Heftige Schmerzen im großen Zeh können erste Anzeichen einer Gichterkrankung sein. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden heutzutage an Gicht (Urikopathie, Arthritis uricia). Männer sind ungefähr zehnmal häufiger betroffen als Frauen. Die meisten Fälle von Gicht treten zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr das erste Mal auf.
Gicht kommt selten allein
Gicht wird auch als „Wohlstandskrankheit“ bezeichnet, da der Ausbruch der Erkrankung meist dicht mit den Lebens- und Essgewohnheiten der Betroffenen zusammenhängt. Nicht selten geht die Gicht mit weiteren Erkrankungen wie Diabetes mellitus,
Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten einher. Viele der Gichtpatienten sind übergewichtig. Häufig liegt auch eine erbliche Veranlagung für die Stoffwechselerkrankung vor. Aber auch körperliche Anstrengung, die Einnahme von Medikamenten, Blutverlust oder Fastenkuren kommen als Auslöser infrage.
Ernährung bei Gichtanfall
Grund für den Ausbruch der Erkrankung ist in der Regel eine Störung des Purinstoffwechsels. Das bedeutet, dass die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren gestört ist, sodass sich die Säure im Blut anstaut (medizinisch heißt das Hyperurikämie). Infolgedessen kommt es zu äußerst schmerzhaften Ablagerungen von Harnsäurekristallen (sogenannten Gichtknoten) in den Gelenken und Geweben.
Ziel der Behandlung ist es daher, den erhöhten Harnsäurespiegel im Blut langfristig zu senken. Dafür ist es wichtig, die Purinaufnahme einzuschränken. Dies ist zum einen durch entsprechende (harnsäuresenkende) Medikamente möglich. Zum anderen durch eine purinarme Ernährung. Denn Purine werden nicht nur vom Körper selbst gebildet, sondern stecken auch in vielen Nahrungsmitteln.
Richtige Ernährung bei Gicht
Gichtpatienten sollten sich an den Grundregeln einer ausgewogenen und gesunden Ernährung orientieren. Da der Körper auch Harnsäure aus Purinen in der Nahrung bilden kann, ist es zudem wichtig purinreiche Lebensmittel zu meiden. Generell gilt: Betroffene sollten nicht mehr als 500 mg (Milligramm) Harnsäure pro Tag zu sich nehmen. Um diesen Wert nicht zu überschreiten, sollten höchstens einmal am Tag 100g Fleisch oder Fisch verzehrt werden. Bei einem akuten Gichtanfall kann der Arzt sogar noch strengere Obergrenzen von maximal 300mg Harnsäure pro Tag verordnen.
Purinreiche Lebensmittel sind tabu
Auf purinreiche Lebensmittel sollten Gichtpatienten verzichten. Auf jeden Fall sollten sie nur in geringer Menge verzehrt werden.
Zu den purinreichen Lebensmitteln zählen vor allem:
- Innereien (enthalten den höchsten Harnsäuregehalt) wie Bries, Nieren und Leber sowie Muskelfleisch und Wurst.
- Bestimmte Fischsorten wie Hering, Sprotten, Sardellen oder Lachs und Meerestiere, wie Hummer und Miesmuscheln.
- Einige pflanzliche Nahrungsmittel wie beispielsweise Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, weiße Bohnen), Rhabarber, Kohl (Rosenkohl), Spinat, Spargel, Sojaprodukte und Erdnüsse.
- Fructosehaltige Getränke, da der Abbau von Fructose auch zur vermehrten Bildung von Harnsäure beiträgt.
- Möglichst fettarm essen
Essen bei Gicht: Tipps zur purinarmen Ernährung
Da sich auch eine hohe Fettzufuhr ungünstig auf den Harnsäurespiegel auswirkt, sollten die Lebensmittel möglichst fettarm zubereitet (z.B. dünsten, grillen) werden. Generell ist das Kochen von Lebensmitteln günstiger als das Braten, da beim Kochen ein Teil der Purine ins Kochwasser übergeht. Der
Puringehalt kann sich dadurch um etwa 10 bis 20 Prozent verringern! Zudem empfiehlt es sich, den Anteil tierischer Fette zugunsten von pflanzlichen Ölen zu reduzieren.
Wichtig: Relativ viele Purine verbergen sich in der Haut von Geflügel und Fisch sowie in der Schwarte vom Schwein. Gichterkrankte sollten die purinreiche Haut (oder Schwarte) immer entfernen.
- Milchprodukte als Eiweißquelle
Als gute Eiweißquelle eignen sich Milch- und Milchprodukte (Topfen, Joghurt, Käse) sowie Eier. Sie sind purinfrei bzw. sehr purinarm. Aber auch Obst und Gemüse sollten, bis auf die oben angeführten Ausnahmen, bei einer purinarmen Ernährung täglich auf dem Speiseplan stehen. Beim Kauf von Brot, Nudel oder Reis, ist es besser zur Vollkornvariante zu greifen. Der Genuss von Süßigkeiten (Kekse, Kuchen, Schokolade) sollte auf ein Minimum reduziert werden, da Zucker den Harnsäurespiegel erhöht.
- Zum richtigen Getränk greifen
Gichtpatienten sollten auf eine ausreichende Trinkmenge (zwei bis drei Liter täglich!) achten. Trinken hat eine entgiftende Wirkung auf die Nieren, spült die Harnsäure besser aus dem Körper und verbessert zudem das allgemeine Wohlbefinden. Geeignete Durstlöscher sind zum Beispiel Leitungs- und Mineralwasser oder ungesüßte Kräutertees. Von gesüßten Limonaden und Cola ist abzuraten.
Auf alkoholische Getränke, insbesondere Bier, sollten Gichterkrankte verzichten. Grund dafür ist, dass Alkohol die Harnsäureausscheidung hemmt und somit die Harnsäurekonzentration erhöht. Zudem enthält Bier beträchtliche Mengen an Purinen. Wenn schon Alkohol, dann besser ein Glas Rotwein – denn Wein ist im Gegensatz zu Bier in geringer Menge erlaubt.
Selbst auf Kaffee müssen Betroffene nicht verzichten. Kaffee enthält zwar Purine, diese werden allerdings im Körper nicht zu Harnsäure abgebaut und belasten somit auch nicht den Harnsäurespiegel.
- Normalisierung des Körpergewichtes
Übergewicht (Adipositas) ist ein bedeutender Risikofaktor für Hyperurikämie. Gichtpatienten sollten daher durch eine gesunde Ernährungsumstellung (d. h. eine gesunde, fettarme Küche) und ausreichend Sport versuchen, ihr Gewicht langsam zu reduzieren. Von Radikaldiäten muss strengstens abgeraten werden. Denn extremes Fasten kann einen akuten Gichtanfall auslösen. Das heißt: Sehr üppige Mahlzeiten sind ebenso ungünstig wie Hungern oder längere Durstphasen.