Mein Name ist André Stephan und ich bin 25 Jahre alt. Ich bin Student im 4. Semester
des Masterstudienganges Crop Sciences an der Universität Hohenheim.
Ich verbrachte das Wintersemester 2011/12 als Austauschstudent an der Faculty of Life
Science der Universität Kopenhagen, im Rahmen des ELLS-Programmes (Euroleague
for Life Science).
Die Vorbereitung auf das Austauschsemester fand rechtzeitig an der Universität
Hohenheim statt. Dort erhielt ich durch Frau Gabriele Klumpp eine sehr informative
Einführungsveranstaltung in das ELLS und Erasmus Programm. Frau Klumpp war stets
erreichbar für Nachfragen bezüglich aller Unterlagen und informierte rechtzeitig zur
Einhaltung von Meldefristen.
Wie im ELLS Programm üblich, wurden die Bewerber vorab von der Hochschule
ausgewählt und für den Austausch nominiert. Anschließend erfolgte eine
Onlinebewerbung bei der Universität Kopenhagen. Aufgrund der vorangegangenen
Selektion konnte man allerdings relativ sicher davon ausgehen auch angenommen zu
werden. Nach Annahme kann ein Antrag auf den Erasmus Mobilitätszuschlag gestellt
werden, den man auch relativ sicher erhält. Leider ist diese Förderung in den letzten
Jahren auf ein lächerlich geringen Betrag von ca. 120,- € monatlich geschrumpft und
wiegt deshalb die höheren Lebenshaltungskosten nicht ansatzweise auf.
Im Bewerbungsformular der Universität konnte man wählen, ob man an vorbereitenden
Sprachkursen teilnehmen wolle und auch die Möglichkeit zur Zimmervermittlung wurde
angeboten. Zusätzlich konnte man sich um einen FC (First Contact) bewerben, der den
Austauschstudent am Flughafen abholt und in den ersten Wochen mit dem Leben in
Dänemark vertraut macht.
Sowohl der Sprachkurs als auch der FC haben mir in den ersten Wochen sehr geholfen,
vor allem in administrativen Fragen.
Ich wohnte bei einer dänischen Familie zur Miete und teilte mir dort mit einem
nepalesischen Studenten ein Stockwerk. Die Unterkunft wurde vom Housing
Department der Universität vermittelt, was mir die extrem schwierige Wohnungssuche
auf dem privaten Sektor ersparte. Die Miete betrug 3000DKR im Monat und war der
Größe des Zimmers und der dazugehörigen Ausstattung angemessen.
Von meiner Unterkunft war es ein Leichtes, die exzellenten öffentlichen Verkehrsmittel
zu nutzen, da sich in unmittelbarer Nähe eine Metro-, S-Bahnstation und mehrere
Bushaltestellen befanden. Für diese Verkehrsmittel kann man eine günstige
Monatskarte erstehen, die die Nutzung aller Öffentlichen im Innenstadtbereich erlaubt.
Mein Hauptziel des Studiums war der Erwerb von 30 ECTS-credits, die ich zum Erwerb
meines Abschlusses noch in Form von freien Wahlmodulen ableisten musste. Daher
bestanden nur wenige Hürden bezüglich der Anerkennung von erbrachten
Studienleistungen. Nichts desto trotz, wählte ich Schwerpunktmäßig Module mit Bezug
auf meine Vertiefungsrichtung Pflanzenschutz.
Nach dem Sprachkurs begannen die Vorlesungen, die in Kopenhagen geblockt
stattfinden. Es werden jeweils 2 Fächer pro Block belegt und ein Semester umfasst 2
Blöcke. Im ersten Block belegte ich die Vorlesungen Pesticide Use, Mode of Action and
Ecotoxicology, sowie Plant Infection and Disease Management. Beide
Lehrveranstaltungen zeichneten sich durch überaus gute Organisation, klar definierte
Inhalte, exzellente Dozenten und sehr hoher Selbstbeteiligung der Studenten aus. Die
Kurse waren mehrheitlich mit dänischen Studenten belegt, was das Kennenlernen der
(Lern)Kultur ermöglichte.
Im zweiten Block folgten die Kurse Biological Control of Pests und Climate Change -
Effects on Food and Feed. Den Erstgenannten empfand ich ebenfalls sehr
empfehlenswert, der Zweitgenannte hingegen hat meine hohen Erwartungen etwas
enttäuscht.
Insgesamt war ich mit dem Lehrangebot sehr zufrieden und es stellte eine sinnvolle
Ergänzung zu meinem bisherigen Studium dar. Das dänische Bildungssystem motiviert
wesentlich mehr zum selbstständigen Lernen und bereitet einen Studenten wesentlich
besser auf akademische Laufbahnen vor, als dies der Fall an meiner Heimatuniversität
war.
Die Universität Kopenhagen unterhält ein sehr attraktives Sportprogramm, welches allen
Studenten nach Anmeldung offen steht. Ich nutzte dieses Angebot unter anderem zu
einem 3-tägigen Wanderausflug nach Schweden und wurde Teil der Kampfsportgruppe
Boxen.
Die Stadt Kopenhagen bietet eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten, von
Bademöglichkeiten im Öresund, über Kulturveranstaltungen und Open Air Konzerten für
Jedermann, zu einem pulsierenden Nachtleben. Weiterhin ist die Stadt ein guter
Ausgangsort für Reisen nach Skandinavien, das Baltikum und Russland.
Der Lebensstandard ist sehr hoch, geht aber mit den für ganz Skandinavien typischen
hohen Preisen einher. Die Universität Kopenhagen taxiert die Lebenshaltungskosten mit
ca. 950,- € monatlich, was durchaus realistisch ist. Da die Förderung durch den
Mobilitätszuschuss sehr gering ausfällt, bleibt die Möglichkeit Auslands-Bafög zu
beantragen, oder das Unternehmen privat zu finanzieren.
2009 Nach der Landwirtschaftslehre absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum auf dem Betrieb Chiavassa in Argentinien, was für mich sehr interessant und aufschlussreich war, da ich viele neue Eindrücke gewinnen konnte.