Die Wildbestände im Land sind trotz stärkerer Bejagung gewachsen, doch zu viel Wild schadet dem Wald. Am Runden Tisch hatten sich Jäger, Forstleute, Waldbesitzer und Umweltschützer auf neue Jagdregeln geeinigt. Der Landesjagdverband sieht das jetzt anders. (c) proplanta
«Wir halten an den gewachsenen und bewährten Jagd- und Schonzeiten des Wildes fest», teilte der Verband am Freitag mit. «Als Anwälte des Wildes lassen wir es nicht zu, dass das Klima nun mit der Büchse gerettet werden soll und dabei Weidgerechtigkeit und Tierschutz auf der Strecke bleiben. Das ist mit uns nicht verhandelbar.» Zuvor hatte die «Schweriner Volkszeitung» darüber berichtet.
Zur Verringerung der Wildbestände will die Landesregierung die Jagdbestimmungen lockern. Agrar- und
Umweltminister Till
Backhaus (
SPD) hatte in der vergangenen Woche unter anderem längere Jagdzeiten für Rehwild angekündigt. So sollen Rehböcke von Mitte April bis Ende Januar des Folgejahres auf Gesellschaftsjagden erlegt werden dürfen. Bislang war dies nur von Mai bis Oktober möglich. Außerdem sollen
Jäger mehr Jungtiere von Rot-, Dam- und Rehwild schießen dürfen.
Auf diese Maßnahmen hatten sich beim «Runden Tisch Wald und Wild» Jäger, Forstleute,
Waldbesitzer und Umweltschützer geeinigt - auch der Landesjagdverband. Dessen Präsidium kündigte nun an, sich in den nächsten Tagen gemeinsam mit den Mitgliedern mit den Ergebnissen des Runden Tisches zu befassen. «Mitte April sind beim Rot- und Damwild und auch beim Reh noch die Setzzeiten für Junge - dann muss Ruhe herrschen im Revier», sagte Verbandssprecher Ulf-Peter Schwarz.
Für Backhaus hat die Vereinbarung nach wie vor Bestand, wie er am Freitag mitteilte. «Wir haben vor einer Woche im Ergebnis intensiver Diskussionen im Rahmen des Runden Tisches Wald und Wild einen einstimmigen Beschluss gefasst, den auch der Landesjagdverband mitgetragen und mit seiner Unterschrift bestätigt hat», betonte er.
Backhaus will das Präsidium des Landesjagdverbands zum Gespräch einladen. Die Jägerschaft könne sich schon in eigenem Interesse nicht verweigern, wenn es um eine der größten gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der heutigen Zeit gehe. Seiner Ansicht nach widerspricht die Vereinbarung nicht ethisch-moralischen Jagdgrundsätzen: «Die Grundsätze: schwach vor stark und jung vor alt sowie der Schutz von trächtigen Tieren und Tieren die Junge führen, gelten selbstverständlich uneingeschränkt weiter.»
Naturschutz-, Jagd- und Forstverbände hatten schon mehrfach eine stärkere
Bejagung verlangt, um jungen Bäumen bessere Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Dafür müsse der Bestand an Schalenwild deutlich verringert werden. Vor allem Rehe, Dam- und Rothirsche fressen junge Triebe immer wieder ab und behindern das Wachstum der Bäume.