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Weintrauben (c) proplanta
Donnerstag, 09.05.2024
Klimawandel - Freud oder Leid der Weinbauern? (1/2)

Seit alters her gilt Wein als Klimazeiger. Weinanbau war immer nur in milden Regionen von Erfolg gekrönt. Doch seit einigen Jahren häufen sich die Meldungen, dass die Winzer auch die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen. Von Dürre und neuen Schadorganismen wird ebenso berichtet wie von einer Ausdehnung der Anbaugebiete Richtung Norden. „Sicher merken wir den Klimawandel,“ bestätigt der Weinbautechniker Klaus Höfling, der im unterfränkischen Eußenheim einen 11-Hektar-Weinbaubetrieb leitet. „Die Lese beginnt tendenziell früher, in den letzten Jahren hatten wir keine schwachen Jahrgänge mehr und der Prädikatsweinanteil steigt.“ Andererseits sei jedoch besonders die Sonnenbrandgefahr bei den frühreifen fränkischen Rebsorten nicht zu unterschätzen. 

Die Wetterstation Würzburg konnte in den letzten 15-20 Jahren bereits ein deutlicher Anstieg der Temperatursumme (> 10 °C) in Verbindung mit zunehmender Trockenheit verzeichnet werden. Um Prognosen treffen zu können, wurden mittlerweile auch für die Würzburger Region Modellrechnungen für verschiedene Klimaszenarien erstellt. Das Koopererationsvorhaben KLIWA („Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“) beispielsweise erarbeitete seit 1998 regionale Klimamodelle für den Süddeutschen Raum. Demnach ist in Unterfranken mit einem Temperaturanstieg von rund 1,2 °C im Winter und von ca. 1,5 °C im Sommer zu rechnen.




Der Klimawandel stellt Winzer vor neue Herausforderungen.
Weintrauben
Weinanbau war bislang immer nur in milden Regionen von Erfolg gekrönt.


Niederschläge dürften im Winter eher zunehmen, die Sommer sollen mit bis zu zehn Prozent weniger Niederschlag als heute deutlich trockener werden. Mit Dürreperioden ist im Sommer vermehrt zu rechnen. Dem regionalen Klimamodell WETTREG („Wetterlagen-basierte Regionalisierungsmethode“) zufolge dürften in Würzburg ab 2021 rund 15 statt derzeit 9 heiße Tage mit mehr als 30 °C auftreten. Die Zahl der Frosttage dagegen wird voraussichtlich deutlich zurückgehen, sie wird im Modell mit 50 statt 81 beziffert. Mit Starkniederschlägen ist vermehrt zu rechnen. 

Die Folgen für den Wein sind vielfältiger Natur. Am augenscheinlichsten ist vor allem der erwähnte Sonnenbrand an den Trauben, von dem insbesondere frühreife Sorten wie Bacchus und Müller-Thurgau betroffen sind. Prinzipiell können Ertragsausfälle bis zu 30 Prozent die Folge sein, wie die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim berichtet. Doch die Trauben werden oftmals ohnehin ausgedünnt, und da die Beerenhaut durch die Sonneneinstrahlung nicht verletzt wird, hält sich auch die Gefahr von Grauschimmel in Grenzen.

Die Winzer sehen Sonnenbrand an den Weinbeeren daher relativ gelassen. Sie versuchen zunächst, bereits mit einfachen Änderungen bei der Kulturführung Abhilfe zu schaffen, wie Höfling erläutert: Er verzichtet entweder ganz auf eine Entblätterung oder führt diese frühzeitiger durch, um die Beeren abzuhärten.