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Pflanzenschutz

Roggen | Pflanzenschutz | proplanta.de
Der Roggen zählt im Vergleich zu Weizen und Gerste zwar zu den weniger anfälligen Getreidearten, doch zur Sicherung hoher Erträge sind auch im Roggenanbau gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich.

Bedeutende Schädlinge im Roggenanbau


Das Stock- und Stängelälchen (Ditylenchus dipsaci) ist ein klassischer Getreideschädling, der auch den Roggen befällt. Der Wirtspflanzenkreis von Ditylenchus dipsaci ist relativ groß, es werden neben Rüben und Leguminosen auch Roggen, Mais und Hafer befallen. Typische Befallssymptome sind die im Frühjahr in Bearbeitungsrichtung nesterweise zurückgebliebenen Pflanzen, die an der Halmbasis bei starker Bestockung zwiebelartig verformt sind und sich leicht aus dem Boden ziehen lassen.

Verdachtsfälle werden mittlerweile aus vielen Bundesländern gemeldet, sie sind aber außer im Rheinland in ihrer Ausprägung eingegrenzt. Milde Winter begünstigen das Auftreten von Ditylenchus dipsaci. Gelegentlich sind die Brachfliege (Delia coarctata) und das Getreidehähnchen (Oulema spp.) zu beobachten. Ihre Bedeutung ist aber, ebenso wie das Auftreten von Blattlausarten, insgesamt gering.

Bedeutende Krankheiten im Roggenanbau

Der Roggen ist insbesondere durch den Schneeschimmel (Michrodochium nivale) gefährdet, der bei günstigen Entwicklungsbedingungen (dichte Bestände, lang liegende, geschlossenen Schneedecke) größere Ertragsausfälle verursachen kann. Derzeit ist dieser Erreger nur durch eine entsprechende Beizung zu kontrollieren.

Wichtige Fußkrankheiten sind die Halmbruchkrankheit (Pseudocercosporella herpotrichoides) und die Schwarzbeinigkeit (Gaeumannomyces graminis). Da diese Pilzkrankheiten über Pflanzenreste im Boden übertragen werden, kommt der Fruchtfolgegestaltung und der Bodenbearbeitung zur Kontrolle dieser Krankheiten eine große Bedeutung zu. Mit Fungiziden ist nur die Halmbruchkrankheit effektiv zu bekämpfen.

Blattkrankheiten des Roggens werden vor allem durch die Erreger des Echten Mehltaus (Erysiphe graminis), Rhynchosporium-Blattflecken (Rhynchosporium secalis) sowie Rostkrankheiten (Puccinia recondita und P. graminis) verursacht.
Die Befallsintensität durch diese Erreger hängt von den Standortbedingungen und der Resistenzeigenschaft der Sorten ab. P. recondita kann bei anfälligen Genotypen Schäden bis zu 40 % verursachen.

In einigen Anbaugebieten (mit hohen Temperaturen, hoher Sonnen-einstrahlung) ist bereits mit Herbstbefall und regelmäßig ab Ende Mai/Anfang Juni mit massivem Braunrostbefall zu rechnen. Eine wirksame Fungizidbehandlung gegenüber diese Blattkrankheiten ist mit verschiedenen Präparaten (Morpholine, Triazole) möglich. In den letzten Jahren sind an einigen wenigen Standorten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt auch Roggenbestände mit der Pilzkrankheit Cephalosporium (Cephalosporium gramineum) erkrankt.


Die Anfälligkeit des Roggens gegenüber Ährenfusariosen ist sehr gering. Der Roggenstängelbrand (Urocystis occulta) kann in allen Anbaugebieten auftreten, zu Schäden kommt es aber nur, wenn die Beizung unterbleibt oder unsachgemäß durchgeführt wurde. Dagegen muss größtes Augenmerk auf die Vermeidung von Mutterkorn (Claviceps purpurea) gelegt werden. Da eine direkte Bekämpfung nach wie vor nicht möglich ist, muss durch die Sortenwahl und pflanzenbaulicher Maßnahmen (Vermeidung von Zwiewuchs, Sorten mit hoher Pollenproduktion) Einfluss auf eine möglichst kurze, homogene Blüte genommen werden.

Der Befall mit Mutterkorn ist sehr jahresabhängig, denn kühles regnerisches Wetter behindert den Pollenflug. Waren früher Hybridsorten grundsätzlich anfälliger gegenüber Mutterkorn als Populationssorten, so gilt dies durch den Zuchtfortschritt heute nicht mehr.


Die bodenbürtigen Viren Wheat Spindle Streak Mosaic Virus (WSSMV; Bymovirus), Soil-borne Cereal Mosaic Virus (SBCMV; Furovirus) sowie Soil-borne wheat mosaic virus (SBWMV; Furovirus) 
bedrohen zunehmend den Anbau von Roggen. Die Viren werden durch den bodenbürtigen Pilz Polymyxa graminis auf die Pflanzen übertragen. Nach primärem Auftreten in einem Feld werden sie sehr schnell durch mechanische Bearbeitung der Felder sowie durch Winderosion des Bodens verbreitet, so dass es zur vollständigen Verseuchung benachbarter Felder innerhalb weniger Jahre kommt. Sortenabhängig sind Ertragsminderungen von 50 % möglich. Die einzige aussichtsreiche Bekämpfungsstrategie ist die Entwicklung virusresistenter Sorten.

Unkrautbekämpfung im Roggenanbau


Die hohe Bestockungsfähigkeit, der frühzeitige Entwicklungsverlauf und die große Halmlänge der Pflanzen sind entscheidende Gründe für, dafür dass der Winterroggen über eine hohe Konkurrenzkraft verfügt. In dieser Eigenschaft ist er allen anderen Getreidearten überlegen.Trotzdem sind auch beim Roggenanbau bei starker Verunkrautung Bekämpfungsmaßnahmen notwendig. 

Der Einsatz der Egge oder des Striegels sind wegen der hohen Verletzungsgefahr des sich flach bestockenden Roggens nicht zu empfehlen. Daher wird eine Schadwirkung der Unkräuter heute weitgehend durch Herbizide ausgeschaltet. Grundsätzlich unterscheidet sich der Herbizideinsatz im Winterroggen nicht von dem in anderen Wintergetreidearten. Allerdings muss die typische Verunkrautung der Sandböden stärker beachtet werden. Die Herbizidbehandlung sollte möglichst im Herbst erfolgen, da der Roggen auf einige Frühjahrsherbizide negativ reagiert (z.B. Wuchsstoffe auf CMPP-Basis). 

Im Vordergrund steht die Bekämpfung der Ungräser (Windhalm, Acker-Fuchsschwanz und Einjährige Rispe) sowie der Unkräuter Acker-Stiefmütterchen, Kamille-Arten, Vogelmiere und Kletten-Labkraut, die auf vielen Anbauflächen dominieren. Auf einigen Standorten haben sich schwer bekämpfbare Unkräuter etabliert (Saatwucherblume, Schlitzblättriger Storchschnabel, Ackerschachtelhalm und  Acker-Winde), die nur durch konsequente Behandlungen in allen Kulturen der Fruchtfolge zu kontrollieren sind.


Wachstumsregler im Roggenanbau


Eine wichtige Maßnahme im Pflanzenschutz im Roggenanbau ist der Einsatz von Wachstumsreglern, denn der Roggen zeigt eine große Lagerempfindlichkeit. Die Züchtung hat in den letzten Jahren zwar Fortschritte in der Standfestigkeit erzielt, allerdings ist der Einsatz von Wachstumsreglern immer noch eine notwendige Maßnahme zur Verbesserung der Standfestigkeit.

Neben der Wahl des richtigen Wachstumsreglers ist der optimale Einsatzzeitpunkt für eine wirkungsvolle Einkürzung wesentlich. Eine verträgliche Einkürzung erreicht man beim Roggen – wie in anderen Getreidearten – mit einer frühen Einkürzung mit (CCC +) Moddus oder Medax Top in BBCH 31/32. Die Aufwandmengen sind abhängig vom Wasserhaushalt des Standortes und von der Bestandesdichte.

Lager tritt häufig aber auch wegen zu dichter Bestände und unzureichender Kalium- und Kupferversorgung auf, so dass eine standortgerechte Bestandesführung und eine ausgewogene Düngung die Lagergefahr zusätzlich verringern können.