Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
31.01.2016 | 02:01 | Nesselsucht & Co. 

Nahrungsmittelallergie – Wenn Essen krank macht

Atemnot, Übelkeit oder Hautjucken können Symptome einer Nahrungsmittelallergie sein. Sechs Prozent aller Kinder und drei Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen.

Nahrungsmittelallergie - Was tun?
(c) proplanta
Doch nicht jede Unverträglichkeit ist eine Allergie. Erfahren Sie mehr zu Ursachen, Allergietests und Therapien.

Was ist eine Nahrungsmittelallergie?



Atemnot, Bauchschmerzen und Übelkeit - Wer sich nach dem Essen unwohl fühlt, denkt schnell an eine Allergie. Doch echte Nahrungsmittelallergien sind nicht besonders häufig. Experten der Berliner Charité zufolge haben nur zwei bis drei Prozent der Erwachsenen, eine echte Nahrungsmittelallergie. Säuglinge und Kleinkinder sind mit sechs bis acht Prozent doppelt so häufig betroffen.

Prinzipiell kann jedes Lebensmittel eine allergische Reaktion auslösen. Bei Erwachsenen zählen Kuhmilch, Ei, Soja, Weizen, Erdnuss und Fisch zu den bekannten Übeltätern. Kinder reagieren häufig allergisch auf Grundnahrungsmittel wie Milch, Eier, Weizen und Nüsse. Bei Babys zählen wiederum Kuhmilcheiweiß und Hühnereiweiß zu den wichtigsten Auslösern.

Nahrungsmittelallergie: Ursache



Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe mit mehr oder weniger heftigen Symptomen. Treten die Symptome unmittelbar nach dem Allergenkontakt auf (meist innerhalb weniger Minuten bis zwei Stunden), spricht man von einer allergischen Soforttypreaktion  der Typ-1-Reaktion (auch IgE-bedingte Nahrungsmittelallergie).

Wesentlich seltener kommt es zu einer sogenannten Spättypreaktion oder Typ-4-Reaktion (auch T-Zell-vermittelten Nahrungsmittelallergie). Bei dieser Form der Allergie treten die Beschwerden nicht unmittelbar nach dem Allergenkontakt auf, sondern werden erst nach ein bis zwei Tagen hervorgerufen. Vor allem Pollenallergiker haben häufig mit einer Nahrungsmittelallergie zu kämpfen. Dies liegt daran, dass die Allergene mancher Pollen und Lebensmittel sich so sehr ähneln, dass das Immunsystem von Allergikern sie nicht unterscheidet – es kommt zu einer sogenannten Kreuzreaktion (Kreuzallergie).

Nahrungsmittelallergie: Dauer und Symptome



Zungenbrennen, ein starkes Jucken im Rachen, geschwollene Lippen oder Atemnot sind häufig Anzeichen einer allergischen Reaktion. Neben dem Mund und Rachenraum können auch die Haut (in Form von Quaddeln, Nesselsucht, Rötungen, Neurodermitis), der Magen-Darm-Trakt (Übelkeit, Durchfall, Erbrechen) und das Atmungssystem (Atemnot, Husten) betroffen sein. Zudem kann ein allgemeines Krankheitsgefühl wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. Im schlimmsten Fall droht ein lebensbedrohlicher allergischer Schock, der sofort ärztlich behandelt werden muss. Die Symptome sind für den Betroffenen sehr unangenehm, dauern in der Regel aber nur so lange an, wie der Allergiker der allergieauslösenden Substanz ausgesetzt ist.

Diagnose: Alles andere als einfach



Die Diagnose von Nahrungsmittelallergien ist sehr schwierig. Nicht immer handelt es sich bei Beschwerden nach einer bestimmten Speise um eine allergische Reaktion. Eine Unverträglichkeit kann auch durch eine Überempfindlichkeit (z.B. Glutensensivität) gegenüber bestimmten Lebensmitteln auftreten oder genetisch bedingt sein.

Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit hat der Körper die Fähigkeit verloren - oder gar nie besessen - einen bestimmten Stoff zu verdauen. Im Gegensatz zu einer echten Allergie handelt es sich dabei um keine allergische Reaktion. Hierzu zählen zum Beispiel genetisch bedingte Enzymdefekte, wie bei einer Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) oder Histaminintoleranz. Bauschmerzen und Übelkeit nach dem Essen können aber auch Anzeichen einer Autoimmunerkrankung (wie z.B. Zöliakie) sein.

Allergie-Test und orale Provokation



Ob jemand allergisch auf ein Lebensmittel reagiert, lässt sich anhand spezifischer IgE-Antikörper im Blut nachweisen. Für den Bluttest wird dem Betroffenen Blut abgenommen und in ein Labor geschickt. Dort wird untersucht, ob gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel IgE-Antikörper vorhanden sind und in welcher Menge. Zudem kann ein Hauttest (Prick-Test) hilfreich sein, um eine Nahrungsmittelallergie nachzuweisen. Wenn kein anderer Allergietest eine genaue Diagnose hervorgebracht hat, kann ein oraler Provokationstest helfen.

Bei dem Test wird den Patienten eine kleine Menge des Allergens verabreicht, zum Beispiel einen Tropfen Kuhmilch bei Verdacht auf eine Milcheiweißallergie. Alle 30 bis 60 Minuten wird die Dosis verdoppelt, bis die durchschnittliche Nahrungsmittelmenge eines Tages erreicht ist (zum Beispiel ein Glas Milch) oder bis eine Reaktion eintritt.

Wichtig: Wegen des Risikos eines allergischen Schocks sollte die Provokation immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen!

Die Behandlung: Therapie und Notfallset



Die einzige Möglichkeit zur Therapie von Nahrungsmittelallergien ist den Auslöser der Beschwerden künftig zu meiden. Ursächlich behandeln lässt sich eine Allergie auf Lebensmittel bislang nicht.


Notfallset allergischer Schock: Cetirizin, Celestamine, FastjektBild vergrößern
Notfallset im Falle eines allergischen Schocks: Cetirizin, Celestamine und Fastjekt. (c) proplanta
Das stellt Patienten nicht selten vor eine große Herausforderung. Ein Restaurantbesuch erfordert meist Spezialwissen und detektivischen Spürsinn. Zwar müssen die 14 häufigsten allergieauslösenden Lebensmittel (wie Nüsse, Eier, Milch oder Soja) inzwischen auf jeder Speisekarte und auf Lebensmittelverpackungen deklariert werden. Viele Produkte besitzen aber nach wie vor keine vollständige Zutatenliste. Und: Allergene können auch dort "versteckt" sein, wo man sie nicht unbedingt vermutet (z.B. in komplex zusammengesetzten Speisen aus dem Handel). Bereits ein geringer Verzehr der versteckten Allergene in Form von bestimmten Gewürzen oder Milchprotein kann schwerste allergische Reaktionen auslösen.

Aus diesem Grund sollten Betroffene immer ein Notfallset mit entsprechenden Medikamenten mitführen. Ein Notfallset enthält in der Regel ein Antihistaminikum in Form von Tropfen oder Tabletten, ein Kortisonpräparat als Zäpfchen oder Flüssigkeit sowie ein Präparat mit dem Hormon Adrenalin. Zudem kann eine Ernährungsberatung für den Betroffenen sinnvoll sein, damit eine abwechslungsreiche Kost möglich ist und um Mangelerscheinungen erst gar nicht entstehen zu lassen.
proplanta
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich