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29.09.2019 | 01:00 | Bauen mit Holz 

Holzhaus: Was Häuslebauer wissen müssen

Hannover / Schwerin - In Schweden säumen sie, rot angestrichen und mit weißen Fensterläden, viele Landstriche.

Bauen mit Holz
Im Kampf gegen die Erderwärmung entdecken Politiker Holzhäuser. Der Rohstoff wächst nach und speichert CO2. In dieser Beziehung schneiden die Häuser aus Holz im Vergleich mit Bauten aus Stein und Beton besser ab. Und sonst? (c) proplanta
Bei den Deutschen waren Holzhäuser dagegen in der Vergangenheit wenig beliebt. Nun entdecken Politiker die Holzbauten als Klimaretter und CO2-Speicher.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) forderte jüngst mehr Holzhäuser für die Republik - und das Land Niedersachsen will von Freitag an für das Bauen mit Holz bei einer Aktionswoche werben. Aber was taugen Holzhäuser eigentlich? 

Sind Holzhäuser im Vergleich zu ihren Pendants aus Stein und Beton günstiger?

«Gute Holzhäuser kosten so viel wie gute Massivhäuser», sagt die Sachverständige für Holzbau der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg, Barbara Hammes.

Nur schlechte Holzhäuser seien preiswerter. Hochwertiges Holz ist nach Angaben des niedersächsischen Forstministeriums als Material zwar teurer. Dafür punkten Holzhäuser aber in Sachen Geschwindigkeit: Die Elemente seien vorgefertigt und könnten einfach zusammengesetzt werden. Holz müsse anders als Beton zudem nicht trocknen. Häuslebauer könnten so schneller in das neue Eigenheim einziehen und doppelte Mietkosten sparen.

Wie ist die Öko- und Klimabilanz von Häusern aus Holz?

«Konventionelle Baustoffe sind in der Herstellung und der Verarbeitung alle sehr ressourcen- und energieintensiv und damit klimaschädlich», sagt eine Sprecherin des Forstministeriums. «Holz dagegen ist ein nachwachsender Rohstoff, der sogar als einziger Baustoff CO2 während des Wachstums bindet und in der Verarbeitung vergleichsweise wenig Energie verbraucht.»

Untersuchungen zufolge könnten beim Neubau von Einfamilienhäusern aus Holz im Vergleich zu herkömmlichen Gebäuden bis zu 56 Prozent Treibhausgas eingespart werden, bei Mehrfamilienhäusern bis zu 48 Prozent. Für Jörg Bühler, Leiter Fachberatungen des Informationsdiensts Holz, ist der Holzbau eine «unbedingte Antwort auf den Klimawandel». Das Bauwesen sei eines der Gewerbe, wo am meisten Kohlendioxid freigesetzt werde.

Hammes betont, dass die Holzbauteile nach dem Abriss eines Hauses wiederverwertet werden könnten: «Das geht bei Massivbauten nicht.» Das Forstministerium hält den Holzbau deshalb für «dem konventionellem Bau überlegen». Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, Johannes Kreißig, betont jedoch, dass es auch mit einem Massivbau möglich sei, klimaneutral zu bauen.

Können Holzbauten der Erderwärmung standhalten?

Ja. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung kommt zu dem Ergebnis, dass die für die kommenden 100 Jahre prognostizierten Klimaänderungen dem sensiblen Material nicht schaden werden.

Halten die Holzhäuser im Winter warm?

Holzwände sind zwar dünner als die aus Stein oder Beton. Hochwertige Holzwände und Dämmungen mit Holz halten die Kälte dennoch ab - denn das Material an sich ist ein Wärmedämmstoff. Kreißig betont, dass es aber vor allem um die Qualität des Wärmeschutzes am Bauwerk geht: Dies sei «wichtiger als die Wahl des einen oder anderen Baustoffs.»

Was können Holzhäuser sonst leisten?

Bühler erklärte, vor allem mehrgeschossige Holzhäuser hätten das Potenzial, die Wohnungsnot in den Städten zu lösen: Holz sei leicht, Gebäude könnten mit dem Material aufgestockt werden: «Das ist auch technisch und wirtschaftlich sinnvoll.»

Was sind die Nachteile von Holzhäusern?

«Jedes Material hat einen Schwachpunkt», sagt Hammes von der IHK. «Bei Holzbaustoffen ist das vor allem die Feuchteempfindlichkeit.» Die Bauten seien auch anfälliger für Schädlinge. In Sachen Schimmel haben sie Hammes zufolge dagegen die Nase vorn: Massive Baustoffe seien eher in Gefahr, von Schimmelpilzen befallen zu werden.

Gibt es hierzulande einen Holzhaustrend?

Den gibt es - Holzhäuser werden immer beliebter. In Niedersachsen wurden im vergangenen Jahr 1558 Häuser aus Holz gebaut - damit liegt ihr Anteil an Neubauten bei 10,6 Prozent. Das ist immerhin ein Prozentpunkt mehr als im Jahr zuvor, wie das Forstministerium unter Berufung auf das Statistische Bundesamt mitteilt.

Die Zahlen steigen Jahr für Jahr - langsam, aber kontinuierlich. Im bundesweiten Vergleich ist Niedersachsen aber eher Schlusslicht: In Deutschland sind 17,8 Prozent der Neubauten inzwischen aus Holz, in Baden-Württemberg sogar fast 30 Prozent.

Was tut die Politik?

Die Bauminister der Länder wollen die Hürden für den Bau mit Holz senken, wie sie am Freitag auf einer Konferenz in Schleswig-Holstein beschlossen haben. Holz soll nach ihrem Willen künftig häufiger als Träger und für Fassaden benutzt werden. Dafür soll die sogenannte Musterbauordnung dahingehend angepasst werden, dass Holz als Baustoff bis zur «Hochhausgrenze» von 21 Metern eingesetzt werden kann. Bislang ist bei 13 Metern Gebäudehöhe Schluss.
dpa/lni
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