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08.07.2013 | 09:58 | Unkrautbekämpfung in Mais 

Klimawandel begünstigt Verbreitung von Unkrauthirsen in Mais

Stuttgart/Hohenheim - Unkrauthirsen in Mais entwickeln sich in den letzten Jahren zunehmend zum Problem. Die neu eingeschleppten Arten finden hier ideale Bedingungen vor - auch aufgrund des Klimawandels.

Fuchsrote Borstenhirse
Borstenhirsen breiten sich in Mais zunehmend aus (c) proplanta
Unkrauthirsen zählen zu den typischen Schadgräsern in Mais. Sie vereinen rund 850 Species aus der Gattung Echinochloa (Hühnerhirsen, ca. 30), Setaria (Borstenhirsen, ca. 125), Digitaria (Fingerhirsen, ca. 300) und Panicum (Rutenhirsen, ca. 400).

Die Unkrauthirsen besitzen eine große Variabilität, was sich in der Zahl der beschriebenen Formen und Varietäten wiederspiegelt. Bei den in Europa vorkommenden Unkrauthirsen handelt es sich überwiegend um aus den Subtropen eingeschleppte, thermophile und frostempfindliche Arten, teilt das Agrar-Informationszentrum Proplanta mit.

„Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung der Maispflanzen finden die Hirsen dort ideale Wachstums- und Vermehrungsbedingungen“, erläutert Dr. Jörg Mehrtens, Unkraut-Experte und Geschäftsführer von Proplanta. „Je nach Art und Stärke des Auftretens können Unkrauthirsen in Mais zu erheblichen Ertragsausfällen führen“, warnt Mehrtens. Besonders bis zum 6-Blattstadium sei der Mais konkurrenzschwach und deshalb empfindlich gegen Unkrautkonkurrenz.

Unkrauthirsen haben in den vergangenen Jahren nachweislich stark zugenommen und damit auch ihre wirtschaftliche Bedeutung in Mais. Neben ackerbaulichen Faktoren, dem anhaltenden Biogasboom und der damit seit 2004 verbundenen Flächenausweitung von Mais sowie der biologischen Invasion wird für die zukünftige Ausbreitungsentwicklung der Unkrauthirsen der sich heute schon abzeichnende Klimawandel eine bedeutende Rolle spielen.

Aufgrund ihres hohen Anpassungsvermögens wird es den Unkrauthirsen sehr schnell gelingen, ihr Optimum zu verschieben und auf diese Weise andere Arten aus ihrem ökologischen Optimum zu drängen. Die thermophilen Unkrauthirsen werden daher zu den Profiteuren der Klimaerwärmung zählen.

Außerdem ist davon auszugehen, dass mit zunehmender Erwärmung auch die später keimenden Unkrauthirsen in der Lage sind, mehrere Generationen pro Jahr hervorzubringen. Eine rasche Generationenfolge wird die Selektion schwer bekämpfbarer Arten wiederum fördern. Da ohnehin viele Herbizide nur unzureichend die immense Bandbreite an Unkrauthirsen erfassen, wird sich die Situation nochmals verschärfen.

Die folgende Tabelle verdeutlicht die Förderung der Ausbreitung von Unkrauthirse-Arten in Abhängigkeit vom eingesetzten Herbizid-Wirkstoff. Es wird ersichtlich, dass gegenwärtig lediglich ein Wirkstoff in der Lage ist, das gesamte Hirsespektrum hinreichend zu erfassen und effizient zu bekämpfen und damit letztlich die Selektion von bestimmten Arten zu unterbinden.

Unkrauthirsen Mais Herbizid-WirkstoffeBild vergrößern
Förderung der Ausbreitung von Unkrauthirsen in Abhängigkeit vom Herbizid-Wirkstoff (c) proplanta

Auch der Zeitpunkt der Herbizidapplikation wird sich auf das Unkrautspektrum noch stärker auswirken. Frühe Behandlungstermine könnten beispielsweise Spätkeimer wie Digitaria spp. vermehrt selektieren. Insofern wären stärker wirksame Blattherbizide erforderlich.

„Da Unkrauthirsen schnell und unerwartet zum Problem werden können, sind sie gerade im Hinblick eines nachhaltigen Maisanbaues besonders im Auge zu behalten“, empfiehlt Mehrtens. Außerdem müsse jederzeit mit Neueinschleppungen gerechnet werden.

Die gegenwärtig dem Landwirt zur Verfügung stehende Produktpalette an Mais-Herbiziden ermöglicht eine flexible, wirksame und zugleich maisschonende Unkrautbekämpfung. Um auch zukünftig, gerade im Hinblick einer vielschichtigen Klimavariabilität, dem Hirsedruck bzw. den Auflaufwellen bei trockenen Bodenverhältnissen effizient gerecht zu werden, führt kein Weg an Hirse-Herbiziden mit starker Blattwirkung und flexiblem Einsatztermin sowie einer verlässlichen Dauerwirkung vorbei. (proplanta)

Fachartikel zum Thema:
Artenvielfalt, Verbreitung und Bedeutung von Unkrauthirsen in Mais in Europa (PDF 3.3 MB)
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