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Auslandserfahrungen im Agrarbereich (c) proplanta
Dienstag, 23.04.2024
Betriebsklima (c) T.Tulic - fotolia.com Die häufigsten Irrtümer zum Betriebsklima

Das Betriebsklima entspricht der Stimmung am Arbeitsplatz:


Das ist falsch. Die Stimmung am Arbeitsplatz kann zwar schlecht sein, weil Deutschland im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft gescheitert ist. Das Betriebsklima aber meint immer ein positives oder negatives Empfinden, das auf den Rahmenbedingungen der Arbeit beruht. Es kennt weniger kurzfristige Hochs und Tiefs, sondern geht vielmehr von einer dauerhaften Wahrnehmung der Lage aus.


Feste und Betriebsausflüge sind gut für das Klima:

Das stimmt leider nur zum Teil. Positive soziale Erlebnisse verbessern die Beziehungen der Mitarbeiter zueinander und fördern den Zusammenhalt. Sie wirken gewissermaßen präventiv. Wenn für das schlechte Klima aber handfeste Probleme verantwortlich sind, wirken solche Maßnahmen höchstens als Trostpflaster. Dann müssen konkrete Lösungen her. Bei Konflikten zwischen Kollegen kann zum Beispiel ein Mediator helfen, bei Führungsfehlern des Chefs ein Coaching.


Ein besseres Betriebsklima führt zu mehr Leistung der Mitarbeiter:

Kein Sozialwissenschaftler würde so weit gehen, das zu behaupten. Es gibt zwar erkennbare Zusammenhänge zwischen Klima und Leistungsmotivation, aber die Frage von Ursache und Wirkung ist nicht geklärt. Haben Forscher mehr kreative Ideen, weil sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen? Oder fühlen sie sich wohl, weil sie den Eindruck haben, von lauter kreativen Köpfen umgeben zu sein? Das Betriebsklima und seine Folgen stehen oft in einer wechselseitigen Beziehung.


Gute und faire Arbeitsbedingungen garantieren ein gutes Klima:


Das stimmt nur bedingt. Denn beim Betriebsklima kommt es nicht nur auf objektive Rahmenbedingungen, sondern auch auf deren subjektive Wahrnehmung an. Es reicht zum Beispiel nicht aus, dass ein Vorgesetzter sich bemüht, Gehaltserhöhungen gerecht zu verteilen. Um den Verdacht der Willkür zu vermeiden, muss er auch allen Mitarbeitern seine Kriterien offenlegen. Nur dann wird Fairness auch als solche gesehen und schlägt sich positiv auf das Betriebsklima nieder.


Für ein gutes Betriebsklima sind alle Beteiligten verantwortlich:

Nein, das Betriebsklima ist in erster Linie Chefsache. Natürlich kann jeder Mitarbeiter dazu beitragen, dass ein angenehmer kollegialer Umgangston herrscht. Aber wenn etwas im Argen liegt, kann der Einzelne meist nicht viel ausrichten, denn er kann die Rahmenbedingungen nicht verändern. Was hilft es, wenn sich nach einer geplatzten Projektförderung alle tröstend auf die Schulter klopfen und sagen: Kopf hoch? Dafür muss ein klarer Kurs her, der zeigt, wie es weitergehen soll. Und was ist mit Stinkstiefeln und Quertreibern? Selbst die sind an ihrer Rolle vermutlich nicht selber schuld. Im Zweifel sind sie mit ihrer Arbeit über- oder unterfordert, ihnen fehlt Anerkennung oder soziale Unterstützung. Das zu erkennen ist wiederum eine Führungsaufgabe.


Das Betriebsklima wirkt sich nur auf das Arbeitsleben aus:

Das stimmt leider auch nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich ein gutes Betriebsklima auch auf die Freizeit der Mitarbeiter auswirkt. Wer von mieser Stimmung am Arbeitsplatz ausgelaugt ist, hat weniger Energie für Freunde und Hobbys. Wer mit Konflikten am Arbeitsplatz zu kämpfen hat, trägt sie auch in seine Familie hinein. Ein gutes Betriebsklima dient also nicht nur der Produktivität und somit den Interessen des Arbeitgebers. Es steigert auch die allgemeine Lebensqualität der Mitarbeiter.

Quelle: Alexandra Straush


Weiterführende Informationen
duz - Deutsche Universitätszeitung
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