicht nur die mehr als zweijährigen Wölfe.
Sowohl das Populationswachstum als auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit kennzeichnen den Wolf als invasive Art, die auf völlig unvorbereitete Nutzer unserer Kulturlandschaft sowie bestenfalls blauäugige oder vorrangig am Stimmenpotential des nicht betroffenen urbane Klientels interessierte Politiker trifft.
Da der Wolf nachweislich 180 cm hohe Zäune überwindet oder untergräbt und 120 cm hohe Elektrozäune sogar mit Schaflamm im Fang überspringt, scheint ein zuverlässiger Schutz der Weidetierhaltung dauerhaft nicht realisierbar zu sein. Der Erhalt der Kulturlandschaft durch die erwünschte Weidenutzung ist nicht finan-zierbar.
Die bisher in NRW ansässigen 4 Wölfe haben bis jetzt für Prävention und Entschädigung Sachkosten in Höhe von 885.000 € verursacht, die 2019 ausgezahlt bzw. angefordert wurden. Bis jetzt ist die Fördersumme für den Herdenschutz pro Tierhalter von der EU auf 20 000 Euro in drei Jahren begrenzt. NRW hat nun über die Bundesregierung in Brüssel beantragt Ausnahmen zuzulassen, weil man in einigen Fällen bereits an diesen Förderdeckel gestoßen ist.
Sowohl die die Wölfin GW954f (genannt „Gloria von Kleve“) als auch die Wölfin mit der Kennung GW1433f (genannt „Plage von Berg“) haben sich offensichtlich auf den Riss von kleinem Nutzvieh spezialisiert und be-reits beträchtliche Schäden angerichtet. Es muss davon ausgegangen werden, dass dieses auf Nutztiere aus-gerichtete Jagdverhalten an die Welpen weitergegeben wird. Daher wäre es sehr klug beide Wölfinnen zu entnehmen, bevor sie ihr Jagdverhalten an Welpen weitergeben können.
Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass es entgegen der Behauptung manch urbaner Wolfsromantiker in den letzten 20 Jahren weltweit 130 dokumentierte Wolfsangriffe auf Menschen gab, 302 Opfer erlitten Ver-letzungen und 24 Menschen wurden von Wölfen getötet.
(Quelle: https://www.bundestag.de/resource/blob/563294/83068d6297590248dd89375affd358c4/WD-8-041-18-pdf-data.pdf)
Der Wolf muss zügig vom Naturschutzrecht ins Jagdrecht überführt werden, nur so kann seine gesellschaft-liche Akzeptanz dauerhaft gesichert werden.
Zielführend ist hierbei auch die Position des DJV mit dem Vorschlag:
„Basis für das aktive Bestandsmanagement ist eine wildökologische Raumplanung in drei Kategorien:
1. In Wolfsschutzarealen soll sich der Wolf unbeeinflusst entwickeln können, etwa in großen Waldge-bieten, auf Truppenübungsplätzen oder großen Schutzgebieten mit geringer menschlicher Besied-lung und extensiver Weidetierhaltung.
2. In Wolfsmanagementarealen soll der Wolf grundsätzlich toleriert sein, seine Bestände aber auf Basis der individuellen Akzeptanzgrenzen in den Ländern reduziert werden.
3. In Wolfsausschlussarealen sollen territoriale Wolfsrudel nicht toleriert werden, insbesondere in Hin-blick auf die Gefahrenabwehr. Dazu gehören urban geprägte Bereiche, Gebiete mit Weidetierhaltung (inklusive Deiche) oder der alpine Raum.
Grundlage des Managements ist ein vorab festgelegter Akzeptanzbestand: Die einzelnen Bundesländer sol-len ihren individuellen Beitrag zum günstigen Erhaltungszustand der europäischen Wolfspopulation leisten und zugleich eine Grenze definieren, die eine naturschutzfachlich dringend notwendige Weidetierwirtschaft weiterhin garantiert." Hinzugefügt: Sowie die schnelle Entnahme übergriffiger Wölfe ermöglicht.
Der Vortrag erfolgte aus Sicht eines betroffenen Wild- und Ziegenhalters, der potentiell Existenzbedroht ist.
Ich freue mich auf eine seriöse Diskussion. Email: kuj.sbg@web.de
p.s. Für alle die nach Erkenntnisgewinn suchen, sei die Schweizer Seite der Wolfsschützer empfohlen.
Quelle: https://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/verbreitung-lebensraeume
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