Umweltschützer und Polizisten warnen vor den Folgen der Silvesterböllerei. Wegen der hohen
Feinstaubbelastung rief das
Umweltbundesamt zum Verzicht auf privates Silvesterfeuerwerk auf. Die Deutsche Umwelthilfe forderte schon zuvor weniger Feuerwerk in belasteten Innenstädten. Etliche Kommunen haben privates Böllern in Innenstädten bereits untersagt, erstmals auch Hannover.
Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei wäre eine weitere Ausweitung von Böllerverboten kaum zu kontrollieren. Polizisten beklagen zugleich eine zunehmende Aggressivität und Respektlosigkeit rund um den Jahreswechsel - auch gegenüber Rettungskräften.
Wer an Silvester weniger Feuerwerk benutze oder ganz darauf verzichte, trage dazu bei, die Feinstaubbelastung zu verringern, sagte die Chefin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, der «Rheinischen Post» (Samstag), «das hilft der Gesundheit und verursacht weniger Müll auf den Straßen und in der Umwelt». In der Silvesternacht steige die Luftbelastung mit Feinstaub explosionsartig an und sei in vielen Städten so hoch wie sonst nie im Jahr.
Der entstehende Feinstaub ist auch das Argument der Deutschen Umwelthilfe gegen die Böllerei. Die Umwelthilfe spielt in der Dieselkrise eine große Rolle. Sie hat mit Klagen Fahrverbote für ältere Dieselautos in Großstädten erwirkt. Rufe nach schärferen Vorschriften gegen Silvesterböller stoßen bei CDU-Vize Julia Klöckner auf Ablehnung. Die geltenden Regeln reichten aus, sagte die Bundesministerin für Landwirtschaft dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Der Ansatz der Umwelthilfe sei «Bevormundung» der Bürger.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag): «Ich persönlich finde Feuerwerk wirklich sehr schön - obwohl ich weiß, wieviel Feinstaub es verursacht.» Es sei Sache der Kommunen, gemeinsam mit den Bürgern zu entscheiden, wie bei ihnen Silvester gefeiert werde.
Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, sagte der «Passauer Neuen Presse» (Samstag), man solle Feuerwerk als Brauchtum und Tradition respektieren. Die Menschen brächten damit «Lebensfreude» und «Hoffnung» zum Ausdruck.
In Berlin hätte die rot-rot-grüne Landesregierung gern schon dieses Jahr weitergehende Verbotszonen eingerichtet. Der Linken-Abgeordnete Niklas Schrader sagte dem RBB, man wolle dafür auf Bundesebene aktiv werden. Der Verband der pyrotechnischen Industrie erwartet wieder einen Umsatz von etwa 137 Millionen Euro mit Raketen und Knallkörpern.
«Die derzeitige
Diskussion um ein Verbot von Silvesterfeuerwerk in eng besiedelten Stadtgebieten sehe ich skeptisch, da die Polizei die hierzu notwendigen Kontrollen personell überhaupt nicht leisten kann», sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, der Deutschen Presse-Agentur.
Malchow zufolge nehmen Polizisten zum Jahreswechsel «viel Aggressivität und Respektlosigkeit» wahr. Böller würden gezielt auf Menschen geworfen und Raketen in Richtung von Häusern abgeschossen. Jedes Jahr werden Hunderte Menschen an Silvester verletzt.
Auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings, sieht gefährliche Silvester-Szenen auf einigen Straßen der Großstädte. Dem «Tagesspiegel» (online) sagte er: «Nicht verhältnismäßig scheint mir auch, wenn noch am gesamten Neujahrstag Böller gezündet werden. Mit Raketen und Böllern sollte eine Stunde nach Mitternacht Schluss sein.»
In einer
Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Online-Portale der Funke-Mediengruppe sprachen sich fast 60 Prozent für Feuerwerksverbote in deutschen Innenstädten aus.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA für die «Bild» will die Mehrheit der Menschen in Deutschland gar nicht böllern. Nur 18 Prozent gaben an, Knallkörper zünden zu wollen.
Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt ruft zum Jahreswechsel wieder zu Spenden für Menschen in Not auf. «Die Aktion «Brot statt Böller» ist eine Einladung an alle, denen Silvesterfeuerwerk mit Böllern und Krachern eher Unbehagen bereitet», sagte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel.
Die Tierrechtsorganisation Peta teilte mit: «Während die lauten Knalle der Feuerwerkskörper uns Menschen zur Unterhaltung dienen, geht für die Tiere schlichtweg die Welt unter:
Wildtiere, Hunde und Katzen nehmen den ohrenbetäubenden Lärm, die hellen
Blitze und die unbekannten Gerüche mitunter als lebensbedrohliche Situation wahr.»