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Getreidezystenälchen

Getreidezystenälchen - Gerste Schädlinge | www.proplanta.de

Getreidezystenälchen

Heterodera avenae-Gruppe

Schadbild


Typisch für den Befall sind Kümmerwuchs und ungleiche Wuchshöhen, die nesterweise verteilt auftreten (insbesondere bei Hafer). Die Pflanzen sind schwach bestockt und bilden oft nur einen Halm aus. Das Schadbild (verminderte Zahl ährentragender Halme) ist nur schwer zu erfassen, so dass die Praxis häufig die wahre Schadursache nicht erkennt. Ab der Getreideblüte kann man die stecknadelkopfgroßen Zysten an den Wurzeln erkennen.


Biologie des Schädlings


Der Entwickungszyklus von H. avenae ist der eines typischen zystenbildenden Nematoden. „Reife“ Zysten sind mit Eiern gefüllt, die sich nicht mehr im embryonalen Zustand befinden, sondern Larven enthalten, die sich bereits einmal gehäutet haben. Diese Larven verharren so lange in einem Ruhezustand, bis sie durch Wurzelausscheidungen von Wirtspflanzen aktiviert werden. H. avenae schlüpft unter mitteleuropäischen Verhältnissen spontan im Frühjahr ab 5° C Bodentemperatur, wobei mit steigender Temperatur der Schlupf an Intensität zunimmt. Die Larven wandern zu jungen, wachsenden Wurzeln und dringen in das Pflanzengewebe ein. Sie setzen sich dort fest und entwickeln sich nach dreimaliger Häutung zu Männchen und Weibchen. Während die Männchen wurmförmig und beweglich sind, haben die Weibchen Zitronenform und sitzen an der Wurzel fest. Ein Weibchen produziert etwa 250, die nicht nach außen abgelegt werden, sondern im Körperinneren bleiben. Nach dem Absterben des Weibchens färbt sich dessen Außenhaut braun und verhärtet und wird jetzt Zyste genannt. In jeder Vegetationsperiode entwickelt sich nur eine Generation. Die Hauptwirtspflanze des Getreidezystenälchens ist der Hafer, gefolgt vom Sommerweizen, der Sommer- und Wintergerste und dem Winterweizen.


Merkmale des Schädlings


Die fadenförmigen Larven haben einen Mundstachel und sind bis zu 0,6 mm lang. Daraus entwickeln sich die frei beweglichen Männchen (1 - 1,6 mm) oder die zitronenförmig anschwellenden Weibchen (0,6 - 0,8 mm) von anfangs weißer, später dunkelbrauner Farbe.


Verbreitung

H. avenae ist in den Getreideanbauregionen Europas allgemein verbreitet. Der Anteil befallener Flächen an der Gesamtackerfläche ist regional verschieden, gleichwohl gelten 40 % der Ackerflächen in Deutschland als verseucht. 


Bedeutung

Der Rückgang des Haferanbaus und des Sommergetreideanteils hat dazu geführt, dass über spektakuläre Schäden in letzter Zeit immer weniger zu berichten war, allerdings ist bei einer weiteren Zunahme des Getreideanbaues mit einer steigenden Verbreitung zu rechnen. Ob und in welchem Umfang Ertragsverluste auftreten, hängt nicht nur von der Dichte der Nematodenpopulation ab, sondern in hohem Maße auch von der Bodenstruktur, der Witterung und der Getreideart. Zu hohen Besatzdichten und daraus resultierenden schweren Schäden kann es besonders auf leichten, sandigen Böden kommen. Am stärksten geschädigt wird der Hafer, gefolgt vom (Sommer-)Weizen, der Gerste und dem Roggen. Wintergetreide wird allgemein weniger geschädigt als Sommergetreide.


Bekämpfung

H. avenae ist ein typischer Fruchtfolgeschädling. Die wichtigste Maßnahme ist daher eine weit gestellte Fruchtfolge, d.h. ein häufiger Anbau von Hafer und Sommergetreide sollte vermieden werden. Bei hohem Verseuchungsgrad sollten diese Kulturen nur alle 5 bis 6 Jahre angebaut werden.


Anmerkungen


Die morphologisch als Heterodera avenae angesprochenen Populationen erweisen sich bei detaillierter Analyse als sehr heterogene Gruppe. So konnten bestimmte Formen und geographische Herkünfte als neue eigene Art erkannt werden. Es gibt 11 eng verwandte Nematodenarten, die unter dem Oberbegriff Heterodera avenae-Gruppe zusammengefasst werden. Sieben dieser Arten sind in Deutschland vertreten.
Über einen zystenbildenden Nematoden an Getreide wurde erstmals von KÜHN im Jahre 1874 berichtet. Der Nematode wurde zunächst als Getreiderasse von Heterodera schachtii angesehen, allerdings wurde 1930 von Schmidt der Artstatus erkannt und der Name Heterodera major gewählt; da WOLLENWEBER aber bereits 1924 diesen Nematoden mit dem Artnamen „avenae“ belegt hatte, wurde dies der endgültige Name.