Top Thema

weiter blätternzurück blättern6/8vorwärts blättern
Seite drucken
Smartphone (c) Aaron Amat - fotolia.com
Donnerstag, 25.04.2024
Terror im Netz – Was tun bei Cyber-Mobbing?

Peinliche Fotos im Netz, per SMS verbreitete Gerüchte, Facebook-Seiten unter der Identität eines Anderen - Cyber-Mobbing kennt mittlerweile viele Gesichter. Vor allem unter Jugendlichen ist das Phänomen heute weit verbreitet. Fast ein Drittel der 14- bis 20-Jährigen war schon einmal Opfer derartiger Attacken.

Doch auch bei Erwachsenen ist Cyber-Mobbing nicht fremd: 12 % der Internetnutzer, die sich in mindestens einem Sozialen Netzwerk engagierten, berichten von Mobbing oder sexuelle Belästigung (Revenge Porn). Selbst Unternehmen können Opfer von Cyber-Mobbing-Angriffen werden, was dann in Rufmord resultiert.

Cyber-Bullying

Der Begriff "Bully" kann mit "Tyrann" oder "Schläger" übersetzt werden, also eine Person, die andere absichtlich quält. Cyber-Bullying nennt man Attacken durch andere Menschen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel wie Internet, Instant Messenger oder Mobiltelefon.

Die Art der Drangsalierung reicht von Verleumdungen und Belästigungen, Beleidigungen, Bedrohungen und Verunglimpfungen bis Betrug, Verrat und Ausgrenzung der Opfer. Ein Schwächerer wird dabei wiederholt und absichtlich angegriffen.

Im Internet werden vor allem Foto- und Videoplattformen wie Flickr oder YouTube und Soziale Netzwerke wie Facebook dafür missbraucht. Werden extra für diffamierende Aufnahmen die Opfer tätlich angegriffen, spricht man von „Happy Slapping“.

Cyber-Mobbing

"Mobbing" bedeutet im Englischen "anpöbeln", "über jemanden herfallen". Der Begriff Cyber-Mobbing wird meist synonym mit Cyber-Bullying verwendet, inhaltlich unterscheiden sich die beiden Formen nicht. Gelegentlich wird dahingehend differenziert, dass es sich bei Cyber-Mobbing bei den Tätern um mehrere Personen handelt, beim Cyber-Bullying dagegen um Einzelpersonen.

Cyber-Grooming

Unter Cyber-Grooming versteht man eine gezielte sexuelle Belästigung von Kindern und Jugendlichen im Internet.

Cyber-Stalking

Beim Cyber-Stalking werden elektronische Kommunikationsmittel eingesetzt, um andere Personen beharrlich zu verfolgen.

Warum Cyber-Mobbing?

Die Demütigung anderer Menschen soll oft den eigenen Status in einer Gruppe verbessern. Für Jugendliche ist das „Dazugehören“ elementar, was viele zum Mitläufer werden lässt, um kein Außenseiter zu sein. Manchmal können auch konkrete Anlässe das Mobbing auslösen, wie eine zerbrochene Freundschaft oder ein Unterlegenheitsgefühl des Täters gegenüber dem Opfer.

Die Anonymität des Internets scheint für viele Menschen die Hemmschwelle für Mobbingaktivitäten zu senken. Viele trauen sich eher, andere anzugreifen, zu beleidigen oder bloßzustellen. Zu beobachten ist ein fließender Übergang vom „Scherz“ zur Gewaltausübung im Sinne von Mobbing.

Darüber hinaus bekommen Täter keine direkte Rückmeldung vom Opfer, was weniger Empathie diesem gegenüber und besonders aggressive Handlungen zur Folge haben kann.

In einer aktuellen Studie der Universität Bielefeld weichen interessanterweise die Angaben von Tätern und Opfern ab: Beispielsweise der Ausschluss aus einer Gruppe wurde häufiger vollzogen als wahrgenommen. Ähnliches gilt für den Versand privaten Bildmaterials. Viele Cyber-Mobbing-Attacken scheinen also gar nicht als solche bemerkt zu werden.

Worin unterscheidet sich Cyber-Mobbing von Mobbing?

Die Ausgrenzung von Einzelnen oder ganzer Personengruppen durch Spott, Häme und Schikane ist unter Jugendlichen kein neues Phänomen. Während die Antriebe, andere zu beleidigen oder zu bedrohen, dieselben geblieben sind, haben sich die Formen und Wege des Mobbings in den vergangenen Jahren jedoch stark gewandelt. 

Im Gegensatz zum Mobbing, das früher häufig in der Schule oder auf dem Schulweg stattfand und dem man eher entkommen konnte, ist bei Cyber-Mobbing ein Entrinnen nicht mehr möglich. Der Betroffene wird sogar daheim noch mit der Hetze konfrontiert und genötigt. Das Leiden ist dadurch erheblich größer.

Zudem trägt das Internet dazu bei, dass Diffamierungen auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Außerdem erfährt das Opfer nicht immer automatisch davon, dass sich z.B. peinliche Fotos von ihm im Netz befinden oder dort Unwahrheiten kommuniziert wurden.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass  sich Beschimpfungen, Verleumdungen oder üble Gerüchte nicht ohne weiteres im Web entfernen lassen. Im schlimmsten Fall können nach der Veröffentlichung von Kontaktdaten des Opfers wie Handynummer oder E-Mail-Adresse noch lange Zeit nach der Löschung unerwünschte SMS oder Mails das Opfer erreichen.
Mobbing-Opfer (c) jogyx - fotolia.com

Fatale Folgen für die Opfer

Der Bielefelder Studie zufolge leiden vor allem jugendliche Opfer besonders unter Cyber-Mobbing. Rund die Hälfte empfindet die Attacke als stark oder sehr stark belastend. Dies gilt in besonderem Maße für die Weitergabe privater Fotos und Videos, wenn das Opfer damit lächerlich gemacht oder bloßgestellt werden soll.

Ein großes Problem stellt für die Opfer die Tatsache dar, dass Cyber-Mobbing bis in die Privatsphäre eindringt, es also keinen sicheren Rückzugsort mehr gibt. Die Angriffe erreichen einen jederzeit und auch daheim am Rechner. Zudem sind geschriebene Texte oder Bilder im Gegensatz zu Verbalattacken nicht nur dauerhaft präsent, sondern können in kurzer Zeit weit verbreitet werden.

Die Folgen derartiger Angriffe auf das Selbstwertgefühl sind Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen, im Extremfall sogar Suizidgedanken.

Was kann man tun?

- Bei einer Cyber-Mobbing-Attacke möglichst nicht reagieren. Nichts ist für den Täter frustrierender als ein Ausbleiben der gewünschten Reaktion des Opfers.

- Toleriert werden dürfen verletzende oder gar bedrohliche Angriffe dennoch nicht. Kinder und Jugendliche sollten sich an Eltern, Lehrer oder andere Vertrauenspersonen wenden. Sofern der Täter bekannt ist, können diese mit ihm direkt und persönlich sprechen. Bei Jugendlichen sollten dessen Eltern einbezogen werden.

- Opfer müssen ernst genommen werden. Wer sich an eine Vertrauensperson wendet, benötigt dringend Hilfe.

- Beim Cyber-Mobbing gegen andere keinesfalls mitmachen, auch nicht als Mitläufer. Cyber-Mobbing basiert oft darauf, dass viele dabei sind, daher sollte man sich nicht von anderen einspannen lassen.

- Hilfsfunktionen und Notfall-Buttons auf Webseiten sozialer Netzwerke nutzen. Die meisten Anbieter bieten eine Funktion, mit der Regelverstöße wie eine Einladung zu Hass-Gruppen oder ein Fake-Profil gemeldet werden können.

- Ego-Suche: Durch die Eingabe des eigenen Namens in Suchmaschinen bekommt man einen Überblick, was im Netz über einen kursiert. Cyber-Mobbing kann so möglichst frühzeitig bemerkt werden.

- Selbst im Internet nur Inhalte veröffentlichen, die die Allgemeinheit auch in Zukunft sehen darf.

- Mit der Eingabe persönlicher Daten sollte man vorsichtig sein, da sich auf diese Weise eine Person ausforschen lässt. Mit Zugangsdaten sollte man ebenfalls nicht nachlässig umgehen, um keine Angriffsflächen zum Cyber-Mobbing zu bieten.

- Beweismaterial sichern. Auch wenn man verletzende Inhalte am liebsten sofort löschen möchte: Kursierende Fotos oder beleidigende E-Mails und SMS sollte man als Beweis speichern.

- In besonders schwerwiegenden Fällen: Anzeige erstatten. Cyber-Mobbing an sich ist zwar nicht strafbar, doch verboten sind Beleidigungen, üble Nachrede, Verleumdungen, die Androhung von Gewalt, Verbreitung fremden Bildmaterials oder die Verletzung des persönlichen Lebensbereichs. (Pp)

Artikel kommentieren

Weiterführende Informationen
Studie aufrufen (PDF)