Der Verband stützt sich dabei auf eine am vergangenen Donnerstag (10.10.) von ihm in Berlin vorgestellte Studie des Instituts für Ökologischen
Landbau an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), laut der die Ackerböden in Deutschland bei einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise bis zu 12,7 Mio. t CO2-Äquivalente pro Jahr zusätzlich speichern könnten.
Gleichzeitig ließen sich die Stickstoffüberschüsse jährlich um durchschnittlich bis zu 25 kg/ha senken. Für den ersten Schritt in einen nachhaltigeren
Ackerbau auch jenseits des ökologischen Landbaus sollten nach Darstellung des Umweltverbandes in der konventionellen Landwirtschaft zukünftig breitere Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten Standard sein und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um mindestens 25 % sowie der von
Stickstoffdünger um 15 % sinken. Perspektivisch gelte es, den Pestizid- und Stickstoffeinsatz darüber hinaus weiter deutlich zu reduzieren.
Die Art der Ackerbewirtschaftung sei entscheidend für den Schutz von Grundwasser, den
Klimaschutz und die Artenvielfalt, stellte Christoph Heinrich, Vorstand
Naturschutz beim
WWF Deutschland, bei der Vorstellung der Studie fest. Die Untersuchung hat nach seiner Auffassung gezeigt, dass der Acker im Hinblick auf drängende Herausforderungen sowohl Problem als auch Lösung sein könne.
Höhere Umschichtung erforderlichDa die Extensivierung der Flächenbewirtschaftung den Studienergebnissen zufolge in sämtlichen Ökologisierungsstufen gegenüber der herkömmlichen Landwirtschaft fallende Deckungsbeiträge mit sich bringt, fordert der WWF von der Politik geeignete Rahmenbedingungen und Fördermittel zum Ausgleich der wirtschaftlichen Einbußen. „Landwirte, die nachweislich Wasser, Boden und Klima schützen sowie die
Artenvielfalt fördern, dürfen nicht draufzahlen“, betonte Heinrich. Das müsse die Ackerbaustrategie der Bundesregierung sicherstellen.
Einen Ansatz dazu bietet nach Ansicht des WWF eine stärkere Umschichtung von Geldern aus der Ersten in die Zweite Säule, wobei sich der Verband hier für die maximal mögliche Umschichtung von 15 % stark macht. Im Hinblick auf die Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik (
GAP) fordert der WWF außerdem, dass mindestens eine viergliedrige
Fruchtfolge mit einer
Zwischenfrucht, eine Reduzierung des Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 25 % und die Minderung der Stickstoffdüngerausbringung um 15 % Voraussetzung für die EU-Agrarförderung werden sollten. Weiteres Finanzierungspotential sieht der Verband in den von der
EU-Kommission vorgeschlagenen „Eco-Schemes“.
Ein Fünftel weniger Emissionen so möglichWie aus der Studie hervorgeht, würde sich bereits eine Kulturart mehr in der Fruchtfolge zusammen mit 25 % weniger Pflanzenschutzmitteln und 15 % weniger Stickstoffdünger im konventionellen Ackerbau positiv auf die
Bodenfruchtbarkeit auswirken. Damit lässt sich nach den Berechnungen der Autoren Prof. Bernhard Freyer und Pierre Ellssel der Humusgehalt des Bodens um bis zu 300 kg
Kohlenstoff pro Hektar und Jahr erhöhen. Auf der gesamten ackerbaulich genutzten Fläche Deutschlands ergäbe sich demnach hier ein CO2-Einsparungspotential, das mit 12.7 Mio. t fast einem Fünftel der momentanen
Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft entspreche.
Die mit dem Anbau von
Kleegras und der teilweisen Vermeidung von
Mineraldünger verhinderte Nitratauswaschung würde zugleich das
Grundwasser schützen und die Bildung von klimaschädlichem Lachgas schützen, betonen Freyer und Ellssel. Auch könne ein humusreicherer Ackerboden mehr Wasser speichern, was den Kulturen in Trockenperioden zugutekomme.