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06.09.2010 | 11:30 | Medizin-Splitter 

Hygiene im Alltag schützt vor Viren und Bakterien

Karlsruhe/Hohenheim - Die Ereignisse in der Mainzer Kinderklinik haben deutschlandweit eine Debatte über Krankenhaushygiene entfacht. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts weiß man um die Erreger dieser Infektionen in Hospitälern.

richtig Husten
(c) proplanta
Der ungarisch-österreichische Arzt Ignaz Semmelweis erkannte als Erster, dass Bakterien die Ursache für das sog. Kindbettfieber - eine Infektionskrankheit, die durch schlechte hygienische Zustände nach einer Entbindung insbesondere im Krankenhaus auftreten kann, sind. Er führte 1847 eine Hygienevorschrift für Ärzte, Hebammen und Krankenhauspersonal ein. Vor und nach jedem Patientenkontakt mussten die Hände und Instrumente mit Chlorkalk desinfiziert werden - danach sank die Sterblichkeit drastisch.

Seither haben sich sowohl die Methoden als auch die Produkte zur Sterilisation und Desinfektion kontinuierlich weiterentwickelt und doch kommt es immer wieder zu den gefürchteten Komplikationen in den Kliniken. Dies soll aber in diesem Artikel nicht weiter thematisiert werden, nachfolgend geht es um alltägliche Hygiene für jedermann.

Bis zu 80 Prozent der Infektionskrankheiten werden über die Hände übertragen. Auslöser sind v.a. Viren, infektiöse Partikel die sich außerhalb von Zellen durch Übertragung verbreiten. Es können aber auch Bakterien oder Pilze sein. Diese Erreger werden im wahrsten Sinne des Wortes von Hand zu Hand gereicht.

Bakterien spielen im menschlichen Körper eine große Rolle. Eine Vielzahl von ihnen ist z.B. im menschlichen Darm angesiedelt und bildet die verdauungsfördernde Darmflora. Die Haut des gesunden Menschen wird zudem von harmlosen Bakterien (Hautschutz!) besiedelt.

Bakterien können aber auch als Krankheitserreger fungieren. Einige von ihnen verursachen Entzündung von Organen z.B. Blasen- oder Lungenentzündung, eitrige Wundentzündungen bis hin zur Blutvergiftung.

Zahlreiche Viren lösen beim Menschen leichte bis schwerste Erkrankungen aus. Auch wenn wir sie nicht sehen, kommen wir alle jeden Tag mit Massen von Viren in Kontakt. Sie kleben an Gegenständen und wir husten und niesen sie durch die Luft, atmen sie ein und wieder aus. Beispielsweise ist die Grippe allein in Deutschland pro Jahr durchschnittlich für mehrere tausend Todesfälle verantwortlich. Aber auch Magen-Darm-Viren sind ein stetes Gesundheitsrisiko. Da die Atemwegs- und Magen-Darm-Krankheiten leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden ist die Vorsorge gegen diese Viren besonders wichtig.

Das Robert Koch Institut in Berlin (RKI) hat eine Aktion unter dem Motto „Wir gegen Viren", ins Leben gerufen. Wer die nachfolgenden Hygienetipps des RKI beherzigt, ist besser geschützt und kann andere vor Ansteckung bewahren.


So schützen Sie sich vor Viren

Hände waschen und vom Gesicht fernhalten
Die Hände kommen den ganzen Tag über mit Gegenständen und Menschen in Berührung - und deshalb auch mit Viren. Da die Erreger von den Händen leicht auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund übergehen können, ist es wichtig, der Hygiene der Hände besondere Beachtung zu schenken.

Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig, besonders vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen, nach dem Toilettengang oder wenn Sie nach Hause kommen - und zwar so:

Die Hände unter fließendes Wasser halten, anschließend Seife 20 bis 30 Sekunden auch zwischen den Fingern verreiben, dann sorgfältig abspülen und abtrocknen. Versuchen Sie darüber hinaus, die Hände möglichst vom Gesicht fernzuhalten.

Hygienisch husten
Beim Husten ist „Hand vor den Mund" zwar gut gemeint, aber ungesund. Zumindest für Ihre Mitmenschen. Schließlich katapultieren Sie dabei eine große Anzahl von Viren aus Ihrem Körper, die dann an Ihren Händen kleben bleiben. Berühren Sie nun Gegenstände oder Mitmenschen, dann verbreiten Sie die Viren weiter. Husten Sie also lieber nicht in die Hand, sondern in Ihren Ärmel. Dann bleiben Ihre Hände sauber. Halten Sie außerdem beim Husten größtmöglichen Abstand zu anderen Personen und wenden Sie sich dabei von Ihrem Gegenüber ab.  
Krankheit zuhause auskurieren
Wenn Sie krank sind, sollten Sie nicht arbeiten gehen. Denn Sie gefährden nicht nur Ihre eigene Gesundheit und werden langsamer wieder fit, Sie können auch Kollegen und andere Menschen in Ihrer Umgebung anstecken. Wenn hierdurch ganze Abteilungen erkranken, schadet dies Ihrem Arbeitgeber mehr als der Ausfall einer Einzelperson. Wer krank zur Arbeit erscheint, kann sich ohnehin schlechter konzentrieren und macht mehr Fehler. Gehen Sie also bei fieberhafter Erkältung, Magen-Darm-Infekt oder Grippe nicht zur Arbeit, sondern kurieren Sie Ihre Krankheit aus.

Wägen Sie außerdem ab, ob Sie ärztliche Hilfe benötigen. Und denken Sie immer daran: Ihre Gesundheit nützt allen - Ihnen und Ihren Kollegen. Auf erste Anzeichen achten.

Wenn Sie an einer Erkältung oder einer Magen-Darm-Infektion leiden, besteht die Gefahr, dass Sie andere Menschen anstecken. Bei Grippe sogar schon dann, wenn die Krankheit bei Ihnen noch gar nicht ausgebrochen ist.

Achten Sie zum Schutz Ihrer Mitmenschen auf erste Anzeichen von Viruserkrankungen: Typisch für Grippe sind plötzliches hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten und Gliederschmerzen. Bei viralen Magen-Darminfektionen tritt plötzlich Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf, auch Fieber ist möglich.

Gesund werden
Bei vielen Viruserkrankungen ist man meist sein eigener Arzt und verordnet sich bewährte Hausmittel, z.B. viel trinken und schlafen, Ruhe, Tees und Inhalationen sowie Medikamente gegen verstopfte Nase, Halsschmerzen usw.

Den wichtigsten Beitrag zum Gesundwerden leistet das körpereigene Abwehrsystem: Husten und Schnupfen befördern die Viren aus dem Körper, Fieber bringt die Abwehr auf Hochtouren. Und nach einigen Tagen Erholung fühlt man sich oft schon wieder deutlich besser.

In manchen Fällen kann eine Erkrankung so schwer sein, dass Hausmittel allein nicht ausreichen. Insbesondere ältere, chronisch kranke und immungeschwächte Menschen sollten bei Grippe einen Arzt zu Rate ziehen. Bei Magen-Darm-Infektionen mit starkem Flüssigkeitsverlust benötigen vor allem Kinder häufig ärztliche Hilfe beim Gesundwerden.

Familienmitglieder schützen
Es ist gut, wenn Sie sich zu Hause auskurieren; allerdings sind dann besonders Ihre Familienmitglieder ansteckungsgefährdet. Schützen Sie sie, indem Sie Abstand halten und auf Körperkontakt wie Umarmen, Küssen usw. verzichten. Schlafen Sie nach Möglichkeit in einem separaten Raum. Achten Sie auf generelle Sauberkeit Ihrer Wohnung, insbesondere in Küche und Bad.

Auch beim Naseputzen gibt es eine klare Empfehlung: Verwenden Sie stets ein Einmaltaschentuch, das Sie wirklich nur einmal benutzen und sofort entsorgen, z.B. in einer am Bett bereitliegenden Plastiktüte. Waschen Sie sich wenn möglich anschließend die Hände, um eine Virusübertragung auf andere Menschen zu vermeiden.  

Geschlossen Räume regelmäßig lüften
Bei der Arbeit oder zu Hause gilt: In geschlossenen Räumen kann die Anzahl der Viren in der Luft stark ansteigen. Regelmäßiges Lüften wirkt dem entgegen und senkt so das Ansteckungsrisiko. Außerdem verbessern Sie durch Lüften das Raumklima. Lüften Sie mindestens drei- bis viermal am Tag für jeweils zehn Minuten.  

Händedesinfektion
Als effektive und praktikable Alternative zum Händewaschen bietet sich die Händedesinfektion an. Sie ist wirksamer als die Seifenwaschung und nicht an bestimmte Orte gebunden, hautverträglicher und schneller als die Waschung. Geeignet sind alle alkoholischen Händedesinfektionsmittel, die in Apotheken, Fach- und Großhandel sowie im Internet angeboten werden.

Im Gegensatz zur Waschung entfernt die Desinfektion die Erreger nicht nur von der Hand, sondern setzt die gefährlichen Krankheitsüberträger innerhalb von 30 Sekunden außer Kraft. Besonders praktisch neben den Wandspendern sind kleine Taschenflaschen mit einem Volumen von 100 bis 200 ml oder neuerdings auch in Desinfektionsmittel in Gelform oder als Schaumspray.

Fazit
Regelmäßiges Händewaschen und noch effektiver Händedesinfektion im Verbund mit den oben beschriebenen Verhaltungsregeln sind wirksame Mittel gegen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und daher seuchenhygienisch von großer Bedeutung. (Hr)


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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.

Dr. med. Heimfried Rüdinger

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Kommentare 
Tönchen schrieb am 04.01.2016 16:32 Uhrzustimmen(116) widersprechen(92)
Hallo Herr Rüdinger, ich muss in Biologie ein Referat über "Hygiene als Schutz vor Bakterien" halten und ich hätte da mal eine Frage: Wie kann man sich am besten vor Bakterien mit der Hygiene schützen und was passiert wenn man die Hygiene missachtet und sich nicht z.b wäscht bzw. gut pflegt ? Sie soltten villeicht nich wissen das ich in die 8. Klasse gehe und mich sehr übereine Antwort freuen würde Mit freundlichen Grüßen Tönchen
H Rüdinger schrieb am 26.05.2011 16:31 Uhrzustimmen(112) widersprechen(113)
Das HIV-Virus wird im Vergleich zu anderen Krankheitserregern nur schwer übertragen. Weder beim Husten noch Niesen oder in der Krankenpflege, oder bei sonst üblichen sozialen Kontakten. Etwa 90 % der Erreger werden bei ungeschützten Sex übertragen oder über gebrauchte Spritzen mit Kanülen, die beim Drogenkonsum bereits verwendet worden sind. Eine infizierte Mutter kann den Erreger in der Schwangerschaft übertragen oder bei der Geburt. Eine Übertragung über Blut ist möglich, weshalb man bei Erste Hilfe Maßnahmen immer Gummihandschuhe tragen soll. Die HIV-Übertragung ist nur möglich, wenn eine HIV-haltige Körperflüssigkeit (dazu gehören Blut, Samenflüssigkeit Scheidenflüssigkeit, Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut, Muttermilch). Eine infektiöse Körperflüssigkeit, die eine große Menge Viren enthält, muss ausreichend lange auf eine Eintrittspforte treffen, wie z.B. auf eine Wunde oder aber auf Körperschleimhäute, wie im Mund, auf der Vaginalschleimhaut oder auf die Innenseite der Penisvorhaut um infizieren zu können. Bleiben die Viren an alltäglichen Gegenständen hängen, trocknen sie schnell aus und sind nicht mehr ansteckend, da sie sich nur in den oben beschriebenen Körperflüssigkeiten und auf den Schleimhäuten lebensfähig halten können. Fast den gleicher Übertragungsweg hat das Hepatitis-B-Virus, hiergegen gibt es aber eine Schutzimpfung. Bei Ihrer Frage wegen der Verkäuferin, besteht erst dann Gefahr evtl. an das HIV-Virus zu kommen, wenn die Frau Aids hat und blutet und Sie mit einer ebenfalls offenen Hautstelle dann damit die Verkäuferin an ihrer Wunde berühren, wobei nicht gesagt ist ob die Virusmenge, die Sie erhalten für eine Infektion ausreichend ist.
Franziska E. schrieb am 24.05.2011 19:46 Uhrzustimmen(118) widersprechen(116)
Sehr geehrter Herr Dr. Rüdinger, muss ich mir im Alltag Gedanken über eine Ansteckung mit HIV und Hepatitis machen, denn es könnten sich ja überall an alltäglichen Gegenständen Blut oder Speichel hängen, was man mit dem bloßen Auge nicht sieht, bzw. man kann ja nicht jeden Tag alles genau kontrollieren, was man berührt. Und wenn ich zum Beispiel beim Einkaufen bezahle und die Kassiererin blutet, ist das eine Gefahr wegen HIV und Hepatitis
H. Rüdinger schrieb am 22.10.2010 17:51 Uhrzustimmen(141) widersprechen(298)
Es gibt bestimmte Keime, z.B. die Erreger von fieberhaften Brechdurchfällen (Salmonella typhi u.a.), die auch nach der akuten Krankheitsphase im Organismus verbleiben. Oftmals „verstecken“ sich die Erreger in der Gallenblase und werden dann periodisch ausgeschieden, ohne dass der Betroffene selbst Krankheitszeichen hat. Man bezeichnet diese Personen als Dauerausscheider. Man kann versuchen durch Kuren mit Lactulose oder auch durch Gabe von Antibiotika die Personen von diesen Erregern zu befreien, evtl. auch dadurch, dass man das Keimreservoir - in diesem Fall die Gallenblase - entfernt. Auch ohne Therapie kommt es in einigen Fällen, nach einiger Zeit, zur spontanen Heilung.
Hans schrieb am 22.10.2010 16:14 Uhrzustimmen(123) widersprechen(137)
Guten Tag, ich habe mal gehört, dass es möglich ist, dass ein Magen-Darm-Virus auch nach Abklingen der akuten Krankheut über Jahre im Körper verweilt und immer mal wieder ausbricht? Stimmt das? und was kann ich dagegen machen?
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