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Esca-Krankheit an Wein | Weinkrankheiten

Esca-Krankheit | Pilzkrankheiten Weinrebe | proplanta.de

Esca-Krankheit


Fomitiporia mediterranea M. FISCHER
Phaeomoniella chlamydospora (W. GAMS, CROUS, M. J. WINGF & L. MUGNAI) CROUS & W. GAMS
Phaeoacremonium aleophilum (W. GAMS, CROUS, M. J. WINGF. & L. MUGNAI)


Schadbild


Von Esca betroffen sind einzelne, zufällig in Ertragsanlagen verteilte Rebstöcke. Man unterscheidet einen chronischen und einen schlagartigen Krankheitsverlauf. Der chronische Verlauf erstreckt sich normalerweise über mehrere Jahre. Ab Juli zeigen sich auf den Blätter die ersten Symptome: In den Interkosatlfeldern bilden sich kleine, unregelmäßig verteilte, hellgrüne bis gelbliche Flecken, die sich im weiteren Verlauf vergrößern und vergilben, vom Zentrum her nekrotisch werden und vertrocknen, so dass schließlich nur noch die größeren Adern und ihre Säume grün bleiben. Auf den Beeren können sich vor Reifebeginn bläuliche und schwarze Flecken bilden.
Die Krankheit kann auch als schlagartiges Welken auftreten. Die Stöcke treiben normal aus und entwicklen sich meist bis Juli symptomfrei. Bei heißem, tockenen Wetter bilden sich auf den Blattspreiten eingetrocknete, matte unscheinbar graugrüne Flecken, die sich rasch vergrößern. Innerhalb weniger Tage können ganze Stöcke vertrocknen. Schneidet man den Stamm einer kranken Rebe der Länge nach auf, erkennt man meist im Bereich des Stammkopfes, weißliches, schwammiges, zersetztes, trockenes Holz, das sich vom gesunden Holz durch eine schmale, braun bis schwarz gefärbte Zone von harter Konsistenz abgrenzt.

Biologie des Schaderregers


Esca ist eine komplexe Krankheit, bei der verschiedene Pilze beteiligt sind. Die wichtigsten, regelmäßig aus infizierten Stöcken isolierten Pilze sind Fomitiporia mediterranea, Phaeomoniella chlamydospora und Phaeoacremonium aleophilum. Da Eutypa lata, Botryosphaeria obtusa und Phomopsis viticola auch häufig im Holz zu finden sind, kann ein Zusammenhang zwischen Esca, Eutypa-Krankheit und Schwarzflecken nicht ganz ausgeschlossen werden.


Die heutigen Kenntnisse über die Lebensweise der verschiedenen Pilze sind lückenhaft. Sicher ist, dass alle erwähnten Pilze durch Verletzungen, besonders durch Schnittwunden in die Rebe eindringen. Verschiedene Hypothesen wurden für die Besiedelung des Holzes aufgestellt. Esca ist wahrscheinlich die Folge sukzessiver Infektionen durch verschiedene Pilze, wobei sicher ist, dass vor allem P. chlamydospora und P. aleophilum eine Schlüsselrolle spielen.

Diese beiden Arten bilden zahlreiche Konidien auf dem Stamm und P. chlamydosporum Dauersporen (Chlamydosporen) im Boden. Diese Sporen werden regelmäßig freigesetzt und können Schnittwunden infizieren. Nach den heutigen Kenntnissen sporuliert P. aleophilum nur im Sommer und kann somit kaum Schnittwunden infizieren. Diese Pilzart wird auch seltener aus infiziertem Material isoliert. Dafür kann P. chlamydosporum das ganze Jahr hindurch sporulieren und die Schnittwunden direkt infizieren.

Je früher geschnitten wird, desto länger ist die Anfälligkeit der Schnittwunden. Es konnte gezeigt werden, dass im März geschnittene Reben weniger anfällig sind als Reben, die im Dezember oder Januar geschnitten wurden. P. chlamydosporum wurde aber auch schon aus Pfröpflingen isoliert. Der Pilz könnte latent durch das Vermehrungsmaterial eingeschleppt werden und erst zehn bis fünfzehn Jahre später die typischen Symptome zeigen.

Diese Hypothese wird unterstützt durch die Tatsache, dass die Esca-Pilze auch schon aus Unterlagsreben isoliert wurden. F. mediterranea scheint im Infektionsprozess erst später bei der Zersetzung des Holzes eine wichtige Rolle zu spielen. Der Pilz wird immer aus den weichen Teilen der befallenen Stöcke isoliert und produziert im oberen Bereich des Stammes in der Nähe von Schnittwunden bräunliche, im Holz eingewachsene Fruchtkörper.


Verbreitung


Esca tritt seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in allen Weinanbaugebieten Deutschlands auf. Über besonders starken Befall wird 2005 aus Baden-Württemberg berichtet. In Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen nimmt der Befall in den vergangenen Jahren deutlich zu. Esca tritt auch in anderen europäischen Ländern auf, wie Griechenland, Frankreich und Italien. Hier ist die Krankheitsintensität stellenweise besorgniserregend.


Bedeutung

Schäden durch die klassische Esca-Krankheit entstehen in Ertragsanlagen durch die verringerte Produktivität der kümmernden und absterbenden Reben. Negativ sind auch die kürzeren Umtriebszeiten, die dem Ziel der Erzeugung besonderer Weinqualitäten aus alten Reben entgegenstehen. Als besonders gravierend werden der Befall immer jüngerer Ertragsanlagen und besonders die Absterbeerscheinungen in Junganlagen gesehen.

In Deutschland wird eine weitere Zunahme des Auftretens der Esca in den kommenden Jahren erwartet. Dazu trägt auch bei, dass ca. 50 % der Rebflächen in Deutschland älter als 20 Jahre und damit besonders anfällig gegenüber Esca sind. Es ist davon auszugehen, dass die Absterbeerscheinungen in Junganlagen noch weiter zunehmen werden.

Bekämpfung


Als präventive Maßnahmen werden empfohlen:
- Entfernen und Verbrennen kranker und absterbender Stöcke aus den Rebflächen, sobald Symptome sichtbar werden.

- Mäßige Ertragsbelastung (moderater Anschnitt) gefährdeter Anlagen.

- Rückschnitt bis an die Veredelungsstelle bei Reben mit beginnenden Esca-Symptomen und Neuaufbau des Stockes

- Möglichst später Rebschnitt, um die potenzielle Infektionsphase zwischen Rebschnitt und dem „Bluten“ der Reben möglichst kurz zu halten.


Direkte Maßnahmen zur Bekämpfung der Esca in der weinbaulichen Praxis sind nicht bekannt.


Anmerkungen


Esca wurde schon von den Römern und Griechen beschrieben und gilt als die älteste Rebkrankheit. Lange Zeit fand sie jedoch in Praxis und Forschung kaum Beachtung. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert, da Esca in allen europäischen Ländern häufiger in Erscheinung tritt.  Auf Jungreben wurde Esca unter den Begriffen „Petri-Krankheit“, „Petri decline“, „young vine decline“ oder „black goo“ beschrieben. Seit 2001 wird Esca an Jungreben unter dem Begriff „Petri disease“ zusammengefasst.