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Pflanzenschutz bei Gerste

Gerste | Pflanzenschutz | proplanta.de
Die Gerste wird von einer Vielzahl von wirtschaftlich bedeutenden Schaderregern befallen. Mit der Zunahme des Getreideanteils in der Fruchtfolge und dem Streben nach hohen Bestandesdichten hat die Gefährdung einer ungestörten Ertragsbildung zugenommen. Die Intensität des Pflanzenschutzes ist sehr hoch, so dass die aktuellen Verluste durch Schaderreger bei ca. 7 % liegen und vergleichsweise gering bleiben.

Zweifellos steht dem Praktiker zur Bekämpfung der Schaderreger eine umfangreiche Anzahl an Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung, gleichwohl kommt der systematischen Nutzung pflanzenbaulicher und anbautechnischer Maßnahmen zur Schadensbegrenzung eine kaum zu unterschätzende Bedeutung zu. Der Befallsdruck kann durch die Nutzung der weiten Spanne der Resistenzunterschiede im Sortiment der Zuchtsorten und durch die Gestaltung der Fruchtfolge im Zusammenspiel mit einer geeigneten Bodenbearbeitung gemindert werden.

Darüber hinaus können eine angepasste N-Düngung und die Handhabung der Saatstärke und des Saattermins einen Infektionsdruck erheblich modifizieren und dazu beitragen, dass die wirtschaftliche Schadensschwelle unterschritten wird.

Bedeutende Schädlinge im Gersteannbau

Wirtschaftlich bedeutende Schädlinge im Wurzelbereich sind vor allem das Getreidezystenälchen und wandernde Wurzelnematoden sowie Drahtwürmer und Engerlinge. Jungpflanzen, Blätter und Stängel werden von der Brachfliege, der Fritfliege, der Sattelmücke, der Gelben Getreidehalmfliege und Blattläusen sowie den Getreideblasenfüßen befallen.
Larve des GetreidehähnchensBild vergrößern
Larve des Getreidehähnchens

Bedeutende Krankheiten im Gerstenanbau


Bedeutende Auswinterungskrankheiten sind die Typhula-Fäule und der Schneeschimmel, typische Fußkrankheiten sind die Schwarzbeinigkeit und die Halmbruchkrankheit.Tendenziell bedeutender als Wurzel- und Fußkrankheiten sind die Blatt- und Ährenkrankheiten.

Die gefährlichste Blattkrankheit, insbesondere in Weizen und Gerste, ist der Echte Mehltau, verursacht durch Erysiphe graminis.

Rostpilze sind Erreger mit potenziell hoher Vermehrungsrate und einem hohem Schadvermögen. Weitere wichtige Blattkrankheiten der Gerste sind die Netzfleckenkrankheit (Drechslera teres), die Rhynchosporium-Blattflecken (Rhynchosporium secalis), die Ramularia-Sprenkelkrankheit (Ramularia collo-cygni) und die Streifenkrankheit (Drechslera graminea).

Eine Besonderheit sind Fusarium-Arten, die an Gerste vielfältige Erkrankungen hervorrufen können (Auflaufschäden, Blatterkrankungen, Taubährigkeit) und zum Teil Mykotoxine als sekundäre Stoffwechselprodukte absondern.

Viruskrankheiten sind auch bei der Gerste bekannt, und zwar das Gelbverzwergungsvirus der Gerste (BYDV) und die Gelbmosaikviren der Wintergerste (BaYMV und BaMMV) sowie das Weizenverzwergungsvirus (WDV). Während das Gelbverzwergungsvirus auch bei den anderen Getreidearten vorkommt, sind die Gelbmosaikviren speziell auf die Wintergerste spezialisiert. Eine direkte Bekämpfung der Viren ist nicht möglich, die einzig wirksame Maßnahme ist der Anbau virusresistenter Sorten (BaYMV, BaMMV) bzw. eine gezielte Bekämpfung der virusübertragenden Blattläuse (BYDV).

Die einzige bakterielle Krankheit im Gerstenanbau ist die Bakterielle Spelzenbräune (Pseudomonas syringae pv. atrofaciens), deren wirtschaftliche Bedeutung allerdings gering ist.

Virusbefall in Wintergerste im HerbstBild vergrößern
Virusbefall in Wintergerste im Herbst.

Bedeutende Unkräuter im Gerstenanbau


Eine Schadwirkung der Unkräuter wird heute weitgehend durch Herbizide ausgeschaltet. Gleichwohl finden vorbeugende (Sortenwahl, Saatstärke) und mechanische Bekämpfungsmaßnahmen (z.B. Striegel) vermehrte Beachtung.

Die Zusammensetzung der Unkrautflora hat sich in Gerste in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Die Gründe liegen in der Veränderung der Produktionstechnik. Durch den Einsatz einzelner Wirkstoffgruppen wurden bestimmte Unkrautarten selektiert (z.B. Acker-Stiefmütterchen) oder gar resistente Populationen geschaffen (Acker-Fuchsschwanz). 

Darüber hinaus werden durch den Einsatz von Herbiziden zu einem sehr frühen Termin mit niedrigen Aufwandmengen gegen kleine und empfindliche Unkräuter, spät keimende Arten nicht oder nur unzureichend erfasst (z.B. Distel-Arten und Acker-Winde). In sehr engen Fruchtfolgen werden die Kulturpflanzen zum eigentlichen Problem. In Getreide-Raps-Fruchtfolgen ist daher regelmäßig eine Bekämpfung von Ausfallraps bzw. Ausfallgetreide zwingend notwendig. 
Kletten-Labkraut zieht Gerste ins LagerBild vergrößern
Reife Gerste wird durch starken Kletten-Labkraut-Besatz ins Lager gezogen.
Hoher Acker-Fuchsschwanz-Besatz in GersteBild vergrößern
Hoher Acker-Fuchsschwanz-Besatz in Gerste.
Acker-Kratzdistel-Nest in GersteBild vergrößern
Acker-Kratzdistel-Nest in Gerste.
Ausfallweizen in GersteBild vergrößern
Ausfallweizen in einem Gerstenbestand.