Wissenschaft & Forschung

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Bodenproben (c) proplanta
Mittwoch, 24.04.2024
Bitte klicken um Foto zu vergrößern Auf der Suche nach neuen Energiepflanzen

Biomasse zur Biogaserzeugung aus ertragreichen Dauerkulturen mehrjähriger Staudenarten anstelle von Mais ist das Ziel eines neuen Projektes an der Universität Bayreuth. Fünf Jahre lang werden Dr. Pedro Gerstberger, Direktor am Lehrstuhl für Pflanzenökologie, und sein Team verschiedene stark wachsende Wildpflanzen auf ihre Eignung als nachwachsende Rohstoffquelle testen. Derzeit werden neun verschiedene Arten erprobt, die alle ab dem dritten Jahr zwei bis 2,50 Meter Bestandeshöhe erreichen und in der Ertragsleistung an die von Mais heranreichen.

Die nordamerikanische Kompass- oder Becherpflanze (Silphium perfoliatum), auch Durchwachsene Silphie genannt, ist zum Beispiel eine dieser vielversprechenden Testpflanzen. Weitere Arten werden in einer Vorstudie erprobt. Verglichen werden Parameter wie Trockenmasse-Erträge pro Hektar, Methan-Ausbeute sowie diverse andere betriebliche und bodenkundliche Aspekte. Anhand dessen soll sich herausstellen, ob die neuen Arten im Vergleich zu Mais konkurrenzfähig sind.

Die Vorteile ausdauernder Kulturen für die Biomethan-Gewinnung gegenüber Mais liegen auf der Hand. Mais als einjährige Kultur benötigt jedes Jahr ein unkrautfreies Saatbett und damit einen intensiven Einsatz insbesondere von Herbiziden. Ausdauernde Kulturen dagegen werden 15 Jahre und länger genutzt. Ab dem zweiten Jahr ist der Bestand so weit etabliert, dass dann auf Grund der Bodenbedeckung keine Herbizide mehr benötigt werden. Zudem dient die dauerhafte Bewurzelung des Bodens dem Erosionsschutz. Bodenerosion stellt beim Maisanbau ein erhebliches Problem dar. Die Alternative Dauerkulturen könnte sich folglich als weniger arbeits- und kostenintensiv und als umweltfreundlicher erweisen.

Darüber hinaus ergaben die bisherigen Erkenntnisse jedoch noch weitere Vorteile der Wildpflanzenarten: Der reiche Blütenflor dient bis in den Frühherbst Bienen und anderen Insekten als reiche Nektarquelle. Außerdem scheinen Wildschweine die Dauerkulturen zu meinden, so dass auch dieses Problem der Maisfelder entfällt.

Gefördert wird das Projekt von der Oberfrankenstiftung und dem Bundeslandwirtschaftsministerium. 




Foto: (c) Pixelio / Erich Keppler Geschmackssensoren für die bitterste natürliche Substanz der Welt identifiziert

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) und der Universität Piemont in Italien haben vier Geschmackssensoren identifiziert, mit denen Menschen die bitterste natürliche Substanz der Welt wahrnehmen. Bei dieser handelt es sich um Amarogentin, einem Bitterstoff aus Enzian, der noch in einer Verdünnung von eins zu 58 Millionen deutlich wahrnehmbar ist. Das heißt, wenn man ein Schnapsglas (2cl) Amarogentin in einer Wassermenge verdünnt, die etwa 5.800 Badewannenfüllungen entspricht, würde man sie immer noch schmecken. Obwohl Forscher die Substanz seit langem kennen, waren die molekularen Sensoren für diesen Bitterstoff bislang unbekannt.

Obwohl seit etwa sieben Jahren alle 25 menschlichen Bitterrezeptor-Gene bekannt sind, ist es weltweit noch nicht gelungen, für jeden Bitterstoff den oder die passenden Bitterrezeptor/en zu identifizieren.

Ziel der DIfE-Forscher ist daher, Antworten auf diese Fragen zu finden, um aufzuklären wie die (Bitter-)Geschmackswahrnehmung auf molekularer Ebene funktioniert. Dies sei eine wichtige Vorraussetzung, um zu verstehen, wie Nahrungspräferenzen entstehen, so Meyerhof. Ebenso sei es denkbar, die Studienergebnisse zu nutzen, um Bitterblocker zu entwickeln, die den schlechten Geschmack von Medikamenten verringern.

Weder Amarogentin noch Andrographolide gehören zu den sehr giftigen Bitterstoffen. Verschiedene Studien weisen sogar darauf hin, dass sie in Dosen, die eben noch im menschlichen Wahrnehmungsbereich liegen, gesundheitsförderliche Wirkungen besitzen. Das Ergebnis einer Tierstudie weist beispielsweise darauf hin, dass Amarogentin zur Behandlung von Leishmaniose geeignet sein könnte. Auch Andrographolide ist therapeutisch wirksam. Diese Substanz ist in größeren Mengen in der ayurvedischen Heilpflanze Maha-tita (king of bitters) enthalten, welche in Südasien verwendet wird, um Infektionen zu behandeln. (dIfE)
Verkaufsberater/in Agrar