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Praktikum in Kanada | Auslandserfahrungen im Agrarbereich

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Praktikum in Kanada
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Titel:

Praktikum in Kanada

Beschreibung:

Gemessen an der Fläche, ist Kanada das zweitgrößte Land der Erde. Es hat jedoch aufgrund der „lediglich“ 33.000 Einwohner eine überwiegend niedrige Bevölkerungsdichte. Dies bietet in vielen Regionen die Möglichkeit, das Land für intensive Landwirtschaft zu nutzen.

Doch bevor ich einige meiner gesammelten Eindrücke in Nordamerika näher schildere, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Matthias Schlötterer, ich bin 19 Jahre alt und komme aus einem kleinen, mittelfränkischen Dorf namens Neukirchen nahe Ansbach.

Von Anfang August 2012 bis voraussichtlich Ende Februar 2013 absolviere ich ein siebenmonatiges Praktikum in Kanada. Dieser Auslandsaufenthalt wird mir als Vorpraktikum für den Studiengang Agrarwissenschaft angerechnet, den ich im Oktober nächsten Jahres in Stuttgart/Hohenheim beginnen möchte.


Tipps zur Vorbereitung

Auf der Internethomepage des Deutschen Bauernverbandes wurde ich auf deren Austauschprogramme hingewiesen. Um meine Englischkenntnisse aufzubessern, wollte ich anfangs in die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch da dort kein Praktikumsplatz mehr frei war, wurde mir eine Stelle in Kanada angeboten.

Da der DBV eng mit den Partnern in den Zielländern zusammenarbeitet, war die Genehmigung des Visums relativ einfach, jedoch langwierig. Deshalb sollte man unbedingt frühzeitig beginnen, sämtlich erforderliche Dokumente oder Schreiben bei den entsprechenden Behörden zu beantragen und einzureichen. Außerdem sollte man auf jeden Fall den Kontakt zu seiner Gastfamilie oder seinem Arbeitgeber suchen. Dies zeigt Interesse und bietet die Möglichkeit, Fragen zu stellen und elementare Dinge schon vor Beginn der Reise abzuklären.

Neben dem Schulunterricht wurden meine Englischkenntnisse vor allem durch den Kontakt zu US-Soldaten, die in Deutschland stationiert sind (und deren Familien), verbessert. Hinsichtlich landwirtschaftlicher Vorkenntnisse war ich noch relativ ungeschult, konnte aber aus meinen Tätigkeiten auf dem Betrieb zu Hause durchaus profitieren.


Anreise und Unterkunft

Wenn man, wie ich, die Reise per Flugzeug wählt (das wohl das einzige Transportmittel ist, das die Reisedauer im erträglichen Rahmen hält), kann man durch die frühzeitige Buchung bei günstigen Airlines Geld aber auch etwas Zeit sparen. Hierfür lassen sich im Internet genügend Seiten zum Vergleichen der Angebote finden, wie beispielsweise, fluege.de oder billigfluege.de.

Nach meiner Ankunft in Edmonton wurde ich von meinen Gasteltern abgeholt und nach einer zweistündigen Autofahrt kam ich in meinem neuen Zuhause an. Dort bezog ich ein Zimmer im Haus der Familie und durfte sogar ein Badezimmer für mich alleine beanspruchen. Nahezu alle Mahlzeiten nahm ich mit der Familie ein und auch das gemeinsame, abendliche Beisammensein im Wohnzimmer unterstützte meine Integration in die Familie.


Der Betrieb

Nach dem alltäglichen Füttern der rund 600 verbliebenen Schlachtrinder war mein Arbeitstag sehr abwechslungsreich. Ich half bei Renovierungsarbeiten im Haus, reparierte und hielt die Maschinen in Stand (z.B. fetten, waschen...) oder arbeitete mit den Tieren. Dabei waren häufige Aufgaben Reparaturen an den Weidezäunen und -toren oder das Heraustreiben und Impfen kranker Tiere.

Während der Erntezeit ab September, verbrachte ich viele Stunden mit der Rundballenpresse auf den Feldern. Anschließend wurden die fast 1000 Ballen von mir nach Hause gefahren. Des Weiteren mähte ich einige Tage Gras für Heuballen oder walzte die Grassilage im Silo.

Im Verlauf des Novembers wurden die neuen Jungkälber angeliefert. Dies hatte zur Folge, dass ich viele Stunden beim „processing“ mithalf. Dieser Begriff umfasst im Wesentlichen das Impfen, Brandmarken, Herausschneiden alter und Setzen neuer Ohrmarken, Schneiden der Hörner sowie gegebenenfalls das Kastrieren der Jungtiere, bevor sie für circa 9 Monate auf den Weiden gemästet werden.

Im Winter blieb etwas Zeit um Streicharbeiten im Haus zu verrichten oder um die Werkstatt gründlich aufzuräumen. Außerdem musste vor den großen Schneemassen genügend Feuerholz für den Kachelofen geschnitten werden.

Da ich überwiegend alleine arbeitete, konnte ich mir meine Zeit selber gut einteilen und wurde von niemandem ständig „überwacht“. Oft half ich aber auch bei Tätigkeiten meines Chefs aus, wobei es v.a. anfangs schwierig war sich noch nicht bekannte Fachwörter (wie beispielsweise Werkzeugnamen) möglichst schnell anzueignen. Aufgrund der Größe des Betriebs, war es v.a. vor Wintereinbruch sehr wichtig, dass ich meine Aufträge zügig, jedoch auch genau und gewissenhaft ausführte.

Mit meiner Gastfamilie kam ich sehr gut aus. Die Kinder waren etwas jünger als ich, behandelten mich aber größtenteils wie ihren Bruder. Wenn möglich, wurde ich von meinen Gastgebern auf Ausflüge oder Besuche mitgenommen und anderen Verwandten und Bekannten vorgestellt.

Verglichen mit meiner Heimat, besteht der wohl größte Unterschied in der Größe und dem Ausmaß, in welchem hier Landwirtschaft betrieben wird. Zudem ist die Landschaft flacher und weiter, die Straßen meist gerade. Und auch der Winter war um einiges kälter und länger als in Deutschland.


Das Land

In Kanada war für mich besonders beeindruckend, die wildlebenden Tiere zu beobachten, die nahezu tagtäglich meinen Weg kreuzten. So entdeckte ich viele Eichhörnchen, Kojoten, Füchse, Bären und Elche.

Ein definitives „Muss“ in Alberta, ist ein Besuch der West Edmonton Mall, eines der weltgrößten Einkaufszentren der Welt. Mit über 800 Geschäften, einem eigenen überdachten Freizeitpark und einem Schwimmbad, ist diese Mall mindestens einen Tagesausflug wert.

Außerdem kann man in Betracht ziehen, etwas Zeit in den Kanadischen Rocky Mountains zu verbringen. Ob mit Wandern im Sommer oder Skifahren und Snowboarden im Winter ist diese beeindruckende Landschaft zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.

Da meine Gastfamilie sehr in der hier weitverbreiteten Jugendorganisation „4H“ involviert ist, wurde ich auch auf viele Mitgliedertreffen mitgenommen. Das Bearbeiten der Projekte nach dem Leitsatz „learning by doing“ war oft sehr herausfordernd, jedoch auch informativ und hilfreich.


Kosten und Finanzierung

Natürlich sind mit solch einer Reise und dem Aufenthalt diverse Kosten verbunden. Hierunter fallen die Beschaffung sämtlicher benötigter Dokumente, wie der Reisepass, der Internationale Führerschein und die Visagebühren. Außerdem wurden in meinem Fall noch eine Vermittlungsgebühr und die Kosten für die Krankenversicherung berechnet. Wahrscheinlich muss man aber beim Kauf des Flugtickets am tiefsten in die eigene Tasche greifen.

In Kanada aber erst einmal angekommen, blieben meine Ausgaben sehr gering, da mir Unterkunft und Verpflegung gestellt wurden. Lediglich der ein oder andere Kinobesuch oder neue und wärmere Winterkleidung kosteten mich ein paar Dollar.

Die bislang bereits gewonnenen Erfahrungen und Eindrücke während meiner Praktikumszeit sind für mich eine enorme Bereicherung. Ich bin mir sicher, dass die hier erworbene Praxiserfahrung mir im Studium und im späteren Beruf einen Vorteil geben wird. Außerdem ist der Aufenthalt fern vom wohlvertrauten und altbekanntem Zuhause zwar herausfordernd, bietet aber auch Möglichkeiten und fördert die Eigenverantwortung. Am Schluss liegt die Entscheidung für den Schritt ins Ausland bei jedem selbst, ich jedoch kann es nur empfehlen, denn es ist keines Falls eine verlorene Zeit wie es vielleicht Anfangs scheinen mag.

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Schlachtrinderfarm Auslandspraktikum in Kanada
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