Prinzipiell sind zwar alle Spinnen giftig - auch die unscheinbaren Weberknechte; doch die meisten können mit Ihren Mundwerkzeugen (Cheliceren) die menschliche Haut nicht durchdringen. Lediglich an Hautfalten zwischen den Fingern wäre dies denkbar.
Lebensgefährlich für den Menschen sind weltweit nur etwa 20 Spinnenarten. Insbesondere Kleinkinder, ältere Menschen und Allergiker sollten sich vor ihnen in acht nehmen.
Kammspinne (syn. Bananenspinne, Wanderspinne, Armadeira)
Das Gift der Spinnen besteht aus Neurotoxinen sowie Gewebe, Zellen oder Blut zerstörenden Bestandteilen. Spinnen beißen in der Regel nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Bei einigen südamerikanischen Kammspinnen bzw. Wanderspinnen (
Phoneutria spp.) kann das allerdings schon der Fall sein, wenn man ihnen sehr nahe kommt. Die Tiere vermögen zudem im Sprung (bis 2 m !) anzugreifen. Es wird vermutet, dass
Phoneutria nigriventer für die meisten tödlichen Giftunfälle durch Spinnen weltweit verantwortlich ist. Auch als Bananenspinne bekannt, ist sie etwa zwanzigmal giftiger als die gefürchtete Schwarze Witwe.
Sydney-Trichterspinne
Zu den giftigsten Spinnen gehört auch die in Australien heimische Sydney-Trichterspinne (
Atrax robustus). Dabei sind die Männchen bis zu sechs Mal giftiger als ihre weiblichen Artgenossen.
Braunspinne (Loxosceles-Arten)
Loxosceles reclusa zählt trotz ihrer vergleichsweise geringen Größe (bis 20 mm) ebenfalls zu den giftigsten Spinnenarten. Ihr Biss verursacht schwere
Gewebeschäden.
Schwarze Witwe
Die berühmt-berüchtigten Schwarzen Witwen (
Latrodectus spp.) verstecken sich eher, als dass sie einen Angreifer beißen. Wenn es zu Bissen kommt, dann nur, weil die Spinne sich bedroht fühlt. Bissunfälle mit der Südlichen Schwarzen Witwe (
Latrodectus mactans) passieren vor allem in Toilettenhäuschen in den USA, bei denen die Spinnen ihr Haubennetz unter den Toilettensitz anbringen, um auf die vom Fäkaliengeruch angelockten Insekten zu lauern. Setzt sich ein Mensch unachtsam auf die Klobrille, kann dies unangenehme Folgen haben. Auch in Europa sind Schwarze Witwen heimisch. Die Europäische Schwarze Witwe oder Malmignatte (
Latrodectus tredecimguttatus) ähnelt der Echten, ist aber minder giftig.
Walzenspinne
Walzenspinnen (
Solifugae spp.) zählen ebenso zu den aggressiveren, wenngleich "ungiftigen" Arten, die auch vor größeren Gegnern nicht zurückschrecken. Mit Zischlauten warnen sie, bevor sie schmerzhaft mit ihren großen Kiefernklauen zubeißen.
Giftspinnen in Deutschland
In Deutschland sind zwei für den Menschen potenziell gefährliche Arten zu nennen, da sie die Haut durchdringen können: die
Wasserspinne Argyroneta aquatica) und der aufgrund des Klimawandels zunehmend sich ausbreitende
Ammen-Dornfinger Cheiracanthium punctorium). Bisse sind zwar in beiden Fällen nicht tödlich, aber schmerzhaft - vergleichbar mit einem Wespenstich.
Das größte Problem bei einem Spinnenbiss ist, dass einige Menschen, wie bei Bienen- oder Wespenstichen, allergisch auf das Gift reagieren. Selbst der Biss einer handtellergroßen Vogelspinne ist zwar schmerzhaft, da das Tier riesige Kiefernklauen besitzt, aber das Gift ist nicht lebensbedrohend. Eine etwaige Blutvergiftung durch Keime an den Klauen ist daher eher besorgniserregend.
Weltweite Bissunfälle
Genaue Daten über die Zahl der weltweiten Bissunfälle mit Spinnen sind schwer zu erhalten bzw. zu überprüfen, da selten eine Spinne beim Beißen beobachtet wurden. Meist schlussfolgerten Betroffene nur, sie seien gebissen worden, weil sie eine Spinne später in ihrer Umgebung fanden.
Weltweit scheinen daher selbst offizielle Krankenhaus-Statistiken zu Spinnenattacken eher auf Legenden als auf Erfahrungen zu beruhen. Experten schätzen, dass 80 bis 100 Prozent der vermeintlichen Spinnenbisse Fehldiagnosen sind. So werden in British Columbia jährlich Dutzende Camper auf Loxoscelismus behandelt, obwohl in ganz Kanada keine
Loxosceles-Spinnen existieren. Ihre Heimat ist Südamerika (v.a. Chile)
Auch in deutschen Krankenhäusern werden jedes Jahr hunderte Menschen mit der Diagnose Spinnenbiss aufgenommen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich oft nicht um Spinnenangriffe handelt, sondern eher um kleine Verletzungen, die sich mit
Staphylokokkus-aureus-Bakterien infiziert haben. Diese Erreger verursachen nämlich genau wie manche Spinnengifte schwärzlich verfärbte Hautnekrosen.
Ferner dürften häufig Zeckenbisse und Mückenstiche eine Rolle bei der Fehlinterpretation spielen. Nach einem Spinnenbiss wird vor allem von starken Schmerzen an der Bissstelle berichtet.
Weitere Symptome hängen von der Giftwirkung der jeweiligen Spinnenart ab. Hautveränderungen, Muskelschwäche und Lähmungen können beispielsweise die Folge sein. Von Todesfällen ist jedoch nur sehr selten zu hören, wobei meisten Kinder und alte, geschwächte Menschen betroffen sind.
Spinnengifte können aber auch wertvoll wie Platin sein. (siehe "
Spinnende Nutztiere im Visier"). (Proplanta)