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Maismarkt knapp versorgt - Vielfältige Nutzungsalternativen treiben den Preis (01.02.2007)

Maismarkt knapp versorgt - Vielfältige Nutzungsalternativen treiben den Preis 01.02.2007 - Mais Nachrichten rund um den Mais

Maismarkt knapp versorgt - Vielfältige Nutzungsalternativen treiben den Preis

In Deutschland trieb in den letzten Monaten das knappe Maisangebot im Zusammenhang mit einer steigenden Nachfrage der Mischfutterhersteller die Preise nach oben.

In Zukunft wird hierzulande und weltweit aber auch der zunehmende Einsatz in der Bio-Energiegewinnung mehr und mehr Mais binden. Auch in den letzten Januartagen zeigte sich der Maismarkt sehr fest: Die von der ZMP ermittelten Erzeugerpreise bewegten sich Ende Januar im Bundes-durchschnitt mit knapp 154 Euro je Tonne frei Erfasser rund 47 Euro über der Vorjahreslinie.

In den nordwestdeutschen Zuschussgebieten kamen die Preise sogar fast an 165 Euro je Tonne heran. Entscheidend ist das knappe Angebot an heimischem Futtergetreide insgesamt, zumal viele alternative Import-futtermittel kaum noch Bedeutung haben. Das lässt im Zusammenhang mit der steigenden Mischfutterproduktion die Maisnachfrage der Werke spürbar aufleben: Von den 2,95 Millionen Tonnen Getreide, die von Juli bis Oktober 2006 zu Mischfutter verarbeitet wurden, entfielen rund 423.000 Tonnen auf Mais und damit elf Prozent mehr als im Vorjahr.

Die knappe Marktversorgung wurde auch durch den stetigen Maisverkauf aus den EU-Interventionsbeständen nicht grundlegend behoben. Denn die Ausschreibung der Mengen erfolgte überwiegend in Osteuropa. Und dort verlief der Absatz von Mais in den vergangenen Wochen sehr schleppend, da Engpässe an Laderaum den Transport per LKW, Schiff und Zug erheblich beeinträchtigten.

Bereits viel Mais vermarktet
Unsere Erzeuger vermarkteten aus der rund 22 Prozent niedrigeren Körnermaisernte bereits recht frühzeitig größere Mengen. In den kommenden Monaten wird das Angebot aus Erzeugerhand daher rasch weiter abnehmen. Angebotsergänzung durch die Einfuhr von Ware aus den Überschuss-regionen Osteuropas ist zwar möglich, aufgrund der Logistikprobleme allerdings nur in einem begrenzten Rahmen zu erwarten.

Allerdings wird der Preisspielraum nach oben durch die umfangreichen Verkäufe von Mais aus EU-Interventionsbeständen eingeengt. Schließlich hatte Brüssel bereits im Herbst angekündigt, die Lager weitestgehend zu räumen. Allerdings befanden sich dort Anfang Januar alleine in Ungarn noch rund 4,3 Millionen Tonnen.

Angesichts dieser kostspieligen Bestände hatte Brüssel bereits zum 1. November die Interventionskriterien für Mais verschärft. Zeitweilig gingen die Vorschläge aus Brüssel sogar noch einen Schritt weiter: Es wurde die vollständige Abschaffung der Maisintervention diskutiert, vor allem, da die Situation ab diesem Jahr durch den EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens verschärft wird. Aktuelle Ernteschätzungen für Rumänien bewegen sich immerhin bei 6,4 bis 9,3 Millionen Tonnen, für Bulgarien bei 1,3 bis 1,4 Millionen Tonnen. Nach den neuesten Gerüchten scheint die Kommission inzwischen aber doch wieder weniger entschlossen, die Maisintervention ganz zu kippen.

Welt-Maisbestände auf Rekordtief
Für das laufende Wirtschaftsjahr wird in der statistischen Versorgungsbilanz für die EU-25 unter Berücksichtigung von Erntemengen, Beständen sowie Im- und Exporten ein Gesamtaufkommen von 62 Millionen Tonnen Mais errechnet, eine Million Tonnen weniger als im Vorjahr. Gleichzeitg dürfte die Inlandsverwendung mit 49,6 Millionen Tonnen gut zwei Millionen Tonnen höher ausfallen als im Vorjahr.

Doch der Maismarkt wird nicht nur durch die knappere Versorgung des EU-Marktes und die Marktferne der EU-Interventionslager gestützt, sondern auch durch die Situation auf dem Weltmarkt: Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) korrigierte seine Schätzung im Januar um gut fünf Millionen Tonnen auf 687,2 Millionen Tonnen nach unten, das sind rund acht Millionen Tonnen weniger, als es vor einem Jahr waren. Andererseits soll der weltweite Mais-bedarf auf die neue Rekordhöhe von 725,7 Millionen Tonnen klettern und damit die Erzeugung um 38,5 Millionen Tonnen überschreiten.

Der wichtigste Grund liegt in dem anhaltenden Bioethanolboom in den USA, der zu einem scharfen Wettbewerb um den Rohstoff Mais geführt hat: Ende 2001 hatten die Ethanolanlagen eine Kapazität von rund sieben Millionen Tonnen, Ende 2006 von 13,4 Millionen Tonnen und derzeit sind weitere Anlagen im Bau mit zusammen 5,7 Millionen Tonnen Ethanolkapazität. Als Rohstoff wird dabei fast ausschließlich Mais eingesetzt.

Bei maximaler Auslastung der Produktionskapazitäten errechnet sich für 2007 ein Bedarf von rund 59 Millionen Tonnen Mais, das wären rund 20 Prozent der US-Ernte. Einige Marktbeobachter rechnen für das Wirtschaftsjahr 2007/08 bereits mit einem Maisverbrauch in Höhe von 80 Millionen Tonnen in dem Sektor.

Im Zuge dieser Entwicklungen kommt es zu einem raschen Abbau der Maisbestände. Die US-Mengen schrumpfen bis zum Schluss des aktuellen Wirtschaftsjahres auf 19,1 Millionen Tonnen, der weltweite Vorrat geht voraussichtlich um fast 38 Millionen Tonnen auf 86,4 Millionen Tonnen zurück und erreicht damit den niedrigsten Stand seit 1977/78.

Das und der Umstand, dass die US-Maisexporte aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage ebenfalls deutlich wachsen, führten dazu, dass der Kurs der vorderen März-Position am richtungsweisenden Terminmarkt Chicago von Mitte September 06 bis Mitte Januar 07um gut 50 Prozent anzog. Damit war ein neues 10-Jahres-Hoch erreicht.

Hierzulande wird der Maismarkt zumindest mittelfristig weniger durch die Entwicklungen im Bereich Bioethanol gestützt, doch dürfte der hohe Rohstoffbedarf der rund 3.500 Biogasanlagen zu einer weiteren Ausdehnung des Maisanbaus anregen. Dazu werden die Landwirte in erster Linie Silomaissorten anbauen, so dass die Flächen, die mit Körnermaissorten bestellt werden, möglicherweise schrumpfen könnten. Aber auch die Bestände, die zunächst für die Körnerernte vorgesehen sind, könnten bei einer entsprechenden Honorierung gerne in die Biogas-Anlagen verkauft werden.

Hinzu kommt in diesem Frühjahr, dass die Aussaatflächen für Wintergetreide und Raps zusammen um rund 140.000 Hektar ausgedehnt wurden, und, wenn es keine sibirische Kältewelle mehr gibt, somit für den Anbau von Sommerungen fehlen. Alles in allem gute Aussichten für die Verkäufer von Körnermais. (ZMP)