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Bewerbungsgespräch (c) stockyimages - fotolia.com
Dienstag, 23.04.2024
Jobeinstieg Spezial: Unternehmen im Gespräch mit Proplanta

Andreas Posselt, Leiter Personalbetreuung der BayWa AG, erklärt im Interview worauf es Ihnen bei Bewerbern ankommt.

Welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es in Ihrem Unternehmen?

Im Bereich der Auszubildenden unterscheiden wir grundsätzlich zwischen dem kaufmännischen und dem gewerblichen Bereich. Mit einem abgeschlossenen Studium bietet sich der Einstieg über eines unserer Traineeprogramme an. Hier erhält der Berufseinsteiger ein breites Bild der Tätigkeiten und schafft so ein Fundament für eine Weiterbeschäftigung. Als Handels- und Dienstleistungskonzern bieten wir diese Programme verstärkt für Tätigkeiten im Vertrieb an. Dieser Schwerpunkt spiegelt sich in vielen Bereichen unseres Geschäfts wieder, und wir fordern die Affinität für Vertrieb und die Kundenorientierung auch von Bewerbern ein.

Wie groß ist der Personalbedarf / Wie viele Stellen schreiben Sie aus?

Vor allem bauen wir auf unsere Ausbildung. Mit jährlich mehr als 350 Azubis in 13 verschiedenen Berufen verfügt die BayWa hier über ein sehr gutes und breites Fundament. Ansonsten ist die Anzahl der zu besetzenden Stellen naturgegeben schwankend. Wir aktualisieren täglich die Stellenausschreibungen auf der eigenen Karriereseite. Trotz saisonaler Unterschiede finden sich dort stets einige Ausschreibungen. Aktuell besetzen wir verstärkt Landmaschinenmechaniker sowie Verkaufsberater. Mit Bachelor oder Master suchen wir neben den Traineeprogrammen im Vertrieb junge Berufseinsteiger für das Produktmanagement im Agrarsektor oder Juniorpositionen im Agrarhandel.

Gibt es noch andere Möglichkeiten bei der BayWa AG einen Einblick zu erhalten?

Ja, beispielsweise über eine Bachelor- oder Masterarbeit oder Praktika. Zudem entstehen erste Kontakte zu Studierenden zum Beispiel über das Deutschlandstipendium. Die Bundesregierung fördert hier besondere Leistungen von Studierenden. Die BayWa AG vergibt momentan etwa 100 Stipendien, welche zur Hälfte von uns und zur anderen Hälfte von der Bundesregierung finanziert werden.

Wie kann theoretisch erlerntes Wissen in ein konkretes Berufsbild eingebracht werden?

Das ist eine wichtige Herausforderung, die es für beide Seiten zu bewältigen gilt. Allerdings muss man sagen, dass man sich um den Kontrast zwischen Theorie und Praxis nicht zu viele Sorgen machen sollte. Wir machen die Erfahrung, dass die Studierenden bereits sehr gut ausgebildet von den Hochschulen kommen. Die BayWa hat hier eine enge Zusammenarbeit mit Hochschulen wie Weihenstephan, Nürtingen oder Hohenheim. Die Studierenden werden hier bestens auf die Praxis vorbereitet. Was dann im Alltag hinzukommt, sind praktische Dinge, wie der persönliche Umgang mit den Kunden und Partnern. Aber gerade für ein erfolgreiches Handelsunternehmen ist es dann die Aufgabe, auch diese Kompetenzen professionell zu vermitteln. Theorie vs. Praxis: Wo liegen die Herausforderung für Einsteiger?

Das hängt stark von der Position ab. Die größte Herausforderung für Einsteiger ist, sich in den unternehmerischen Strukturen zurechtzufinden und die Matrix-Organisation eines Unternehmens zu verstehen. Hier gilt: Learning by Doing.

Welcher Abschluss macht für welche Stelle Sinn?

Ein einschlägiger Hintergrund macht Sinn, aber die BayWa ist nicht festgelegt, zwischen den Abschlüssen Bachelor oder Master. Sollte die zukünftige Position allerdings auf Management-Ebene liegen, dann macht es Sinn einen Master-Abschluss zu haben. Ohnehin sollte sich jeder Bewerber bewusst sein, wohin genau die Reise in einem Unternehmen gehen soll. Ein kleiner Vorteil bei Bewerbern mit Master-Abschluss ist, dass sie nochmal zwei Jahre reifer sind. Aber nochmal: Mich interessiert vor allem woher der Mensch kommt, was er gemacht hat und ob er auch über den Tellerrand hinausblicken kann.

Ist es empfehlenswert Themen bereits in der Abschlussarbeit für Arbeitgeber zu initiieren?

Aus Sicht der Personalbetreuung bin ich hocherfreut über so ein Angebot. Allerdings macht es Sinn, wenn der Bewerber das Thema bereits vorher gründlich vorbereitet hat und zeigen kann, dass er sich mit dem Unternehmen auch auseinandergesetzt hat – das macht einen besseren Eindruck als sich passiv ein Thema vorschlagen zu lassen.

Sollte man schon vor der Bewerbung Kontakt zum Unternehmen knüpfen?

Auf jeden Fall. So bekommen Sie einen Fuß ins Unternehmen. Während eines Praktikums lernt man sich gegenseitig kennen und bekommt einen Eindruck voneinander und von der Struktur des Unternehmens. Praktika bei uns im Haus dauern zwischen sechs und acht Wochen - ewige Praktikanten gibt es bei uns nicht. Auch beschäftigen wir niemanden zum Kopieren. Ein Praktikum soll dem Praktikanten ermöglichen, für einen kurzen Zeitraum den bestmöglichsten Einblick in unser Unternehmen zu bekommen. So lassen wir beispielsweise unsere Praktikanten in Projekten mitarbeiten. Sollte sich ein Praktikant später um eine Festanstellung bemühen, animiert mich eine solche Bewerbung dazu, an der Stelle, wo es erste Kontakte gab, nachzuhaken und mich über den Bewerber zu informieren. Eine solche Bewerbung zeigt auch, dass es bereits eine erste persönliche Bindung zum Unternehmen gibt. Das ist ein immenser Vorteil gegenüber denjenigen, die sich initiativ bewerben. Nach dem Studium fängt bei BayWa aber niemand mit einem Praktikum an.
Andreas Posselt - Leiter Personalbetreuung BayWa AG
Andreas Posselt - Leiter Personalbetreuung BayWa AG (c) BayWa

Werden Empfehlungsschreiben berücksichtigt?


Wenn ich keinen unmittelbaren Bezug zum Verfasser habe, ist das für uns wenig hilfreich. Ich lege eher Wert auf ein Praktikumszeugnis oder eine Leistungsbeurteilung in den Bewerbungsunterlagen. Ohnehin machen wir die Beobachtung, dass tendenziell immer weniger Empfehlungsschreiben von Einzelpersonen zu Bewerbungen beigelegt werden.

Nutzen Sie verdeckte oder offene Stellenmärkte?

Wir nutzen von A bis Z alles. Allerdings werden die Stellen auch immer zielgruppenspezifisch ausgeschrieben. Wir schreiben in Nischenportalen genau so aus, wie auf großen, bekannten Börsen. Außerdem suchen wir auf Plattformen wie XING und über soziale Medien. Wir pflegen Kontakte zu vielen Hochschulen, auch so fallen uns immer wieder potenzielle Mitarbeiter auf. Das  Deutschlandstipendium ist ebenfalls ein guter Hinweis auf begabte Bewerber. Zudem betreiben wir „Active Sourcing“ und beauftragen Headhunter sowie Personaldienstleister. Die BayWa bietet ebenso Schüler-Praktika an.

Wie wichtig ist Sichtbarkeit im Netz oder auf Blogs für einen Bewerber?

Im ersten Schritt schauen wir dort gar nicht. Das ist eine kontroverse Position und mag altmodisch klingen. Ich persönlich mache mir lieber ein persönliches Bild vom Bewerber, mit den Medien, die der Bewerber mir zur Verfügung stellt – also der Bewerbungsmappe. Werde ich direkt über eine Plattform angeschrieben, schaue ich mir natürlich das Profil an, allerdings denke ich, dass jeder das Recht auf Privatsphäre hat. Und nur weil es möglich ist, muss ich Bewerber nicht Googeln. Im Hinblick auf die zukünftige Zusammenarbeit möchte ich dem Mitarbeiter von Anfang an das Gefühl geben, dass ich in Beruf- und Privatleben unterscheide. Indes ist das persönliche Gespräch am aussagekräftigsten.

Welche Soft Skills benötigt man für eine Karriere bei BayWa?

In erster Linie Begeisterung für Landwirtschaft und selbstverständlich Vertriebsaffinität. Auch wenn die angestrebte Position nicht im Vertrieb ist, die Kundenorientierung spielt bei uns bereichsübergreifend eine große Rolle, denn das ganze Unternehmen ist hierauf ausgerichtet. Zudem schätzen wir aktive, kritische Charaktere. Offenheit und Kreativität spielen natürlich auch eine Rolle. Ob jemand gesellschaftlich aktiv ist, zeigt viel über die Interessenlage der Person. In vielen Fällen sieht man schon an der Bewerbung, ob jemand auch links oder rechts über den Tellerrand hinausschauen kann. Das ist wichtig, weil die Einstiegsposition nicht für alle Zeit in Stein gemeißelt ist. Ist der Bewerber mobil, dann kann auch sein Einsatzgebiet vielfältig sein.

Geld ist zwar nicht alles, aber: Wie ist es um das Gehalt und um die Gehaltsentwicklung bei BayWa bestellt?

Das ist abhängig von der Position. Die Einstiegsgehälter nach dem Studium bewegen sich zwischen 35.000 und 42.000 Euro/Bruttojahresgehalt. Hier gilt es, das Spannungsfeld zwischen einem Trainee und dem Direkteinstieg in eine konkrete Position auszugleichen. Wir bewegen uns damit aber sicherlich in der üblichen Range von Handelsunternehmen.

Gibt es noch weitere Benefits, die über das Gehalt hinausgehen?

Zum einen bietet die BayWa hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Unser Unternehmen ist stark personalorientiert und investiert daher auch in die Mitarbeiter. Zum anderen gibt es auch monetäre/materielle Anreize wie ein Mitarbeiter wie das Mitarbeiteraktienprogramm, Leasingfahrzeuge, digitale Arbeitsausstattung und einen Kinderbetreuungszuschuss.

Für welche Werte und für welche Unternehmenskultur steht BayWa?

Unsere Unternehmenskultur fußt auf die Werte Vertrauen, Solidität und Innovation. Die BayWa besteht seit über 90 Jahren und achtet auf seine regionale Verwurzelung. Dabei stellen wir uns den Herausforderungen durch die Internationalisierung der Märkte und der zunehmenden Digitalisierung unseres Geschäfts.

Bei BayWa Karriere machen heißt…?

Alle Möglichkeiten zu haben. Wenn Engagement sichtbar ist, ist die Chance zur Karriere die logische Konsequenz. (proplanta)


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