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Weizenernte (c) proplanta
Donnerstag, 25.04.2024
Körnermais toppt Getreide - Erntestatistiken geben Einblicke

37.010.700 Tonnen – dies ist die vorläufige Gesamtbilanz der Getreideernte in Deutschland (ohne Körnermais und Corn-Cob-Mix) nach einem vor allem von extremen Witterungsverhältnissen geprägten Anbaujahr. Das Ergebnis bedeutet entsprechend der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) ein Minus von 7,1 % gegenüber dem Vorjahr und rund 10,8 % im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt (2005/10). Für diese Entwicklung war weniger ein Rückgang der Anbauflächen entscheidend, als vielmehr deutlich niedrigere Hektarerträge. Doch gerade in diesem Jahr sind nicht nur zwischen den verschiedenen Kulturen, sondern vor allem auch regional große Unterschiede zu verzeichnen. 

Bereits die Aussaatbedingungen im letzten Herbst waren schwierig und durch Nässe geprägt. Die extreme Frühjahrestrockenheit führte dann zu starken Beeinträchtigungen bei der Bestockung und dem Schossen, was sich insbesondere auf leichten Böden und bei frühen Kulturen auswirkte. Der Norden und Osten Deutschlands war von den Ertragsminderungen wesentlich stärker betroffen als der Süden und Westen. Die höchsten Ertragsausfälle musste Brandenburg hinnehmen: -28,3 % gegenüber 2010. Die ab Mai einsetzende feuchte Witterung kam für die Kulturen mit frühem Erntebeginn im Allgemeinen zu spät. Sie führte streckenweise vielmehr zu Zwiewuchs, starken Verunkrautungen und Schwärzepilzen, ab Juli behinderte der Regen den Erntefortschritt.


Ernteergebnisse in Deutschland

Weizen

Winterweizen war mit 3.185.400 ha Anbaufläche in Deutschland weiterhin die am weitesten verbreitete Getreideart, wie aus den auf www.proplanta.de/maps zusammengestellten Daten der Statistischen Ämter hervorgeht. Mit 70,9 dt/ha gegenüber 72,5 dt/ha im Vorjahr war die Ertragsdepression bei dieser Kulturart unterdurchschnittlich, die Sommerniederschläge konnten hier noch für etwas Zuwachs sorgen. Die Gesamterntemenge von 22.583.000 t lag rund 869.500 t unter dem Vorjahresergebnis (23.452.496 t). Sommerweizen wurde zwar im Vergleich dazu lediglich auf 59.600 ha angebaut, konnte aber als späte Kultur wesentlich mehr von den Niederschlägen im Sommer profitieren. Mit 311.500 t stieg die Gesamterntemenge deutlich gegenüber 2010 mit 218.713 t an, zumal auch die Anbaufläche von 42.714 ha im Vorjahr auf 59.600 ha merklich ausgeweitet wurde. 



Gerste

Für die früh abreifende Wintergeste kamen in diesem Jahr die Niederschläge dagegen zu spät. Die Hektarerträge lagen daher im Deutschland-Schnitt 14,9 % unter den Werten von 2010 – lediglich 56,7 dt/ha wurden in diesem Jahr eingefahren. Hinzu kam, dass die Anbaufläche für Wintergeste reduziert wurde, wodurch die Gesamterntemenge von 8.622.000 auf 6.727.000 t zurückging. Bei der später reifenden Sommergerste war das Ertragsniveau etwa mit dem des Vorjahres vergleichbar, die Erntemenge betrug rund 2.071.000 t (2010: 1.705.000 t).


Raps

Winterraps litt in diesem Anbaujahr am meisten unter den extremen Witterungsverhältnissen. Bereits die Aussaat war durch den nassen Herbst erschwert. Hinzu kamen größere Auswinterungsschäden, so dass einige Flächen im Frühjahr komplett umgebrochen werden mussten. Die Anbaufläche für Winterraps sank daher von 1.457.331 ha im Vorjahr auf 1.312.700 ha. Die Frühjahrestrockenheit wirkte sich zudem bei Winterraps massiv ertragsmindernd aus. Die Sommerniederschläge kamen nicht zu spät, sondern führten zu weiteren Problemen. Die Hektarerträge lagen deshalb mit 29,4 dt/ha weit unter dem Vorjahreswert von 39,0 dt/ha. Allerdings waren hier starke regionale Unterschiede zu erkennen. Besonders stark betroffen war Brandenburg, wo durchschnittlich nur 22,3 dt/ha geerntet wurden. 

Insgesamt wurden an Winter- und Sommerraps und Rübsen im Bundesdurchschnitt 3.899.100 t eingebracht, gegenüber 5.697.595 t im vergangenen Jahr. Dies war vor allem auf den bescheidenen Hektarertrag von 29,2 dt/ha zurückzuführen, der schon fast an den des Dürrejahres 2003 mit 28,7 dt/ha heranreichte. 2010 wurden im Schnitt 39,0 dt/ha Raps und Rübsen geerntet. 

 



Mais

Mais, vor allem Körnermais, war die Kultur, denen die Witterungsverhältnisse in diesem Jahr am meisten entgegen kam. Die Niederschläge ab Juni sorgten für optimale Wachstumsbedingungen und guten Kolbenansatz. Die Ernteergebnisse bzw. -prognosen heben sich daher positiv von denen der anderen Feldfrüchte ab. Mit einem Hektarertrag von 94,8 dt/ha (2010: 90,9 dt/ha) bei Körnermais kann voraussichtlich das deutschlandweite Ernteergebnis von 4.211.501 t im Vorjahr auf rund 4.533.000 t gesteigert werden. Bei Silomais wurden rund 93.913.000 t eingefahren, 2010 waren es nur 72.150.763 t. Mit diesen Zahlen verbunden war allerdings auch eine deutliche Ausweitung der Anbauflächen: Körnermais wuchs auf 478.000 ha (2010: 466.591 ha), Silomais wurde auf 2.042.000 ha geerntet (2010: 1.828.904 ha). 


Ernteergebnisse in Europa

Auf europäischer Ebene wird insgesamt von einer durchschnittlichen Getreideernte in diesem Jahr gesprochen. In einigen europäischen Ländern waren jedoch ähnliche Probleme wie in Deutschland zu beobachten, so dass dort auch Ertragsdepressionen erkennbar sind. Die Getreide-Anbaufläche wurde insgesamt leicht erhöht, der Maisanbau vor allem in Ungarn und Rumänien ausgeweitet.

 

Ernteergebnisse weltweit

Die Welt-Weizenernte hat der Internationale Getreiderat (IGC) für dieses Anbaujahr Ende Oktober auf 651 Mio. t taxiert, rund 28 Mio. t weniger als im Vorjahr. Für die kommende Saison wird dagegen ein Anstieg von 33 Mio. t gegenüber diesem Jahr erwartet. Besonders in einigen der wichtigsten Anbauländer, China, Russland, Kasachstan und der Ukraine, rechnet der IGC mit einer Steigerung der Weizen-Ernteproduktion.

Das vorläufige Ergebnis für Mais liegt weltweit bei 826 Mio. t, 6 Mio. t mehr als 2010. Eine Rekord-Ernte wird in der kommenden Saison erwartet. Auf rund 855 Mio. t schätzt der IGC die Erntemenge 2012. Dem soll dann auch ein erheblich gesteigerter Bedarf, vor allem für industrielle Zwecke, gegenüberstehen.


Folgerungen für den Getreidemarkt

Auf die Getreidemärkte üben die fundamentalen Daten derzeit allerdings keinen starken Einfluss aus. Im Moment blicken die Marktteilnehmer vielmehr auf die allgemeine wirtschaftliche Stimmung, die Eurokrise und die externen Märkte. Da sich viele Verarbeiter bereits bis ins kommende Jahr mit Ware eingedeckt haben dürften, ist jedoch bis zum Jahreswechsel aus heutiger Sicht mit einem eher ruhigen Marktverlauf zu rechnen. (Pp)

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