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23.11.2018 | 08:32 | Klimawandel und Luftschadstoffe 

84 Prozent der Bäume in Rheinland-Pfalz sind krank

Mainz - Hitze und Trockenheit haben dem rheinland-pfälzischen Wald in diesem Jahr schwer zu schaffen gemacht.

Waldzustand 2018
Dem Wald in Rheinland-Pfalz geht es deutlich schlechter als im Vorjahr. Trockenheit und Hitze schwächen die Bäume. Die Kronen lichten sich und die Pflanzen werden noch anfälliger für Schädlinge. (c) proplanta
Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume stieg auf 37 Prozent, wie Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) bei der Präsentation des Waldzustandsberichts 2018 am Donnerstag in Mainz bekannt gab. Im vergangenen Jahr lag der Anteil noch bei 24 Prozent. 84 Prozent der Bäume seien mindestens leicht geschädigt, sagte Höfken (Grüne).

Besonders betroffen seien Fichte und Douglasie. «In 34 Jahren Waldzustandsbericht hat es noch nie ein so schlechtes Ergebnis der Untersuchung gegeben», erläuterte Höfken. Im vergangenen Jahr wiesen noch 73 Prozent der Bäume mindestens leichte Schäden auf.

Fast alle Bäume haben 2018 stark geblüht und anschließend Früchte getragen. «Das ist ein wichtiger Indikator für die Umweltveränderung», erklärte Höfken. Eichen beispielsweise bilden in warmen Lagen eher Früchte als in kühleren. Das sei eine enorme Belastung für die Bäume, führte die Ministerin aus. Es gebe mehr Blüten als Blätter und daher weniger stark bewachsene Kronen.

Rheinland-Pfalz sei innerhalb Deutschlands mit am stärksten vom Klimawandel betroffen, legte Ulrich Matthes dar, Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen. Vieles deute darauf hin, dass 2018 als bisher wärmstes Jahr in die Geschichte eingehen könnte.

So war der Zeitraum April bis Oktober der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Außerdem war es deutlich zu trocken. «Man muss damit rechnen, dass derartige Wetterlagen künftig häufiger werden, länger bestehen bleiben und langsamer weiterziehen», sagte Matthes.

Hitze und Trockenheit setzten den Bäumen zu, erklärte Höfken. Das mache sie anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer, der vor allem Fichten befällt. Die Insekten profitieren von den hohen Temperaturen und vermehren sich rasant. 500.000 Festmeter Holz sind dem Käfer bereits zum Opfer gefallen.

Der Holzpreis der Fichte habe sich nahezu halbiert, so Höfken. Der Schaden durch den Borkenkäfer werde derzeit auf 20 Millionen Euro geschätzt. «Vieles ist heute jedoch noch nicht absehbar», meinte die Ministerin. Besonders betroffen ist laut Bericht die Region Westerwald/Taunus.

Sollte das Frühjahr 2019 genauso warm werden, wäre das eine Katastrophe, erklärte Hans-Werner Schröck, von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) im pfälzischen Trippstadt. Nur Harz könne die Käfer zumindest teilweise abwehren. «Die Fichten können aber bei Trockenheit weniger Harz bilden.»

Die eigentlich als robust und anpassungsfähig geltende Douglasie leidet zunehmend unter Pilzinfektionen. Das führt dazu, dass ihre Nadeln vorzeitig abfallen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat sich hier der Zustand der Kronen gegenüber dem Vorjahr weiter drastisch verschlechtert. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume habe sich verdoppelt.

Höfken sagte, sie wolle die Bundesregierung bitten, ihre finanzielle Unterstützung zu verstärken. Bisher hatte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) den Waldbesitzern eine Dürrehilfe von 25 Millionen Euro verteilt auf fünf Jahre in Aussicht gestellt.

Für den 35. Waldzustandsbericht wurden im Juli und August dieses Jahres knapp 3.900 Bäume an 160 Standorten in Rheinland-Pfalz untersucht.
dpa/lrs
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