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G Day mate and welcome to Down Under! | Auslandserfahrungen im Agrarbereich

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G Day mate and welcome to Down Under!
Map-Nr.:

15602

Titel:

G Day mate and welcome to Down Under!

Beschreibung: Walkabout Australia – Welcome to Down Under!

29-10-2012
CheChe ... Äääähm ja ich hätte gerne was zu essen ...
Nach 10 Stunden Flug von Frankfurt nach Shanghai DuPong Airport darf ich nun 13 Stunden in China verbringen...am Flughafen Terminal. Bis zu 48 Stunden darf man sich sogar ohne Visum im Land bewegen, doch wenn einen niemand versteht und keiner wirklich Englisch redet, ist es schwierig, sich zurecht zu finden. Also habe ich beschlossen mir eine nette Ecke zu suchen, was zu essen, lesen, irgendwie geht die Zeit schon rum.

Doch das mit dem Essen ist auch schwieriger als gedacht, irgendwie gibt es überall nur Reis...und Stäbchen. Mit ein paar Startschwierigkeiten schaffe ich es, der Bedienung zu verdeutlichen, dass ich nur mit Karte bezahlen kann und entscheide mich für „Fried Rice with Sausage“, wobei die sausage eher aussieht wie Fisch, ich hoffe einfach, es ist kein Hund!

Na ja, Asien ist wirklich nicht so meine Gegend, ich freue mich darauf, nach weiteren 10,5 Stunden im Flieger endlich wieder nach AUSTRALIEN zu kommen!


Erstmal etwas von der Welt sehen!


Nach dem Abitur habe ich mich entschieden, ein Auslandsjahr zu machen. Nach einigen Überlegungen habe ich auf Grund des Wetters, der Größe und Vielseitigkeit des Landes, das sehr gut auf Work and Traveler vorbereitet ist und meiner relativ guten Sprachkenntnisse aus dem Englisch Leistungskurs für Australien entschieden. Über eine Organisation habe ich den Flug gebucht und bin zusammen mit 10 anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland nach Sydney gereist.

Das elektronische Working Holiday Visum war einfach über das Internet zu bekommen und erlaubt einem, bis zu sechs Monate für einen Arbeitgeber zu arbeiten. Niemand von uns hatte wirklich eine Idee, was uns erwartet, ein bisschen arbeiten und mit dem Geld etwas vom Land sehen war unser Ziel. Ich hatte das Glück, dass ein Freund aus Nienburg vor drei Jahren in die Nähe von Sydney gezogen ist und dort auf einer Rennpferdefarm arbeitet, um hoffentlich nächstes Jahr seine Staatsbürgerschaft zu bekommen. Diesen habe ich dann für ein paar Wochen besucht und habe Freunde von ihm kennengelernt, die eine Getreidefarm nur acht Stunden landeinwärts von Sydney bewirtschaften.

Zufällig wurde für die Ernte auch gerade noch eine Aushilfe gesucht, sodass ich mich entschloss, für drei Monate in das Outback zu gehen und erst einmal Geld zu verdienen. Mit Treckerführerschein und ein wenig Vorwissen ist man hier sehr gern gesehen und selbst Australier wissen, dass man sich auf deutsche Arbeitskräfte gut verlassen kann. Während meine anderen Mitreisenden sich mit „Fruitpicking“, also bei der Tomaten-, Bananen- oder Traubenernte, durchschlagen mussten, konnte ich bei 35 °C unter der australischen Sonne den Luxus der Klimaanlage auf dem Trecker genießen.

Trotzdem darf man unter der australischen Sonne nie vergessen: “Slip, slap, slop!“ - Hut und Sonnenbrille auf, T-Shirt an und Sonnencrème, denn dass Ozonloch macht sich schon nach dem ersten warmen Sommertag auf der Haut bemerkbar.

Nach der Farmarbeit bin ich nach Neuseeland, entlang der australischen Ostküste bis zum Great Barrier Reef, durch das Outback nach Darwin und natürlich zum Ayers Rock, dem Heiligtum der Aboriginies, gereist.

Zwischendurch wurde die Kasse mit ein paar Kellnerjobs wieder aufgefüllt. Ich hatte ein ganz tolles Jahr, habe viel gesehen, von Schlangen, Krokodilen über Koalas bis zu Kängurus, habe viele Leute kennengelernt, aus Holland, Amerika oder England und viele Erfahrungen für’s Leben gesammelt, doch die beste Zeit hatte ich eindeutig bei der Farmarbeit.

Anders als auf anderen Farmen war ich hier nämlich die einzige Backpackerin, sogar die einzige Deutsche, und bin so wirklich in Kontakt mit den Einheimischen und dem „Real Australien Life“ gekommen. Und der Verdienst bei so einem Job als Erntehelfer ist auf jeden Fall auch nicht schlecht.


Vom Landleben überzeugt

Noch bevor ich wieder nach Hause kam, habe mich aufgrund dieser tollen Erfahrungen entschieden, Landwirtschaft zu studieren und zunächst ein einjähriges Praktikum mit anschließender Praktikantenprüfung zu machen. Und da bot es sich natürlich an, einen Teil davon im Ausland zu absolvieren. Nach 3 Monaten auf einem Schweinebetrieb in Anderten, Kreis Nienburg, mit 400 Sauen, 1200 Mastplätzen und 320 ha Ackerbau geht es nun also wieder für 2 Monate nach Australien, zurück auf meine Farm! Nun bin ich dieses Mal ganz alleine unterwegs, was etwas unentspannter ist, aber da ich mein australisches Konto und Steuernummer noch habe, ist es kein Problem alleine zurechtzukommen.

Nach meiner Ankunft kann ich zunächst bei einem Freund, den ich in Sydney kennengelernt habe, unterkommen, bevor es weiter nach Ardlethan, einem kleinen Dorf auf der roten Erde Australiens mit ca. 400 Einwohnern und ungefähr fünf mal so vielen Kängurus und Papageien geht. Außer einem kleinen „Tante Emma Laden“ und dem Pub gibt es nicht viel und die nächst größere Stadt ist 100 km entfernt, aber im Gegensatz zum Großstadtleben, wo man Millionen Menschen um sich herum hat, jedoch keiner miteinander spricht, überzeugt der ländliche Zusammenhalt und die Freundlichkeit der Dorfbewohner.

Außerdem ist es natürlich auch für die „Einheimischen“ ganz interessant, mal jemanden von Übersee zu treffen, da spricht sich schnell rum, dass das „German girl“ wieder da ist. Viele der Dorfbewohner, die ihr Leben lang hier verbracht haben, können sich Deutschland nämlich gar nicht vorstellen, mit so vielen Leuten, Schnee und der überall bekannten Autobahn.


Good to be back!

04-11-2012
Nach acht Stunden Busfahrt bin ich Donnerstag Abend um 17 Uhr (5 pm) endlich in Wagga Wagga, der mit 60.000 Einwohnern größten im Inland des Staates New South Wales gelegenen Stadt, die mit 100 km Entfernung auch am nächsten zur Farm gelegen ist, angekommen. Teresa, die Frau des derzeitigen Managers Keith (48), holte mich an der Bushaltestelle ab und ich wurde mit einem herzlichen „So good to see you dear! Welcome back!“ begrüßt.

Nach einer weiteren Stunde Autofahrt erreichten wir schließlich Keith‘s Farmhaus auf dem Grundstück „Cowabbie“ und nach einem Jahr war er genauso froh mich wiederzusehen, wie ich ihn! Nach einem typisch australischen „tea“, wie man hier das dinner nennt, mit Pie und Wein konnte ich mich schließlich wieder in meinen eigenen Geländewagen, den 20 Jahre alten Holden Rodeo, setzen und zu meinem neuen Haus fahren, das auf dem Grundstück „Mukoora“, nur 7 km von dem Dorf Ardlethan entfernt gelegen ist.

Die Farm besteht aus insgesamt acht Grundstücken, ehemaligen „stations“, das heißt Schafsfarmen, die das Unternehmen „Warakirri Agricultural Trusts“, mit Hauptsitz in Melbourne, der Hauptstadt des Bundesstaates Viktoria, innerhalb der letzten 14 Jahre aufgekauft und zu der Farm „Mukoora-Cowabbie“ zusammengeschlossen hat. So werden nun ca. 10.000 ha von Dave (37), Trent (26) und Keith (48) bewirtschaftet.

Angebaut werden Raps, Gerste und Weizen und es wird, im Gegensatz zu den Farmen im Norden und Westen Australiens, nur einmal im Jahr geerntet. Der Hektarpreis liegt in dieser Gegend bei um die 600 $ (ca. 450€), da die Niederschläge und daher auch die Erträge stark schwanken. So kann der Ertrag bei Gerste und Weizen in einem Jahr bei 5 t/ha betragen, in einem anderen aber nur 0.5 t/ha.

Keith, Dave und Trent bewirtschaften zusammen die Farm, fungieren jedoch mehr oder weniger als Manager, da die Aussaat, sowie Düngung und Ernte von Lohnunternehmern erledigt wird. Ihre Aufgabe ist einzig, die Büroarbeit, Aufsicht und das Management; auch das Spritzen übernehmen sie selber.

Alle drei arbeiten für Warakirri Agricultural Trusts, ein Unternehmen, dem zur Zeit neun Getreide- und 6 Dairyfarmen (Milchvieh) über ganz Australien verteilt angehören. Es wird von „REMA Superannuation Funds“ finanziert, ist also eine Art Aktiengesellschaft. Alle Australier müssen 9 % ihres Gehaltes in einen sogenannten Superannuation Fund einbezahlen. Diese Funds funktionieren wie Aktien, man kann sich also aussuchen, in welchen Fund man investiert, REMA ist z.B. einer der landwirtschaftlichen Funds, dabei sollte die Branche, in die man investiert hoffentlich einen Gewinn erzielen, den man als Rentner später ausgezahlt bekommt.

Die Farmer erhalten ein festes Gehalt, müssen jedoch bei Entscheidungen über Land- oder Maschinenzukauf immer mit dem „head office“, also den Chefs in Melbourne Rücksprache halten. Dafür besteht aber auch ein guter Austausch unter den einzelnen Warakirri Farmen, sodass Maschinen oder Arbeitskräfte ausgeliehen werden können. Es kann jedoch auch passieren, dass Farmen verkauft, wenn sie zu unrentabel sind, oder zugekauft werden, wobei die Farmer kein Mitspracherecht haben und so eventuell die Farm wechseln müssen. Das scheint die Farmer hier jedoch weniger zu stören. Alle sind recht flexibel und schnelllebig, sodass die meisten froh sind, nach ein paar Jahren mal aus ihrer Umgebung herauszukommen und etwas Neues anzufangen. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass das Landleben hier nun mal recht eintönig ist.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo man mal eben in einer Stunde in der Großstadt, am Meer oder in den Bergen ist, verbringt man hier bei einem Wochenendausflug allein einige Stunden mit der Autofahrt. Daher haben die meisten auch zu Hause einen Swimmingpool oder Tenniscourt.

Für mich ist das jedoch mal ein ganz angenehmer Gegensatz zum hektischen Leben in Germany, fast wie ein Erholungsurlaub, da die Australier einfach auch viel entspannter an die Arbeit herangehen, ganz nach dem Motto „Was heute nicht geschafft wird, das machen wir dann eben morgen! Take it easy!“.


Get the headers going!

19-11-2012
Vor zwei Wochen kamen dann endlich die Mähdrescher, zwei Claas Lexion 750 und zwei John Deere, 5670 und 5770 STS. Aber nach einem halben Tag Ernte kann es sogar auf dem trockensten Kontinent der Erde mal vorkommen, dass einen der Regen vom Ernten abhält. Nach 50 mm Regen, den die Pflanzen schon vor einem Monat hätten gebrauchen können, haben sich alle noch mal ein paar Tage frei genommen, bevor es vor 8 Tagen dann wirklich mit dem Raps losging. Seit dem verbringe ich 14 Stunden meiner Tage damit, 40t-LKWs zu beladen und Lieferscheine auszuschreiben, damit in der Buchführung genau festgehalten werden kann, wann und wo was geerntet wurde. Der Raps und später auch das Getreide wird alles an Grain Corp, eine Art Genossenschaft geliefert.

Ungefähr jeder kleinere Ort hat eine, an deren Zuverlässigkeit merkt man jedoch mal wieder, dass man nicht in Deutschland ist, alles wird eher easy going gesehen, länger als bis 20:00 Uhr will hier niemand arbeiten und wenn eine Weihnachtsfeier stattfinden soll, wird halt mal geschlossen.

Die vier Drescher schaffen hier mit ihren 42 Fuß Fronten locker mal
400-500 ha Raps , der bereits 10 Tage vorher ins Schwad gebracht wurde, was aber wohl hauptsächlich an den vergleichsweise niedrigen Erträgen von 1,5t liegt. Diese Ernte fällt jedoch allgemein relativ gering aus, da das Land nach den letzten drei relativ nassen Jahren wieder durch eine lange Trockenheit zu gehen scheint. Seit der Aussaat sind nur 130 mm Regen gefallen, Nachtfröste kamen sogar noch Mitte Oktober vor, trotz übermäßig hoher Tagestemperaturen im Frühjahr.

Im Moment sehnen sich wohl alle nach einem Schauer, der nicht nur was gegen den Staub, sondern auch was gegen die aufkommende Müdigkeit bewirken könnte. Bei Temperaturen um die 40 °C ist auch die Brandgefahrsehr hoch, sodass der Staat im Zweifelsfall einen „harvest ban“ ausruft und die Feuerwehren ständig auf Bereitschaft sind. Bei zu hohen Windgeschwindigkeiten muss dann ein paar Stunden Pause gemacht werden.


21 Tage, 10.000 ha, 18.000 t...

4-12-12
...Raps, Gerste und Weizen und die Ernte ist geschafft! Nach einem gemeinsamen Steak Sandwich und einem kühlen Bier werden die „headers“ auseinandergenommen und weiter geht es für die Lohnunternehmer zum nächsten Job. Und auch meine Aufgabe ist erledigt, alle wollen sich erstmal ein paar Tage frei nehmen, bevor es mit der Unkrautbekämpfung weitergeht. So ist es mal wieder Zeit allen Good Bye zu sagen, vielleicht sieht man sich ja zur nächsten Ernte wieder. Erstmal werde ich mir nun einen Weihnachtsurlaub in den tasmanischen Bergen gönnen!


Feedback

Ich kann jedem definitiv empfehlen, sich nach der Schule oder auch während des Studiums, eine Zeit lang im Ausland zu verbringen. Ich hatte ein ganz tolles Jahr, habe unglaublich schöne Orte gesehen, Highlights waren auf jeden Fall Neuseeland, das zwar nur drei Stunden von Australien entfernt ist, anders als Europäer denken, jedoch ein völlig anderes Land. In Down Under kann ich auf jeden Fall sämtliche Inseln entlang der Ostküste, aber, wenn das Geld dafür reicht, vor allem entlegenere Orte wie den Ayers Rock, Darwin und Tasmanien empfehlen. Und das Gleiche gilt für die Jobsuche: Je ungewöhnlicher desto besser! Fruitpicking und Charity jobs macht jeder zweite und man trifft mehr Deutsche als alles andere.

Wenn man sich jedoch in das Outback auf eine typisch australische Farm wagt, kommt man wirklich mit Australiern, sowie deren lifestyle in Kontakt und lernt auch noch den „real aussie slang“. Natürlich gibt es immer ganz tolle Tage, an denen man Freunde und Familie daheim nahezu ganz vergisst und am liebsten für immer unter der australischen Sonne bleiben möchte, aber auch Momente, in denen man sich etwas alleine fühlt und vielleicht auch ein wenig Heimweh bekommt. Mit Internet und günstigen Telefonanbietern kommt das jedoch nur noch selten vor.

Ich habe es auch nie bereut, alleine gereist zu sein, denn nur dann ist man völlig offen für Neues und so ein Auslandsjahr verändert einen in vielerlei Hinsicht. Noch dazu lernt man doch einiges an Deutschland und dem „Hotel Mama“ zu schätzen. Ich bin froh, noch einmal zurückgekommen zu sein, wenn man einmal mit dem Reisen begonnen hat, hat man zu Hause doch schnell wieder„Hummeln im Hintern“ und möchte mehr sehen. Ausralien ist für mich fast zu einem zweiten Zuhause geworden, auch wenn Deutschland immer mein Zuhause bleibt und man sich auch hier erst einmal an viele Dinge gewöhnen muss, so fehlt mir gerade im Moment das deutsche Wetter und die Unzufriedenheit vieler Menschen nicht wirklich...

Wer weiß, wo einen der Wind in ein paar Jahren nochmal hinweht...
Schlagworte
Work and Travel Australien Auslandsjahr Auslandspraktikum
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2009 Nach der Landwirtschaftslehre absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum auf dem Betrieb Chiavassa in Argentinien, was für mich sehr interessant und aufschlussreich war, da ich viele neue Eindrücke gewinnen konnte.
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