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10.05.2018 | 09:01 | Trinkwasserqualität 
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Chemikalie im Trinkwasser: Muttermilch-Untersuchung geplant

Altötting - Nach dem Fund einer womöglich krebserregenden Chemikalie im Trinkwasser will das Landratsamt Altötting nun auch die Muttermilch von Frauen aus der Umgebung untersuchen.

Trinkwasser in Oberbayern
Über Jahre war in der Region Altötting eine womöglich krebserregende Chemikalie im Trinkwasser. Sie wurde legal eingesetzt, laut Behörden lag die Belastung unter den Leitwerten. Erst jetzt wird untersucht, ob der Stoff im Blut von Anwohnern oder in der Muttermilch ist. (c) proplanta
Voraussichtlich ab 19. Juni können junge Mütter Milch beim Gesundheitsamt des Landratsamtes abgeben, um eine mögliche Belastung mit dem Stoff Perfluoroctansäure (PFOA) prüfen zu lassen. Details dazu sollten noch veröffentlicht werden, sagte ein Landratsamtssprecher am Mittwoch.

Der Stoff PFOA, der nach Experteneinschätzung eine Reihe von Krankheiten wie Krebs begünstigen könnte, war 2016 in Blutspenden aus der Gegend festgestellt worden. Wegen der Belastung wurden bereits Trinkwasserbrunnen geschlossen und Aktivkohleanlagen eingebaut, um das Wasser zu reinigen. PFOA war bei Firmen im Chemiepark Gendorf in Burgkirchen an der Alz unweit von Altötting legal im Einsatz.

Zu Jahresbeginn hatten knapp tausend Menschen aus dem Landkreis Altötting freiwillig Blutproben abgegeben, die nun auf PFOA untersucht werden. Der Bayerische Rundfunk (BR) hatte kürzlich über besorgte Eltern und stillende Mütter aus dem Raum Altötting berichtet, die aber ihre Kinder nicht zum Bluttest anmelden konnten: Kinder unter sieben Jahren durften an der Studie nicht teilnehmen.

Laut BR legen Studien nahe, dass gerade Babys PFOA besonders gut aufnehmen, bis zu 15 Mal besser als Erwachsene. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) teilte dazu mit, bei Säuglingen, die gestillt werden, könne es in den ersten Lebensmonaten zu etwas höheren Blutgehalten kommen als bei der Mutter.

In der weiteren Entwicklung des Säuglings gleiche sich die Belastung zwischen Mutter und Kind dann an. «Bisher gibt es in der wissenschaftlichen Literatur keine klaren Hinweise auf eine besondere Empfindlichkeit von Säuglingen.»

Ergebnisse der Bluttests sollen voraussichtlich im Sommer vorliegen, wie das LGL am Mittwoch mitteilte. Bisher war von Herbst die Rede gewesen - was die SPD erst zu Beginn der Woche kritisiert hatte.

Die SPD im Landtag hatte vor Wochen den Antrag gestellt, auch die Muttermilch zu untersuchen, war damit aber im Umweltausschuss an der CSU gescheitert. Der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn begrüßte nun, dass das Gesundheitsamt Altötting doch eine Untersuchung von Muttermilch auf PFOA anbietet. Das könne aber nur ein erster Schritt sein.

«Ich halte es weiter für dringend erforderlich, dass auch Kinder unter sieben Jahren zur Untersuchung zugelassen werden. Wir müssen so viele Risiken wie möglich ausschließen.» Von Brunn hatte mehrfach moniert, die Staatsregierung sei den möglichen Gesundheitsgefahren durch PFOA jahrelang nicht ausreichend nachgegangen.

Das Gesundheitsministerium wies die Kritik zurück. Eine krebserzeugende Wirkung des Stoffs sei erst bei sehr hohen Belastungen zu erwarten, die bereits sonstige Krankheitssymptome hervorriefen, sagte ein Sprecher. «Davon kann im Raum Gendorf keine Rede sein.»

Dennoch sei auf Ebene des Landkreises unterschätzt worden, welche Ängste die Untersuchungsergebnisse anonymer Blutspenderproben hervorrufen könnten, so der Sprecher weiter. Als über die zuvor im Internet veröffentlichten Ergebnisse in Medien berichtet wurde, seien viele Menschen verunsichert worden. Das Gesundheitsministerium versprach deshalb, sich bei künftigen Untersuchungen für eine bessere Kommunikation der Behörden vor Ort einzusetzen.

Für den Stoff gibt es verschiedene industrielle Anwendungen, etwa in schmutz- und wasserabweisenden Textilien. Die Verwendung ist erlaubt. Die EU-Kommission hat aber beschlossen, dass PFOA ab 2020 nicht mehr hergestellt werden darf. Das LGL hatte 2006 ein Sonderuntersuchungsprogramm zum Trinkwasser begonnen, das bis heute läuft. Auch weitere Umweltfolgen werden untersucht.
dpa/lby
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Kommentare 
cource schrieb am 10.05.2018 09:06 Uhrzustimmen(27) widersprechen(29)
"..Die EU-Kommission hat aber beschlossen, dass PFOA ab 2020 nicht mehr hergestellt werden darf.." die chemieindustrie sorgt dafür, dass millionen ärzte/mediziner/wissenschaftler/pharma an der symptombehandlung von schadstoffvergiftungen sich eine goldene nase verdienen können----die deutschen schinder/kranke opfern sich damit andere schinder einen gut bezahlten job haben----die vorsintflutliche opfergesellschaft lässt grüßen
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