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Zuchtziele bei Raps - Heute und Morgen

Zuchtziele bei Raps - Heute und Morgen | proplanta.de
Die züchterische Bearbeitung des Rapses begann erst in den letzten 50 Jahren. Nach intensiver Forschung und Züchtung kam 1973/74 ein erucasäurefreier Raps (‚0’-Raps) auf den Markt. Nach weiterer Züchtungsarbeit wurde 1986 der Doppelnull-Raps (‚00’-Raps) vorgestellt, bei dem auch der Gehalt an Glucosinolaten sehr stark gesenkt werden konnte. Anschließend begann der Siegeszug des Rapses und heute dominiert weltweit der Anbau von ‚00’-Raps. Rapsöl der ‚00’-Rapsformen ergibt ein ernährungsphysiologisch ausgezeichnetes Speiseöl und ist der Grundstoff für die Herstellung von Biodiesel.

Die Züchtung ermöglichte weitere Fortschritte in der Qualität der Rapsinhaltsstoffe. Durch Anwendung der Mutationsauslösung sowie gentechnologischer Methoden ist es gelungen das Fettsäuremuster des Rapsöls weiter zu variieren und Rapssorten für bestimmte Verwendungszwecke zu entwickeln. Hierzu gehören linolensäurearme (LL) und hochölsäurehaltige (HO), sowie hocherucasäurehaltige (HEAR) Rapsformen. Diese Rapsöle werden im Food- aber auch im Non-Food-Bereich verwendet.

An den Raps werden vom Landwirt, von der verarbeitenden Industrie und vom Verbraucher immer höhere Anforderungen gestellt. Das Ziel ist es, Sorten mit hoher Ertragssicherheit, Krankheits- und Schädlingsresistenz und vor allem wesentlich verbesserter Qualität zu entwickeln. Wie sehen die Zuchtziele heute und morgen aus? Die Tabelle gibt einen Überblick über die vielfältigen Zuchtziele.
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Zuchtziele bei Raps - Heute und Morgen
In der Züchtungsforschung konzentrieren sich viele Arbeiten auf die Veränderung von wertbestimmenden Inhaltsstoffen und die Entwicklung von Rapsorten mit Spezialqualitäten. Einige Beispiele der Zuchtziele von Morgen werden im Folgenden näher erläutert.

Protein/Sinapin


Die biologische Wertigkeit des Rapsproteins ist sehr hoch, denn es enthält viele lebensnotwendige Aminosäuren in einer sehr günstigen Kombination. Die im Raps vorkommenden phenolischen Verbindungen (hauptsächlich Sinapin) können Komplexe mit dem Rapsprotein eingehen und dadurch den hohen ernährungsphysiologischen Wert des Proteins vermindern.

Die phenolischen Verbindungen führen weiterhin zu einer unansehnlichen dunklen Farbe der Rapsproteinprodukte. Aus den genannten Gründen ist eine Verringerung des Polyphenolsäuregehaltes eine unabdingbare Voraussetzung für die Verwendung von Rapsprotein im Nahrungsmittel-bereich.

Ein transgener Ansatz ist die Reduktion des Sinapingehaltes durch Aus-schaltung von Enzymen des Sinapinstoffwechsels. Der parallele Ansatz ist klassische Züchtung, und zwar die Selektion von  Niedrig-Sinapin-Rapslinien und die Selektion von gelbsamigen Rapslinien.
Es gibt bereits Anwendungsversuche der Proteinprodukte in Lebensmitteln (Verwendung von Raps Proteinkonzentrat zur Erzeugung von Wurstprodukten).

Tocopherol


Ziel ist es, transgene Pflanzen mit erhöhten Tocopherolgehalten zu erzeugen. Tocopherole besitzen antioxidative Eigenschaften. Für den Menschen sind Tocopherole als Vitamin E von Bedeutung. Im  Vergleich zu anderen Ölpflanzen weist der Raps eher geringe Tocopherolgehalte auf. Hier konnten bereits mehrere klassische hoch TOC-Linien (> 1000 ppm Gesamt TOC im Öl) selektiert, aber auch transgene Pflanzen mit erhöhten Tocopherolgehalten erzeugt werden.


Resveratrol


Resveratrol ist bekannt als gesundheitsfördernder Inhaltsstoff des Rotweins. Neben der antioxidativen Wirkung werden dem Resveratrol insbesondere anticancerogene Wirkungen zugeschrieben. Es konnten bereits transgene Linien mit 25-fach höheren Gehalten an Resveratrol erzeugt werden.


LCPUFA 


Hier geht es um die Optimierung des Fettsäuremusters von Rapsöl. LCPUFA sind wertvoll für die menschliche Ernährung im Hinblick auf Prävention und Therapie von koronaren Herzkreislauferkrankungen. Ziel ist die Produktion von LCPUFAs in Raps und Lein und die Nutzung der pflanzlichen LCPUFA-Öle als hochwertige Spezialöle bzw. zur Herstellung von hochkonzentrierten Supplementen. Dadurch kann eine Erschließung eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Alternative der derzeitigen endlichen Quellen (u.a. Seefische) erschlossen werden. Das Thema wird weltweit intensiv bearbeitet, aber ein transgener Ansatz ist unumgänglich. Alle Gene der LCPUFA-Synthese sind bekannt und transgene LCPUFA-Leinpflanzen konnten bereits erzeugt werden.