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02.11.2012 | 08:43 | Zeckenstich 

Zecken übertragen mehr Krankheiten als gedacht

Zürich - Mikrobiologen der Universität Zürich weisen eine neue Erkrankung nach, die durch Zeckenstiche übertragen worden ist.

Zecke
(c) proplanta
Die Patienten litten an hohem Fieber, Gewichtsverlust und Unwohlsein, konnten jedoch mit einer Antibiotikatherapie vollständig geheilt werden. Dank eines neu entwickelten Tests lässt sich die bakterielle Infektion innerhalb eines Tages nachweisen. Der Grossraum Zürich ist ein Risikogebiet für die neue Zeckenerkrankung.

Bis anhin war bekannt, dass Zecken in der Schweiz vornehmlich zwei Krankheitserreger auf den Menschen übertragen: das Bakterium Borrelia burgdorferi - Verursacher der Borreliose - und das Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, welches eine Gehirnentzündung auslösen kann. Nun bestätigen Mikrobiologen der Universität Zürich eine weitere Zeckenerkrankung in der Schweiz - die Neoehrlichiose.

Das pathogene Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde 1999 zuerst in Zecken und Nagetieren in Europa und Asien entdeckt. Im Jahr 2010 diagnostizierte Guido Bloemberg, Leiter molekulare Diagnostik am Institut für Medizinische Mikrobiologie, gleichzeitig mit Kollegen aus Schweden und Deutschland die weltweit ersten Infektionen beim Menschen und nannte das Krankheitsbild «Neoehrlichiose».

Zwei weitere Fälle sind im November 2011 und Dezember 2012 am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich identifiziert worden - durch Nachweis des Bakteriums im Patientenblut. Bis heute sind in Europa insgesamt acht Patienten beschrieben. Drei davon stammen aus dem Grossraum Zürich. Sie litten an Rückfallfieber von bis zu 40 Grad, Gewichtsverlust und allgemeinem Unwohlsein.


Grossraum Zürich ist Risikogebiet

Das Team um Bloemberg untersuchte rund 2.000 Zecken aus der unmittelbaren Wohnumgebung der drei Schweizer Patienten, die sich häufig in Wäldern und Wiesen aufhielten. Das Resultat: Im Grossraum Zürich trägt eine grosse Zahl an Zecken, fünf bis zehn Prozent, Candidatus Neoehrlichia mikurensis in sich.

«Unsere Untersuchung legt nahe, dass der Grossraum Zürich ein Risikogebiet für Neoehrlichiose ist, insbesondere für immungeschwächte Menschen», erklärt Florian Maurer vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich. Fast alle der bis anhin in Europa erkrankten Personen hatten ein geschwächtes Abwehrsystem, allerdings erkrankten in China kürzlich auch immungesunde Patienten nach einem Zeckenbiss an Neoehrlichiose.


Neuer Test weist Infektion schnell nach

«Weil die Bakterien, die die Neoehrlichiose verursachen, bislang nicht im Labor gezüchtet werden konnten und dementsprechend keine Schnelltests vorhanden waren, blieben womöglich viele Infektionen bis anhin unerkannt», sagt Guido Bloemberg. Abhilfe schafft nun der von den Forschenden neu entwickelte DNA-Test. Dieser kann eine Infektion innerhalb eines Arbeitstages eindeutig nachweisen und auch für grössere Reihenuntersuchungen eingesetzt werden.

Die Schweizer Patienten konnten durch eine Antibiotikatherapie vollständig geheilt werden. Bereits einige Wochen nach Beginn der Behandlung war der verursachende Mikroorganismus nicht mehr nachweisbar. «Wie gut das Bakterium jedoch bei einem Stich durch eine infizierte Zecke auf den Mensch übertragen wird, muss noch erforscht werden», schliesst Bloemberg. (idw/uzh)
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