Mit dem befürchteten Eingriff Niedersachsens in die Bewirtschaftung und Besitzrechte beschäftigt sich der Waldbesitzerverband auf seiner Jahrestagung an diesem Montag in Isernhagen bei Hannover. Wirtschaftliche Folgen für die privaten Waldbesitzer, bei denen es sich oft um Familienbetriebe handelt, seien nicht berücksichtigt worden, lautet die Sorge des Verbandes.
Angesichts drohender Millionenstrafen der Europäischen Union (EU) gegen Deutschland müssen Niedersachsen und andere Bundesländer meist schon vor Jahren an Brüssel gemeldete Naturschutzflächen nun auch tatsächlich unter Schutz stellen, und zwar bis Ende 2018. Die Politik trage ihre Versäumnisse nun einfach auf dem Rücken der
Waldbesitzer aus, klagte der Präsident des Waldbesitzerverbandes, Norbert Leben, vor der Jahrestagung.
Im Hauruckverfahren werde nun vom Land das Ausweisen von Naturschutzgebieten vorangetrieben, statt sich wo möglich auf Landschaftsschutzgebiete mit weniger Auflagen zu beschränken. «Naturschutz gegen den Willen der Eigentümer wird langfristig scheitern», sagte der Verbandspräsident. Im Waldbesitzerverband haben sich rund 60.000 nichtstaatliche Waldbesitzer zusammengeschlossen, denen gut die Hälfte der 1,1 Millionen Hektar
Waldfläche in Niedersachsen gehört.
«Die Waldbesitzer werden mit der geforderten Unterschutzstellung deutlich in ihrer Bewirtschaftung eingeschränkt», klagte Leben. «Kleinwaldbesitzer sind mit den Beschränkungen schlicht überfordert und Familienforstbetriebe möglicherweise in ihrer Existenz bedroht.» Bayern habe bereits 2016 klarere Regelungen ohne Ge- und Verbote getroffen.
Außer um den künftigen Schutzstatus ihrer
Wälder, der mit Nutzungseinschränkungen verbunden sein kann, geht es den Waldbesitzern auch um angemessene Ausgleichszahlungen. Nötig sei ein praxisorientierter Erschwernisausgleich auch für Landschaftsschutzgebiete, hatte Leben gefordert.
Umweltminister Olaf Lies (
SPD) hatte im Januar bereits höhere
Ausgleichszahlungen für Waldbesitzer angekündigt, wenn auf ihrem Besitz ein Landschaftsschutzgebiet eingerichtet wird.
Hintergrund ist die 1992 von der EU beschlossene Einrichtung eines Netzes von ökologischen Schutzgebieten in Europa. Zuständig für die Auswahl der Gebiete sind in Deutschland die Länder. Niedersachsen hat 385 Areale gemeldet, insgesamt 610.000 Hektar. Die praktische Umsetzung ist für 232 Gebiete noch offen. Sollten bis Ende 2018 nicht alle Schutzgebietsverfahren abgeschlossen sein, drohen Deutschland in einem
Vertragsverletzungsverfahren der EU hohe Strafen.