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14.04.2019 | 12:06 | Guter Deal? 

Monsanto bleibt für Bayer profitabel

Deidesheim - Die Übernahme von Monsanto erweist sich für Bayer ungeachtet der laufenden Gerichtsprozesse rund um das Herbizid Roundup in den USA in erheblichem Maß als profitabel.

Bayer profitabel
(c) proplanta
Der neue Geschäftsführer der Bayer Crop Science Deutschland GmbH, Peter Müller, verwies am vergangenen Donnerstag (11.4.) vor Journalisten in Deidesheim auf die „bereits belegten“ Ergebnis- und Erlöszuwächse 2018 und kündigte für Ende April Zahlen an, die eine positive Entwicklung der entsprechenden Geschäftsfelder ausweisen würden.

„Die bereits veröffentlichten Zahlen spiegeln den wirtschaftlichen Erfolg und die Sinnhaftigkeit der Akquisition wider“, so Müller. Die Integration sei auf einem guten Weg, brauche aber Zeit, insbesondere im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung. Diese habe sich nach der Übernahme insbesondere in Deutschland deutlich verschlechtert, räumte der Geschäftsführer ein. Der unternehmerische Erfolg des Konzerns sei ohne gesellschaftlichen Austausch nicht mehr möglich. Deshalb werde man in Zukunft noch stärker den Dialog suchen und Daten zu eigenen Produkten zur Verfügung stellen, erklärte Müller.

Fortschritt erhofft er sich in der Nachhaltigkeitsdiskussion auch von einer präziseren Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Der Geschäftsführer verwies auf Zahlen des Unternehmens, wonach der Glyphosateinsatz in Deutschland 2018, allerdings auch trockenheitsbedingt, im Vorjahresvergleich um 20 % gesenkt und gegenüber 2012 fast halbiert worden sei.

Darüber hinaus bringe die Digitalisierung neue Möglichkeiten zur gezielten Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mit sich. Müller kündigte in dem Zusammenhang Niederlassungen der Tochter „The Climate Corporation“ in Europa und Deutschland sowie die Einführung der Plattform FieldView an, ohne aber einen konkreten Zeitraum zu nennen.

Zur Entwicklung des Marktes von Pflanzenschutzmitteln für Sonderkulturen berichtete der Leiter des Vertriebsteams Sonderkulturen, Georg Beer, für 2018 von einer leichten Zunahme der Umsätze gegenüber dem Vorjahr auf 156 Mio. Euro. Für 2019 sei von gleichbleibenden Anbauflächen und einem stabilen bis leicht wachsenden Markt auszugehen, so Beer.

Kostensparplan trifft 4.500 Stellen in Deutschland

Unkommentiert blieb in Deidesheim der von Bayer wenige Tage zuvor angekündigte Stellenabbau in Deutschland. Demnach werden 4.500 Arbeitsplätze entfallen, wobei 3.000 davon dem Konzern zufolge „Querschnittsfunktionen“ betreffen, beispielsweise innerhalb der Verwaltung oder der IT. Betriebsbedingte Kündigungen seien in Deutschland allerdings bis 2025 ausgeschlossen. Stellen könnten hier durch Abfindungen, Altersteilzeit oder die übliche Fluktuation frei werden. Laut dem jüngsten Geschäftsbericht sind jedoch nur 5 % der Beschäftigten älter als 60 Jahre.

Der Standort Deutschland zählte Ende 2018 mit insgesamt 32.140 Mitarbeitern die meisten Beschäftigten bei Bayer. Die Streichung der Arbeitsplätze steht nicht in Zusammenhang mit dem jüngsten Urteil zur Schadenersatzzahlung wegen der vermeintlich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichtungsmittels Roundup in den USA, sondern mit der Übernahme Monsantos. Bereits Ende November 2018 hatte der Konzern angekündigt, weltweit 12.000 Stellen zu streichen.

Die Gesamtzahl der Mitarbeiter belief sich Ende des vergangenen Jahres auf 116 998; ein Jahr zuvor waren es - vor der Übernahme Monsantos - 17,2 % weniger gewesen. Aufgrund des Kaufs des US-Unternehmens ist in der Division Crop Science die Mitarbeiterzahl laut Geschäftsbericht von 2017 auf 2018 um 83 % auf 38.109 gestiegen. Es seien insgesamt 22.100 Angestellte hinzugekommen, durch Abgänge im Zuge der Divestments an die BASF aber auch 4 700 verlorengegangen.

Schadenersatzklagen könnten Bewegung bringen

Einen erheblichen personellen und finanziellen Aufwand wird Bayer nach eigenen Angaben weiterhin in den Bereich Forschung und Entwicklung stecken. Mit 11 % des Umsatzes leiste man diesbezüglich die höchsten Investitionen der Branche, betonte Müller. Als Produktneuheit im Weinbau wurde das Fungizid „Luna Max“ zum Einsatz gegen Oidium vorgestellt, neben der Fruchtfliegenfalle „Decis Trap“ zur Bekämpfung von Kirschfruchtfliegen und dem Insektizid „Movento 100 SC“ gegen saugende Schädlinge im Erdbeeranbau.

Zu schaffen macht Bayer beim Pflanzenschutz aber weiterhin der Zulassungsstau. Die Zahl der damit verbundenen gerichtlichen Auseinandersetzungen sämtlicher Unternehmen lag laut Angaben des Leiters Registrierung, Dr. Jochen Schneider, im November 2018 bei 34; drei davon seien Schadenersatzprozesse gewesen. Sollte einer dieser drei Fälle zugunsten der Kläger entschieden werden, könnte diese Zahl Schneider zufolge weiter wachsen und „deutlich Bewegung ins Spiel kommen“.

Deutschland verliert an Bedeutung bei der Zulassung

Derzeit ist die Zulassungssituation in Deutschland laut Schneider „prekär“. Die lange Bearbeitungsdauer und auch die „Unberechenbarkeit des Ergebnisses“ bei der Bewertung neuer Mittel hätten dazu geführt, dass im gesamten Jahr 2018 im Rahmen der zonalen Zulassung nur noch sieben Anträge an die Bundesrepublik als zonalen Bewerter (zRMS) gegangen seien. Im Jahr 2013 seien es noch 30 gewesen.

Dagegen komme Deutschland immer häufiger die „Statistenrolle“ bei der gegenseitigen Anerkennung (MR) zu, wobei der Einfluss auf die Zulassung hier stark beschränkt sei. So erhöhte sich dem Leiter Registrierung zufolge die Zahl der gegenseitigen Anerkennung bei der Erstzulassung von 13 auf 44 innerhalb desselben Vergleichszeitraums. Unternehmen vermieden das Land schlichtweg als Bewerter und wählten andere Mitgliedstaaten, zum Unmut der Behörden. Es sei abzusehen, dass die Bedeutung Deutschlands als bewertender Staat weiter abnehme, obgleich es innerhalb der zentralen Zone aus Sicht der Agrarproduktion das wichtigste Land darstelle.

Weitere Studien veröffentlicht

Was die Zulassung von Glyphosat anbelangt, verwies Geschäftsführer Müller erneut auf die mehr als 800 wissenschaftlichen Studien, die bislang die Sicherheit von Glyphosat bestätigt hätten. „Sie werden aus dem Hause Bayer nie hören, dass Pflanzenschutzmittel per se harmlos sind. Wir sagen aber, dass das Mittel Glyphosat sicher ist“, betonte Müller.

Um diese Feststellung zu untermauern, wurden laut Bayer inzwischen alle 107 Studienberichte zur Sicherheit des Herbizidwirkstoffs, die im Zuge des EU-Zulassungsverfahrens bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingereicht wurden und zu denen Bayer Rechte besitzt, auf der Transparenzplattform des Unternehmens zugänglich gemacht. Diese Ergänzung der Website folge auf die Veröffentlichung von mehr als 300 Zusammenfassungen von Sicherheitsstudien zu Glyphosat im Dezember, die im Rahmen des EU-Zulassungsverfahrens eingereicht worden seien.
AgE
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