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13.04.2018 | 08:27 | Wein und Bier 
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Bereits mäßiger Alkoholkonsum verkürzt die Lebenserwartung

München / London - Weniger ist besser: Die Richtwerte für den Konsum von Alkohol sind in vielen Ländern einer Untersuchung zufolge zu hoch - auch in Deutschland.

Alkoholkonsum
Ein Gläschen Wein am Tag schadet nicht, hieß es früher. Eine neue Studie zeigt: Schon geringere Mengen Alkohol sind schädlich. Auch die deutschen Richtwerte sollten überprüft werden, sagen Experten. (c) proplanta
Eine große Übersichtsstudie zeigt, dass der Konsum von mehr als 100 Gramm reinem Alkohol pro Woche - das entspricht etwa fünfeinhalb Gläsern Wein oder 2,5 Litern Bier - die Lebenserwartung verkürzt und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Das berichtet ein internationales Forscherteam, an dem auch viele deutsche Wissenschaftler beteiligt waren, im Fachblatt «The Lancet».

In vielen Ländern liegt der wöchentliche Richtwert - also die maximal tolerierbare Menge - deutlich über 100 Gramm. In den USA gelten 196 Gramm für Männer, 98 Gramm für Frauen. In Kanada, Italien, Portugal und Spanien liegen die Werte ebenfalls höher. In Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 140 Gramm für Männer und 70 Gramm für Frauen als tolerierbar.

Das Forscherteam analysierte nun 83 Studien aus 19 wohlhabenden Ländern, an denen fast 600.000 Menschen teilgenommen hatten. Abstinenzler waren ausgeschlossen. Die Studien erfassten die Menge des Alkoholkonsums und beobachteten die Teilnehmer mindestens ein Jahr lang nach. Bei der Datenanalyse berücksichtigten die Autoren Alter, Geschlecht, Tabakgebrauch, Diabetes und andere Faktoren, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang stehen.

Ergebnisse: Ab einer Menge von 100 Gramm pro Woche verkürzte Alkohol bei Männern wie bei Frauen die Lebenserwartung. Zudem erhöhte der Konsum die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hier ohne klaren Schwellenwert. «Die zentrale Botschaft dieser Forschung für die öffentliche Gesundheit lautet: Wenn Sie Alkohol trinken, kann ein geringerer Konsum Ihnen helfen, länger zu leben und Ihr Risiko für mehrere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken», sagt Erstautorin Angela Wood von der der britischen Universität Cambridge.

Höherer Alkoholkonsum war der Untersuchung zufolge mit einem höheren Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche, Bluthochdruck und einem tödlichen Aorten-Aneurysma verbunden. Allerdings ging er mit einer etwas geringeren Gefahr für nicht-tödliche Herzinfarkte einher.

«Alkoholkonsum ist mit einem leicht geringeren Risiko für nicht tödliche Herzinfarkte verbunden, aber das muss gegen das höhere Risiko anderer schwerer - und möglicherweise tödlicher - Herz-Kreislauf-Erkrankungen abgewogen werden», sagt Wood.

Ko-Autor Dan Blazer von der US-amerikanischen Duke University in Durham ruft Ärzte dazu auf, ihre Patienten darauf hinzuweisen. «Diese Studie hat gezeigt, dass der Konsum von Alkohol in einer Menge, die als sicher galt, tatsächlich mit einer geringeren Lebenserwartung und mehreren ungünstigen gesundheitlichen Folgen verbunden ist.»

«Diese Studie hat durch ihre Stichprobengröße eine hohe Aussagekraft», sagt Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie. «Der Richtwert von 100 Gramm pro Woche sollte dazu führen, die Grenzwerte für Männer neu zu überdenken und nach unten zu korrigieren.»

Michael Roerecke von der University of Toronto, der ebenso wie Rumpf nicht an der Studie beteiligt war, verweist darauf, dass Alkohol viele Gesundheitsgefahren birgt: «Jeglicher Alkoholkonsum ist mit einem Risiko verbunden, und weltweit überwiegt der negative Einfluss bei Weitem. Speziell bei Frauen ist mit jedem Konsum ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs verbunden. Das erhöhte Krebsrisiko, nicht nur für Brustkrebs, aber auch für Mund- und Speiseröhrenkrebs, ist vielen nicht bewusst.»

Cornelia Lange vom Robert Koch-Institut (RKI) betont, die Studienergebnisse sollten «als Anregung dienen, die deutschen Empfehlungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten».

Nach einer Analyse des neuen Jahrbuchs Sucht konsumieren Bundesbürger über 15 Jahre im Schnitt 10,7 Liter reinen Alkohol im Jahr. Das entspricht rund 165 Gramm pro Woche.
dpa
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Kommentare 
Kaktus schrieb am 21.09.2018 07:49 Uhrzustimmen(2) widersprechen(3)
@cource
Tia, es sind wohl immer die Anderen, die an der eigenen schlechten Situation Schuld sind. Man selbst ist dafür sicher nicht verantwortlich. Es ist das "verkommene kranke deutsche Schindervolk". Alles klar.

Mal dran gedacht, dass es einen Grund gibt, warum so viele Menschen liebend gerne nach Deutschland wollen. Waren Sie schon mal in anderen Ländern und haben dort mit den nicht so privelegierten Menschen gesprochen?

Hier in Deutschland gibt es immer noch ein soziales Netz. Ok, HarzIV ist nich toll - aber den Lebensstandard, den man damit hier hat, den haben Menschen in anderen Ländern nicht mal dann, wenn Sie einen guten Job haben. Das einzige, was mich hier in Deutschland stört, ist dass es Jobs gibt, in denen eine Vollzeitbeschäftigung nicht dazu ausreicht, besser dazustehen als mit Harz IV. Das sollte es nicht geben.


Und den Satz "...die gesellschaftliche verachtung gegenüber allem schwachen/kranken, siehe die millionen arbeitslosen/obdachlosen/behinderten/kranken in unserer pervertierten schindergesellschaft die immer mehr abgekoppelte kranke seelen erzeugt, denen nur noch der langsame tot durch den alkohol bleibt----verkommenes krankes deutsches schindervolk ..." meinen Sie nicht ernst, oder? Was würden Sie unternehmen, um das Suchtproblem zu lösen? Alkohol verbieten - das funktioniert nicht. Sowas hat noch nie funktioniert - es gibt genug Beispiele in der Geschichte. Glauben Sie etwa, dass es weniger Suchtprobleme gibt, wenn alle Menschen keine Arbeit mehr haben, oder wenn alle Menschen viel Geld haben? Wenn ja, dann kann ich nur sagen - das ist ein Irrglaube. Leider kann nur der Süchtige selbst etwas dagegen tun - die Erfahrung habe ich leider aus erster Hand machen müssen.
Ulrich Dittmann schrieb am 19.04.2018 21:28 Uhrzustimmen(23) widersprechen(20)
Tja, leben ist eben lebensgefährlich.-

Doch die kleinen Freuden des Lebens, wie mal ein Bier + Schnäpschen, soll man sich schon gönnen - solange man damit keinem andern (ob Mensch oder Tier) schadet!

Auf den Punkt bringt es folgende kleine Geschichte:

Mann beim Arzt: "Herr Doktor, wie werde ich sicher 100 Jahre alt?"
Arzt: "Rauchen Sie?" Patient: "Nein" Arzt: "Trinken Sie?" Patient: "Nein" Arzt: "Feiern Sie die ganze Nacht, gar mit vielen Frauen?" Patient: "Nein"
Arzt: "Und warum wollen Sie dann 100 Jahre alt werden?"
cource schrieb am 13.04.2018 15:25 Uhrzustimmen(27) widersprechen(28)
es geht doch dabei nicht nur um die lebenserwartung es geht doch in erster linie um die suchtgefahr, wer glaubt jeden tag seine drei bierchen zum einschlafen eintrichtern zu müssen, der ist schon süchtig nach diesem zellgift aber was solls, die gesellschaftliche verachtung gegenüber allem schwachen/kranken, siehe die millionen arbeitslosen/obdachlosen/behinderten/kranken in unserer pervertierten schindergesellschaft die immer mehr abgekoppelte kranke seelen erzeugt, denen nur noch der langsame tot durch den alkohol bleibt----verkommenes krankes deutsches schindervolk
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