Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) schätzt die Angebotslücke in seinem gerade veröffentlichten Bericht auf gut 19 Millionen Tonnen. Zur Erinnerung: Noch im Mai hatte das
USDA mit einem Angebotsüberhang von knapp fünf Millionen Tonnen gerechnet. Grund für diese Korrektur sind vor allem die wetterbedingten
Ernteeinbußen in den Schwarzmeerländern. So wurde allein die
Ernteschätzung für Russland unter Einfluss der extremen Dürre gegenüber dem Vormonat um acht Millionen Tonnen auf 45 Millionen Tonnen nach unten korrigiert.
Auch für die Ukraine und Kasachstan senkte das USDA die Angebotsprognosen kräftig. Insgesamt veranschlagt das US-Landwirtschaftsministerium die globale
Weizenernte auf 645 Millionen Tonnen. Das wären rund 35 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr.
Trotz der massiven Ernteeinbußen ist eine Nahrungsmittelkrise wie zuletzt 2007/08 unwahrscheinlich, da die Bestände recht umfangreich sind. Sicher ist jedoch, dass die niedrigeren Ernten in den Schwarzmeerländern die globalen Warenströme durcheinander wirbeln werden. Unter Berücksichtigung des Weizen-Exportstopps senkte das USDA seine Ausfuhrprognose für Russland auf drei Millionen Tonnen. In der Saison 2008/09 zählte Russland mit Exporten in Höhe von 18 Millionen Tonnen - zusammen mit den USA und Kanada - noch zu den wichtigsten Lieferanten am Weltmarkt.
Auch die Ausfuhrschätzungen für die Ukraine und Kasachstan wurden kräftig nach unten korrigiert. Von dieser Situation profitieren werden die Anbieter in den USA, aber auch in Australien und der EU. So steigern die USA ihren Marktanteil am
Weizenmarkt nach Schätzung des USDA um 8 Prozent auf 26 Prozent.
Die EU dürfte ihre Weizenausfuhren - trotz niedrigerer Ernten - auf 24 Millionen Tonnen ausdehnen und damit ihren Marktanteil auf 19 Prozent erhöhen. Das lebhafte Exportgeschäft dürfte auch am Inlandsmarkt Wirkung entfalten. Immerhin spielt Deutschland als Lieferant von hochwertigem Weizen eine sehr wichtige Rolle am Weltmarkt. In der vergangenen Saison flossen gut 9 Millionen Tonnen Weizen ins Ausland, das waren über ein Drittel der Ernte. (ami)