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Grünfäule an Wein | Weinkrankheiten

Grünfäule | Pilzkrankheiten Weinrebe | proplanta.de
Grünfäule
Penicilium spp.

Schadbild
Auf den Beeren erscheinen an den Rändern von Wunden und Verletzungen polsterartige, weißliche Mycelbüschel, die sich bald grün bis graugrün verfärben und pulverartig große Mengen an Sporen absondern. Dies kann in ähnlicher Weise auch an überreifen Beeren oder an nekrotisierten und abgestorbenen Beeren und Traubenteilen nach einem Befall mit Botrytis oder Echten Mehltau beobachtet werden.


Biologie des Schaderregers
Günstig für die Pilzentwicklung sind hohe Temperaturen (20 - 25 °C) in Kombination mit Niederschlägen. Penicilium-Arten zeigen kein aggressives Infektionsverhalten, da sie als typische Sekundärfäuleparasiten im Gegensatz zu Botrytis die Beeren nicht über die intakte Beerenhaut infizieren können. Penicillium ist für eine stärkere Ausbreitung auf Wunden an den Beeren angewiesen. Der Pilz kann jedoch in seltenen Fällen auch über Blütenrückstände (wichtiger Infektionsweg für Botrytis!) gesunde Beeren infizieren. Narbenrückstände und Beerenstielansätze werden ebenfalls von Penicillium besiedelt. Auch wenn daraus keine direkte Infektion der Beeren hervorgeht, führt die Sporulation des Pilzes auf diesen Beerenteilen zu einem erhöhten Infektionsdruck an den umliegenden Trauben. Auftretende Wunden an den Beeren können so unerwartet schnell und massiv besiedelt werden. Penicillium besiedelt bereits Beeren im unreifen Zustand (z. B. bei Traubenschluss), falls Wunden auftreten. Je weiter der Reifezustand der Beeren voranschreitet, desto schneller werden die Beeren besiedelt.


Verbreitung
Die Grünfäule wird seit Ende der 90er Jahre vermehrt in deutschen Weinanbaugebieten beobachtet.


Bedeutung
Die verschimmelten Beeren können schwerwiegende Fehler im Wein hervorrufen. Bereits in geringen Mengen führt der Schimmelbefall zu fehlerhaftem Geschmack im Wein, der als Schimmel- oder Muffton die Qualität erheblich mindert.


Bekämpfung
Da bisher Fungizide zur wirksamen Bekämpfung der Grünfäule fehlen, müssen zur Vermeidung der Grünfäule nach bisherigem Kenntnisstand vor allem verschiedene kulturtechnische Maßnahmen vorbeugend herangezogen werden. Wichtigster Ansatzpunkt ist dabei die Vermeidung von Wunden. Beispielsweise kann das horizontale Teilen der Trauben als Alternative zu einer herkömmlichen Ausdünnung genannt werden. Durch diese Maßnahme wird die Kompaktheit der Trauben nicht gefördert, sondern die Traubenstruktur gelockert


Anmerkungen
Warum nimmt die Krankheit zu? Ein wesentlicher Grund sind die höheren Temperaturen der vergangenen Jahre. Die zunehmend milderen Herbste verschaffen dem wärmeliebenden Pilz optimale Entwicklungsbedingungen und fördern zudem neben dem Hauptverursacher Penicillium expansum auch die Ansiedlung anderer Penicillium-Arten. Gleichzeitig wird die Konkurrenzfähigkeit von Penicillium gegenüber Botrytis bei wärmeren Temperaturen verbessert. Großen Einfluss auf die Befallsentwicklung haben auch die im Weinberg durchgeführten Kulturmaßnahmen. So kann beispielsweise durch starke Ertragsregulierung der Befall erhöht werden, wenn es durch Kompensationswachstum der verbleibenden Trauben zu Wunden durch Quetschungen kommt.