Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

Auslandserfahrungen im Agrarbereich | Auslandserfahrungen im Agrarbereich

Details Fotos Dokumente StandortVoting Kommentare Fehler melden
Auslandserfahrungen im Agrarbereich
Map-Nr.:

15309

Titel:

Auslandserfahrungen im Agrarbereich

Beschreibung: Erfahrungsbericht über mein Auslandspraktikum in den Niederlanden

Hallo, mein Name ist Sebastian Willhardt aus Bad Hersfeld. Die besten zwei Monate meines Lebens habe ich in den Niederlanden erlebt. Dort habe ich von Mitte Juli bis Mitte September 2012 ein Auslandspraktikum absolviert. Ich war auf einem Milchviehbetrieb mit Grünland und Ackerbau, wo ausschließlich Mais angebaut wird. In dieser Zeit konnte ich sehr viele Erfahrungen sammeln. Zum einem in dem landwirtschaftlichen Bereich, sowohl aber auch eine andere Kultur kennen lernen. Alle Menschen in den Niederlanden sind sehr nett und gesprächig! Es herrscht dort ein super Arbeitsklima!

Der Ort, in dem ich mein Praktikum absolviert habe, nennt sich Beilen und gehört zu der Provinz Drenthe. Der Betrieb ist ein reiner Milchviehbetrieb mit 180 Kühen und ca. 170 Rindern und Kälbern. Dazu gehören 75 ha Grünland und 35 ha Ackerbau, wo von einem Lohnunternehmer selbstständig Mais angebaut wird.

Wie bin ich zu diesem Praktikum gekommen? Ich habe viel über die Milchproduktion in den Niederlanden gehört. Sie betreiben intensiv die Milchwirtschaft und arbeiten mit der neusten Technik und neusten Ställen. Des weiteren macht es sich sehr gut, wenn man ein Auslandspraktikum in seinem Lebenslauf stehen hat. Also habe ich mir von einem Freund Unterlagen und Informationsmaterialien ausgeliehen. Er war zuvor auch in den Niederlanden und war ebenfalls beeindruckt. Als ich mich für das Praktikum entschieden hatte, habe ich mit der Schorlemer Stiftung Kontakt aufgenommen. Diese hat mir die entscheidenden Unterlagen zugeschickt, die ich schließlich ausgefüllt und zurückgeschickt habe. Sie haben die vollständigen Unterlagen schließlich an die Niederländische Stiftung Stichting Uitwisseling weitergeleitet, die für mich einen passenden Betrieb gesucht und letztendlich gefunden hat.

Die Programmgebühren, die zu bezahlen sind, bevor man Betriebe zur Auswahl bekommt, rechnen sich auf jeden Fall. Die Schorlemer Stiftung verlangt 200 € und die Stichting Uitwisseling 430 €. Dafür wird eine Bahnkarte nach Amsterdam zu einem Praktikantentreffen finanziert, ein Fachwörterbuch und ein Praktikumshandbuch mit vielen Informationen über das Land und Ausflugsziele.

Natürlich steht eine Praktikantenvergütung zur Verfügung. Bei mir war es so, dass ich mehr als die vorgeschriebenen acht Stunden gearbeitet habe, und somit auch einen höheren Betrag aushandeln konnte. Da ich direkt auf dem Betrieb gewohnt und die volle Verpflegung in Anspruch genommen habe, kamen hier noch ein paar Abzüge hinzu. Trotz alledem habe ich jede Woche ein gutes Praktikantengehalt verdient. Es macht auf jeden Fall Sinn, direkt auf dem Betrieb zu wohnen, da sich das Verhältnis zum Chef deutlich verbessert. Ich habe fünf Tage die Woche gearbeitet und hatte jedes Wochenende frei. So konnte ich viele Unternehmungen tätigen. Da ich mit meinem eigenen Auto angereist bin, war ich sehr flexibel und konnte ohne Bindungen entscheiden wann und wohin ich fahren wollte. Man ist einfach nicht an öffentliche Verkehrsmittel gebunden.

Des Weiteren gibt es vom Deutschen Bauernverband eine Förderung von bis zu 450€ pro Praktikant. Diese wird am Ende des Jahres ausgezahlt. Die Sprache der Holländer ist sehr interessant. Es ist ein Mix aus Deutsch und Englisch. Es werden Sprachkurse angeboten, um sich einfacher in dem Land einzuleben. Ich selber habe nicht an einem Kurs teilgenommen. Ich hatte den Vorteil, dass mein Chef sehr gut Deutsch sprechen und verstehen konnte. Aber auch viele andere Holländer können ein bisschen Deutsch. Somit war die Sprache kein großes Problem.

Dennoch sollte man mindestens ein bisschen Englisch sprechen und verstehen können. Zum Beispiel bei dem Praktikantentreffen in Amsterdam wird nur Englisch gesprochen. Ich selber habe keine besonders guten Englischkenntnisse und bin trotz alledem gut zurecht gekommen. Zur Vorbereitung würde ich empfehlen, die englischen Grundkenntnisse aufzufrischen. Grundlegende Vokabeln sollte man können. Ansonsten stehen keine Vorbereitungen an. Wenn die Papiere alle ausgefüllt sind, das Geld überwiesen wurde, ist alles OK. Die Krankenversicherung wird automatisch von der Stichting Uitwisseling organisiert und vom Chef bezahlt. Ein Visum ist von Deutschland aus nicht nötig.

Da ich nur das Arbeitsklima von meinem Betrieb richtig mitbekommen habe, kann ich nur von dem einzelnen Betrieb berichten. Aber nach dem Eindruck, den ich von anderen Betrieben durch Besichtigungen bekommen habe, würde ich behaupten, dass das Arbeitsklima in ganz Holland super ist. Bei mir war es ein vollkommen „entspanntes“ Arbeiten. Ich habe mich mit meinem Chef und Mitarbeitern sehr gut verstanden. Wir haben uns vom ersten Tag an als Team zusammengefügt und gearbeitet. Es gab Tage wo wir viel gearbeitet und auch viel erreicht haben. Daraufhin hatten wir an anderen Tagen viel Zeit für verschiedene Betriebsbesichtigungen. Wir haben verschiedene, neu gebaute Ställe mit verschiedenen Melksystemen, einem 40er Melkkarussell, einem vollautomatischen Stallsystem (Melkroboter, Futterroboter, Spaltenroboter, Roboter zum Futter ran- schieben), einer Blumenplantage, einen 4000er Hühnerstall, einen Ziegenbetrieb und eine Messe mit landwirtschaftlichen Maschinen besichtigt. Außerdem habe ich auf einem anderen Betrieb gemolken und somit ein für mich neues Melksystem ausprobiert.

Zu meinen Aufgaben zählten alle Arbeiten, die am Betrieb anstanden. Ich habe zum Teil eine kurze Einweisung bekommen und durfte anschließend alle Arbeiten selbstständig ausführen. Zur Hauptaufgabe zählte zum Beispiel das Füttern der Tiere, das Rinder Umtreiben und Weiden Pflegen sowie das Melken. Ebenso hatte ich guten Kontakt mit dem Tierarzt, wo ich verschiedene Probleme kennen gelernt und somit viele neue Erfahrungen sammeln konnte. Empfehlenswert ist auf jeden Fall Vorkenntnisse zu haben, zum Beispiel vorher eine Ausbildung in dem jeweiligen Bereich absolviert zu haben. Ich durfte alle Aufgaben selbstständig ausführen, weil ich von Anfang an gezeigt habe, dass ich gute Vorkenntnisse habe, gut informiert bin und viele Erfahrungen schon durch meine Ausbildung sammeln konnte.

Es gibt aber auch Dinge, die mich in den Niederlanden nicht überzeugen konnten, zum Beispiel die Fütterung mit dem Blockschneider. In Deutschland wird der größte Teil mit dem Mischwagen gefüttert. Dieses System würde ich in Deutschland bei behalten, weil das Futter besser gemischt wird und die Tiere weniger selektieren können. Somit lernt man persönlich zu entscheiden, was man selber für gut und wichtig empfindet.

Nach getaner Arbeit gab es dann das Feierabendbier mit einem gemütlichen Ausklang des Tages. Das Land an sich ist auf jeden Fall sehenswert. Es ist alles flach, es ist kein einziger Berg zu finden. Die meisten Häuser sind aus Steinen gebaut und haben zum Teil Strohdächer. Die Region, in der ich gelebt habe, ist stark auf Grünland ausgeprägt. Man kann viele grüne Wiesen mit vielen Kühen finden. Es bietet sich sehr gut an, mit dem Fahrrad zu fahren. Da alles eben ist, lässt es sich super fahren. Mein Chef hat mir sein Fahrrad ausgeliehen. Somit benötigte ich nicht mein eigenes. Empfehlen würde ich nach Giethoorn zu fahren. Das ist ein kleines Dorf, umgeben von Wasser. Es ist vergleichbar mit Venedig, nur etwas kleiner. Hier kann man sich sehr schöne Häuser mit sehr intensiv gepflegten Gärten anschauen. Des weiteren ist in Amsterdam die Brauerei Heinecken sehr empfehlenswert. Man bekommt eine sehr gute Führung, die sehr anschaulich dargestellt ist. In dem Eintrittspreis ist eine Bierprobe enthalten. Ansonsten gibt es weitere zahlreiche Ausflugsziele für die Freizeit. Es gibt zum Beispiel verschiedene Schwimmbäder oder Freizeitparks.

Zum Schluss möchte ich mich bei der Schorlemer Stiftung und der Stichting Uitwisseling für den reibungslosen Ablauf des Praktikums bedanken. Des Weiteren verdient natürlich auch mein Chef ein großes Dankeschön. Dank ihm war es eine super Zeit, in der ich sehr viel lernen konnte. Es hat alles sehr gut funktioniert, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ich würde diesen Betrieb bzw. dieses Land auf jeden Fall weiter empfehlen. Erfahrungsbericht siehe Dokumente
Schlagworte
Niederlande Milchviehbetrieb Praktikum
Ähnliche Einträge
ERASMUS in Italien- Weinbau südlich der Alpen

ERASMUS in Italien- Weinbau südlich der Alpen

Volontär im Refet Lotan

Volontär im Refet Lotan

Praktikum auf einem Milchviehbetrieb in Israel
Zuckermais, Süßkartoffeln und Auberginen - no panic, it´s organic

Zuckermais, Süßkartoffeln und Auberginen - no panic, it´s organic

Vier Monate Auslandspraktikum in Kanada
Praktikum auf einem Milchviehbetrieb in Argentinien

Praktikum auf einem Milchviehbetrieb in Argentinien

2009 Nach der Landwirtschaftslehre absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum auf dem Betrieb Chiavassa in Argentinien, was für mich sehr interessant und aufschlussreich war, da ich viele neue Eindrücke gewinnen konnte.
Praktikum auf einer 5.500 ha Getreidefarm

Praktikum auf einer 5.500 ha Getreidefarm

Getreidefarm in der Prärie Kanadas, bewirtschaftet werden um die 5.500 Hektar und vorwiegend Weizen und Canola.