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Praktikum auf einer 5.500 ha Getreidefarm | Auslandserfahrungen im Agrarbereich

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Praktikum auf einer 5.500 ha Getreidefarm
Map-Nr.:

15657

Titel:

Praktikum auf einer 5.​500 ha Getreidefarm

Beschreibung:

Praktikumsbericht meines Kanada-Aufenthaltes während der Sommersemesterferien 2011 auf der Farm von Garan und Rob Rewerts

Nachdem ich bereits im Vorfeld des Studiums Auslandserfahrung sammeln konnte, stand für mich bereits früh fest, im weiteren Verlauf erneut ins Ausland zu gehen um dort Land und Leute vor allem aber die dortige Landwirtschaft kennen zu lernen.

Kanada bot sich einerseits an, da die Ernte dort am besten in die vorlesungsfreie Zeit fällt, andererseits ist es ein großes und großartiges Land, wo es sich allemal lohnt hinzufahren, diese Annahme hat sich mehr als bestätigt.

Die Landwirtschaft, die Landschaft und das Klima weisen eine große Varianz auf und unterschieden sich von der Region in der ich arbeitete, dem westlichem Saskatchewan, zu der in Deutschland stark und das obwohl diese in etwa auf demselben Breitengrad liegt wie Berlin.

Der Betrieb auf dem ich arbeitete liegt in dem Ort Cut Knife. Der Ort hat in etwa 500 Einwohner und ist damit schon mit dem Nötigsten ausgestattet. Im speziellen heißt das, es gibt eine Möglichkeit einzukaufen, mehrere Restaurants, eine Tankstelle, einen Ersatzteilhändler und eine Anbindung an das Busnetz von Greyhound Lines. Die Nächste Stadt befindet sich mit North Battleford in ungefähr 50 Kilometer Entfernung und bis Saskatoon, der größten Stadt Saskatchewans und dem nächsten internationalem Flughafen, sind es 280 Kilometer. Cut Knife liegt auf etwa 630 Meter über NN in einer ausgedehnten Ebene (Prärie).

Die Farm wird von Rob Rewerts (54 Jahre) und seinem Sohn Garan Rewerts (35 Jahre) bewirtschaftet und umfasst ca. 5.500 Hektar. Angebaut werden in erster Linie Weizen und Canola (Raps) auf zusammen ca. 90 % der Betriebsfläche, daneben stehen noch Gerste und Erbsen im Anbau. Durch das Klima, 100 Frost-freie Tage sind nicht selbstverständlich, handelt es sich dabei alles um Sommerungen. Neben den beiden Betriebsleitern stehen dem Betrieb eine fest angestellte und mehrere Saison-Arbeitskräfte zur Verfügung, eine davon ist seit vielen Jahren jeweils zu den Arbeitsspitzen, der Aussaat und der Ernte, durchgehend im Betrieb beschäftigt.

Neben wechselnden Aushilfen aus dem Ort und der Umgebung sind immer wieder Erntehelfer aus Europa auf dem Betrieb. Dieses Jahr waren, mit mir, drei Agrar-Studenten aus Deutschland die gesamte Ernte über und ein langjähriger Freund aus der Schweiz für drei Wochen auf der Farm in der Ernte eingespannt. Die Unterbringung erfolgte in einem eigens für die Erntehelfer angemieteten Haus im Ort, wobei die Verpflegung vor und nach der Ernte selbst bewerkstelligt werden musste. Während der Ernte wurden wir täglich mit einer warmen und reichlichen Mahlzeit versorgt. Außerdem wurde uns ein Auto zur Verfügung gestellt.

Ich persönlich war von Anfang August bis Anfang Oktober auf der Farm. Meine Arbeitsschwerpunkte waren die Vorbereitung der Maschinen für die Ernte, das Leeren und Vorbereiten der Getreidesilos und die Ernte selber. Die Ernte konnte dieses Jahr ungewöhnlich früh, Ende September, abgeschlossen werden, was vor allem durch den wirklich guten Witterungsverlauf möglich war. Vor allem der Juniorchef ist recht technikverliebt und dahingehend meist auf dem neuesten Standard, GPS ist auf der Spritze und den Sämaschinen Standard, überraschenderweise jedoch noch nicht auf allen Mähdreschern.


Folgende Maschinen kommen im Betrieb hauptsächlich zum Einsatz:

- 4 Großdrescher von Case IH (3x 8120, 1x 8010) jeweils mit 12 Meter MacDon Schneidwerk und 5 Meter Pickup

- 2 Knicklenker von Case (Steiger 530 HD), bzw. New Holland (T 9060)

- Selbstfahrspitze von Case (Patriot 4420)

- 2 Schwadmäher mit je ca. 10,8 Meter

- 2 Case Magnum 8920

- 2 Überladewagen (ca. 42 t und 38 t Ladevolumen bei Weizen)

- 3 Sämaschinen Direktsaat (ca. 15, 18 und 23 Meter)

- 2 Striegel (ca. 20 und 25 Meter)


Alle Maschinen waren sehr jung oder dieses Jahr das erste Mal im Einsatz. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer, zum Teil alter Maschinen (Steinsammler, Schnecken, Rundballenpresse, Grain Bagger, Raupe, Kettenbagger) und kleineren Traktoren sowie 3 Sattel-Zugmaschinen mit zwei Getreideaufliegern (single und double) und einem Auflieger für die Spritze und weitere kleinere LKWs im Betrieb, er ist dadurch komplett eigenmechanisiert.

In den ersten 4 Wochen wurden alle in der Ernte benötigten Maschinen durchgesehen und gewartet, vor allem die insgesamt 6 Schneidwerke (4 für die Drescher und 2 für die Schwadmäher) wurden gründlich durchgecheckt und zum Teil mit komplett neuen Klingen bestückt. An den Dreschern wurden vor allem normale Wartungsarbeiten wie Öle wechseln oder kleinere Arbeiten durchgeführt. An mehreren Tagen wurden Silos geleert, vor allem Raps der letzten Ernte war noch zu großen Teilen auf dem Betrieb. Prinzipiell wird der größte Teil der Ernte in Siloschläuchen gelagert, die Kapazität der Siloanlagen wird vor allem für Raps oder Saatgut genutzt, reicht aber bei weitem nicht für die gesamt Ernte, lediglich ca. ein Viertel wurde so eingelagert.

Etwa eine Woche vor der eigentlichen Ernte wurde damit begonnen Canola ins Schwad zu legen, wo er dann für 10 - 14 Tage liegen bleibt, um erntereif zu werden. Die beiden Schwadmäher wurden in erster Linie von den anderen beiden Erntehelfern bedient, jedoch kam es oft vor, dass ich zusammen mit dem festangestellten Mitarbeiter früh morgens oder spät abends ein paar Stunden auf dem Maschinen gearbeitet habe.

Auf Grund mangelnder Arbeitskräfte wurde dann zu Beginn der Ernte mit nur drei Mähdreschern und einem Überladewagengespann gearbeitet, ich habe dabei und auch fast die gesamte Ernte über dieses Überladewagengespann gefahren. Begonnen wurde auf den leichteren Standorten nördlich von Cut Knife, nachdem dort die ca. 2.500 Hektar abgeerntet waren ging es zu den ca. 20 Kilometer entfernten Flächen bei der Farm. Von dort an waren alle Drescher und beide Überladewagen im Einsatz. Die Ernte dauerte am Ende 32 Tage, wobei es keinen Tag gab, an dem nicht gedroschen wurde.

Nach der Ernte wurden die Maschinen wiederum gewartet, möglich war das vor allem durch das immer noch anhaltend gute Wetter. Normalerweise ist eine Vorbereitung der Maschinen erst vor der nächsten Saison, im darauf folgenden Sommer möglich. Daneben wurden alle Weizenfelder gestriegelt, was wenn man so will, die einzige Bodenbearbeitung darstellt.

Zur kommenden Saison wird auf dem Betrieb Rewerts weiter in neue Maschinen investiert, bereits jetzt wurden ein Case Quadtrac, ein dritter Schwadmäher und zwei neue Sämaschinen gekauft. Wahrscheinlich werden noch bei den Mähdreschern und den älteren Schwadmähern Ersatz- oder Neuinvestitionen getätigt. Nötig wird dies vor allem durch die Flächenausdehnung durch Zupacht von weiteren 1.400 Hektar.

Insgesamt gesehen war das Praktikum für mich mehr als nur große Maschinen fahren, was zugegebenermaßen einen großen Reiz ausübt. Vor allem die Arbeit und der Umgang mit Menschen eines anderen Landes mit so unterschiedlichen Ausgangslagen und Herangehensweisen an die Landwirtschaft gegenüber den deutschen, bzw. europäischen Gegebenheiten waren spannend und haben meinen Horizont erweitert. Nicht zuletzt hat der Aufenthalt auch meine Anwendung der englischen Sprache verbessert.

Walter Mayer

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Kanada Auslandspraktikum Praktikum Agrarpraktikum Praktikum Kanada
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