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10.08.2019 | 04:40 | Tierethik 
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Dürfen wir Tiere essen?

Göttingen - Darf der Mensch Tiere nutzen? Und wenn ja, wie sieht ein ethisch korrekter Umgang mit Tieren aus?

Fleischkonsum
Studie der Universität Göttingen zeigt tierethische Positionen in der Bevölkerung auf. (c) proplanta
Die Positionen zu solchen philosophischen Fragen reichen vom ursprünglichen Anthropozentrismus, wonach der Mensch mit Tieren umgehen darf, wie er möchte, bis hin zum Abolitionismus, der eine Nutzung von Tieren gänzlich ablehnt.

Ein Forscherteam der Universität Göttingen hat nun erstmals eine repräsentative Studie zu den verschiedenen tierethischen Positionen in der deutschen Bevölkerung erstellt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.

Die Forscherinnen und Forscher befragen rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, die angeben sollten, inwieweit sie Kernaussagen verschiedener tierethischer Positionen zustimmen oder diese ablehnen. Aus den Ergebnissen identifizierten die Wissenschaftler fünf Gruppen mit verschiedenen Werteprofilen, die sie dann wiederum im Hinblick auf einen nachhaltigen Ernährungsstil untersuchten.

Zentrales Ergebnis: Etwa ein Viertel der Befragten unterscheiden bei ethischen Fragestellungen nicht zwischen Nutz- und Heimtieren und ernähren sich signifikant häufiger flexitarisch oder vegetarisch, als dies in den anderen Gruppen zu beobachten ist.

Drei weitere Gruppen vertreten zwar ebenfalls deutlich tierwohlorientierte Positionen, unterscheiden gleichzeitig aber zwischen Nutz- und Heimtieren. Tieren in der Landwirtschaft werden dann etwas weniger Rechte zugesprochen. Diese Menschen ernähren sich deutlich seltener vegetarisch. Nur eine sehr kleine Gruppe lehnt sämtliche tierethischen Positionen ab, was sich auch in einer Ernährungsweise mit vielen tierischen Lebensmitteln widerspiegelt.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass ein zentraler Aspekt für eine nachhaltigere Ernährung die ethische Gleichsetzung von Nutz- und Heimtieren ist“, erläutert Erstautorin Sarah Hölker, Doktorandin am Lehrstuhl für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Universität Göttingen. Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Achim Spiller ergänzt: „Aus Gründen der Gesundheit, vor allem aber des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des Tierwohls gilt es, den Konsum tierischer Lebensmittel deutlich zu reduzieren. Dafür ist ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen tierethischen Positionen als zentraler Motivation für eine nachhaltige Ernährung und dem tatsächlichen Ernährungsverhalten wichtig.“

Originalveröffentlichung: Sarah Hölker, Marie von Meyer-Höfer & Achim Spiller. Animal Ethics and Eating Animals: Consumer Segmentation Based on Domain-Specific Values. Sustainability 2019. https://doi.org/10.3390/su11143907.
uni-göttingen
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Kommentare 
Karl am Acker schrieb am 10.08.2019 19:44 Uhrzustimmen(9) widersprechen(2)
"Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Achim Spiller ergänzt: „Aus Gründen der Gesundheit, vor allem aber des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des Tierwohls gilt es, den Konsum tierischer Lebensmittel deutlich zu reduzieren." Herr Spiller hat, wenn er das tatsächlichh so gesagt hat, grundlegende Dingende einfach nicht kapiert. Aus keinem der drei genannten Gründen ist es notwendig, den Fleischverbrauch zu reduzieren. Die entscheidende Frage für mich ist, wie wir die Tiere halten, und nicht wieviel davon. Daß das Tierwohl vom Fleischkonsum abhängen soll ist schlicht Quatsch, da hat jemand offensichtlich zuviel ARD-Dokus geschaut. Um das plakativ zu sagen: Mir sind 10 gehaltene Tiere, welche unter Bedingungen gehalten werden, die der jeweiligen Tierart gerecht sind, lieber, als nur eines, welches unter miserablen Bedingungen sein Dasein fristet.
Nur um etwaige Einwände gegen meinen Text vorzugreifen: Die Kostenfrage ist eine ganz andere. Und die persönliche Einstellung zu Geschmack im Allgemeinen und zum Fleischgenuss im Besonderen nochmals eine ganz andere.
Ich wünsche allerdings allen eine guten Appetit.
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