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12.11.2011 | 05:14 | Insektenforschung 

Jagd auf Asiatische Marienkäfer zu Forschungszwecken

Neckargemünd - An Herbsttagen geht Astrid Eben auf Jagd. Die Insektenforscherin vom bundeseigenen Julius Kühn-Institut in Dossenheim (Baden-Württemberg) ist auf der Suche nach Asiatischen Marienkäfern.

Asiatischer Marienkäfer
(c) proplanta
Die bis zu acht Millimeter großen Käfer mit der lateinischen Bezeichnung Harmonia axyridis treten in Deutschland seit einigen Jahren im Herbst massenhaft vor allem in Städten auf. An warmen Hauswänden krabbeln dann schon mal mehrere tausend Käfer.

«Es ist gar nicht so einfach, diese Invasionen von Freilandpopulationen mitzubekommen und lebende Käfer einzusammeln», sagt Eben. Sie interessiert sich für das Blut der Marienkäfer, in dem hochwirksame Abwehrstoffe gegen Bakterien und Pilze sind. Diese sollen tausendmal stärker als bei den einheimischen Arten sein.

Vor Ort geht es dann schnell: Mit einem selbstgebastelten Käfersauger sammelt Eben Dutzende Käfer ein. Dafür atmet sie durch die Konstruktion aus Plastikbecher, Filter und Schlauch kurz ein. Den Druck eines normalen Absauggeräts würden die Tiere nicht überleben.

Unklar ist derweil, weshalb sich die kleinen Insekten manchmal in Massen an einzelnen Gebäuden sammeln. Es wird vermutet, dass die zur biologischen Schädlingsbekämpfung seit den 80er Jahren in Südfrankreich ausgesetzten Käfer ideale Lebensbedingungen an süddeutschen Flüssen und Bächen sowie anschließenden Waldgebieten wie in Neckargemünd bei Heidelberg finden.

«Ein bisschen eklig war das schon, als ich mit meinem Baby auf den Balkon wollte und mir unzählige Marienkäfer entgegenflogen», erzählt eine 33-Jährige. Sie brachte ihren Säugling in ein anderes Zimmer und kam mit dem Staubsauger zurück. «Der Beutel war komplett voll und hat ziemlich gestunken. Auch nach Tagen krabbeln immer noch neue Marienkäfer trotz geschlossener Fenster und mehrfachen Absaugens herum.» Eine Nachbarin hatte vor zwei Jahren schon einmal eine Marienkäfer-Plage in der Wohnung. «So viele Käfer wie dieses Jahr waren es aber nicht.»

Die Tiere verstecken sich vor allem an geschützten Stellen wie Fensterzwischenräumen, Rollladenkästen und anderen Hohlräumen. Meist rücken sie dort dicht aneinander, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Die Asiatischen Marienkäfern können aufgrund ihrer Größe mit dem einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer verwechselt werden. Sie haben allerdings bis zu 20 Tupfer.

Für die Landwirtschaft sind die Käfer Glück und Segen zugleich: Hopfenbauern lieben nach Auskunft von Eben die fliegenden Insekten. Denn schon die Käferlarven verspeisen gerne Blutläuse, die sich in den Pflanzen breitmachen. Für Winzer und Obstbauern sind die Marienkäfer dagegen problematisch, da die Tiere zum Beispiel bei der Traubenernte ins Lesegut geraten können. Ihre Körpersäfte beeinträchtigen dann den Weingeschmack.

Im Labor am Julius Kühn-Institut werden die eingefangenen Marienkäfer sanft gedrückt. Beim folgenden «Reflexbluten», einer Abwehrreaktion der Käfer gegen Feinde, geben sie Blut mit den besonderen Inhaltsstoffen ab. So sammeln die Forscher ein paar Mikroliter zur Grundlagenforschung ein.

Denkbar ist, dass in einigen Jahrzehnten mit den Erkenntnissen neue ökologische Pflanzenschutzmittel oder sogar neuartige Antibiotika für den Menschen entstehen könnten.

Die wertvollen Käfer wissen von diesem Nutzen allerdings nichts. Auf sie warten als Belohnung aber immerhin frische Blattläuse. (dpa)
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