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18.09.2019 | 15:45

So wichtig ist die Bedeutung von Tierschutz und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

Gerade in der ökologischen Landwirtschaft wird die artgerechte Tierhaltung immer mehr zum Leitbild.

Nachhaltigkeit Landwirtschaft
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Immer mehr Verbrauchern ist das Wohl und der Schutz von Nutztieren bei ihrem Fleischkonsum wichtig. Landwirte sind daher gefordert, sich stärker für den Tierschutz einzusetzen als bisher. Dies reicht von der Aufzucht der Jungtiere bis hin zur Haltung. Kosten dafür können auf den Kaufpreis der Produkte umgelegt werden, denn immer mehr Verbraucher sind bereit für eine bessere Haltung mehr Geld für Fleisch und Wurstwaren auszugeben. (c) unsplash.com - @adrian_infernus
Die Tiere sollen sich wohlfühlen und dabei ihre arteigenen Lebens- und Verhaltensweisen ausleben dürfen. Ein wichtiger Punkt ist hier der Ökostall, denn die Stallhaltung stellt für die meisten Nutztiere einen großen Eingriff in ihr Individualverhalten dar. So können Landwirte gerade bei der Haltung für eine adäquate Luftzirkulation in den Ställen sorgen und somit das Tierwohl deutlich verbessern.

Stalltiere benötigen für eine artgerechte Haltung:
  • Sozialkontakte
  • Rückzugsmöglichkeiten
  • Fressmöglichkeiten
  • Beschäftigung
Während in der Vergangenheit beim Stallbau in erster Linie auf betriebswirtschaftliche und arbeitsgerechte Punkte beachtet wurden, wie zum Beispiel Kurzstand für die Anbindehaltung oder die ganzjährige Stallhaltung orientiert man sich heute deutlich mehr an den Stallkonzepten für den Ökolandbau. Das Tierwohl wird heute vermehrt am Tier gemessen. Dazu gibt es drei neue Leitfäden, die das Tierwohl direkt an Schweinen, Rindern und Geflügel festmachen.

Die Qualität der Landwirtschaft lässt sich somit langfristig verbessern. Dank der erhobenen Daten über das Tierwohl und die artgerechte Haltung von Nutztieren in der Landwirtschaft lassen sich innerbetriebliche Schwachstellen schnell aufdecken und somit auch beheben. Unter anderem ist die Eutergesundheit in der ökologischen Milchkuhhaltung ein sehr wichtiger Indikator für das Tierwohl. Es finden dazu meist jährliche Betriebskontrolle statt, die zwar für den Landwirt einen gewissen Aufwand bedeuten, sich aber durch eine gute Vorbereitung im Rahmen halten lassen.

Dieser Aufwand rechnet sich letztendlich für jeden Betrieb in der Landwirtschaft, denn schon seit 2014 müssen alle tierhaltenden Betriebe nachweisen, dass ihre Tiere gemäß dem Paragraphen 2 des Tierschutzgesetzes artgerecht gehalten werden. Somit kommen Landwirte ihrer vorgeschriebenen Pflicht zur betrieblichen Eigenkontrolle nach.

Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft durch den Verzicht auf Monokulturen

Sicherlich sind Monokulturen bei vielen Landwirten sehr beliebt, denn sie erleichtern die Anbauweise und gestalten die Arbeit des Landwirtes effizient. Jedoch bedenken viele Landwirte nicht, dass die Leidtragenden einer Monokultur nicht nur die Böden und die Tiere sind, sondern auch die nachfolgenden Generationen.

Gerade Umweltschützern sind Monokulturen schon lange ein Dorn im Auge. Jedoch muss man auch an die Landwirte denken, die auf diese Form des Anbaus angewiesen sind, wenn sie ausreichend Geld verdienen wollen.

Definition Begriff Monokultur

Im Rahmen der Monokultur werden über viele Jahre auf der gleichen Grundstücksfläche immer die gleichen Pflanzen angebaut. Monokulturen finden wir nicht nur in der Landwirtschaft zum Beispiel mit Mais, sondern auch sehr oft in der Forstwirtschaft mit Fichten.

Immer mehr Landwirte setzen auf die Monokultur, da sie für verschiedene Pflanzenarten auch verschiedene Erntemaschinen kaufen müssten. Des Weiteren können sich die Landwirte auf die Pflanzen in der Monokultur besser spezialisieren, denn in der Regel werden Pflanzen angebaut, die in der Region besonders gut wachsen. Landwirte müssen sich nicht um Pflanzen kümmern, die oft nur als zweit- oder drittbeste Pflanze auf dem Markt zu finden sind. Und natürlich können Landwirte die größeren Ernten der Monokultur besser vermarkten, als wenn sie mit kleinen Mengen auf den Markt kommen. An die Nachteile der Monokultur denkt die Landwirtschaft an dieser Stelle kaum. Auch wenn eine Monokultur sich effizient vom Landwirt bewirtschaften lässt, ist sie alles andere als nachhaltig.

Eine Studie der Universität Zürich kam zu folgendem Fazit bei Monokulturen:

Die Nährstoffe im Boden werden bei Monokulturen nur einseitig genutzt. Dies bedeutet von einem bestimmten Nährstoff gibt es bald zu wenig, während andere in großen Mengen vorhanden sind.

Von diesem einen Bodennährstoff gibt es bald zu wenig, sodass der Landwirt letztendlich mehr düngen muss. Durch zu viel Dünger schädigt der Landwirt jedoch nicht nur den eigenen Boden, sondern auch das Grundwasser.

Monokulturen sind eindeutig anfälliger gegen Schädlinge und der Landwirt muss vermehrt Pestizide und Herbizide nutzen.

Felder mit Monokulturen sind ebenfalls anfällig für die sogenannte Boden-Erosion. Aus diesem Grund müssen die Felder aufwendiger gepflügt werden.

Zahlreiche Tiere finden auf Feldern mit Monokulturen keine Nahrung mehr.

Sehr oft dienen Monokulturen der Herstellung von Biomasse oder um die internationale Lebensmittelproduktion zu fördern.

Selbst das Bienensterben lässt sich auf Monokulturen zurückführen. Durch Monokulturen wird der Lebensraum und die Nahrungsvielfalt von Bienen stark eingeschränkt.

Das Forscherteam kam letztendlich zu dem Ergebnis, dass Pflanzen in Pflanzgemeinschaften meist einen höheren Ertrag liefern als eine Pflanze in Monokultur.

Neben der Monokultur gibt es für die nachhaltige Landwirtschaft eine Reihe von Alternativen:

  • die Mischkultur
  • der Agroforst
  • die Permakultur
  • die Aquaphonik
  • das Aquafarming

Katastrophe für die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft durch resistente Unkräuter

Herbizidresistenz WindhalmBild vergrößern
Herbizidresistenz bei Unkräutern und Ungräsern nimmt zu (c) unsplash.com - @jan_huber

Sicherlich ist immer wieder die Rede von einer nahezu gentechnikfreien Landwirtschaft und doch zeichnet sich in ganz Europa die gleiche Entwicklung ab. Einen Großteil resistenter Unkräuter findet man in Italien und Frankreich dicht gefolgt von Spanien und Deutschland. In Deutschland ist meist die Rede vom Acker-Fuchsschwanz, der in erster Linie in den Marschgebieten Norddeutschlands wächst. Allerdings muss auch gesagt werden, dass sich mittlerweile Resistenzen in ganz Deutschland ausbreiten und so zu großen Ertragsausfällen führen. Gründe hierfür sind Monokulturen und einseitige Anwendung von Spritzmitteln.

Womit steuert die Industrie gegen?

Große Unternehmen haben aus diesem Grund Gentechnik-Pflanzen entwickelt. Denken wir hier nur an Soja, Baumwolle und Mais. Diese Pflanzen sind sowohl gegen Glyphosat und Glufosinat sowie gegen das Herbizid Dicamba resistent. Große Agrarkonzerne, wie zum Beispiel Dow AgroSciences bringen mit ihrer Marke Enlist gentechnisch veränderte Samen auf den Markt.

Solch eine Chemiekeule bringt eindeutige Nachteile, wenn man an die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft denkt. Im Grunde genommen kann man durch den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut auch Feuer mit Öl löschen, um letztendlich den gleichen Effekt zu erzielen. Zahlreiche Wissenschaftler sagen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auf diesen Feldern Unkräuter sprießen, denn diese passen sich an Spritzmittel und Co. an.

Landwirte sind abhängig von Saatzuchtfirmen

Viele Landwirte hier in Deutschland sind abhängig von den großen Saatzuchtfirmen, die immer mehr gentechnisch manipuliertes Saatgut auf den Markt bringen. Die Saatzuchtfirmen sind Inhaber von Patenten, was wiederum viele Landwirte in die Abhängigkeit treibt. Die Landwirte können auf ihren Feldern nicht mehr über den Einsatz von Spritz- und Düngemittel sowie über die Ernte und deren Vermarktung bestimmen.

Ginge es jedoch um die Pläne der Gentechnikindustrie, dann würden Gen-Pflanzen noch deutlich öfter auf der ganzen Welt angebaut werden. Zum Glück ist es dazu noch nicht gekommen, was die Landwirte wieder auf mehr Nachhaltigkeit ihrer Landwirtschaft hoffen lässt. Reine Gen-Pflanzen werden bisher nur in wenigen Ländern angebaut, auch wenn die Gentechnikindustrie große Versprechungen vorgenommen hat, wenn es um die Behandlung mit Unkrautvernichtungsmitteln ging.

So haben sich die Versprechungen der Industrie zugunsten der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nicht erfüllt. Schließlich hat der Anbau von genmanipulierten Pflanzen nicht zu einem höheren Ertrag geführt, sondern vielmehr um eine Steigerung beim Einsatz von mehr und giftigeren Pestiziden. Diese wiederum führten zu ungewollten Nebenwirkungen in der Landwirtschaft und für die Umwelt. Es kann also ganz klar gesagt werden, dass Genmanipulation veraltet und unberechenbar ist. Landwirte sollten wieder vermehrt auf Nachhaltigkeit setzen und ihre Landwirtschaft von Monokulturen mindestens auf eine Mischkultur umrüsten.

Pd
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