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19.10.2010 | 05:48 | Massentierhaltung  

Kein Brandschutzkonzept für Mega-Hähnchenmastanlagen in Klein Daberkow?

Groß Miltzow - Mit sehr großer Besorgnis sieht die Bürgerinitiative Pro Landleben Brohmer Berge die Ausbreitung von flächenintensiven und raumbedeutsamen Anlagen der Massentierhaltung im Land.

Geflügelhaltung
(c) chris74 - fotolia.com
Mit der Doppel-Mastanlage für 3,2 Mio. Hähnchen jährlich bei Klein Daberkow erreichen diese Vorhaben eine neue Dimension. Vordergründig treten zwei GmbH´s auf, die Mecklenburger Hähnchen GmbH und die Kreckower Agrar GmbH. Hinter diesen steht ein grosser niederländischer Agrarkonzern (Plukon Royale Group) dessen Eigenkapital mehrheitlich von einem Fonds  der niederländischen Investment-Gesellschaft Gilde Buy gehalten wird.

Gefördert  werden soll der Bau von 8 Hallen á 100 x 25 Meter sowie Nebenbauten auf 2,7 ha besten Ackerland.

Obwohl eines der grössten geplanten Hähnchenmastanlagen deutschlandweit, erachten es die Antragsteller nicht als notwendig, ein Brandschutzkonzept vorzulegen. Vielmehr heisst es in den Antragsunterlagen unter Punkt 12 „Brandschutz“:

„Die jeweiligen Geflügelställe einschließlich des  Anbaues werden in die Gebäudeklasse 1 eingeordnet. Die laut Bauordnung geforderte maximale Brandabschnittsgröße von 1600,- m2 wird nicht eingehalten (vorh. A= ca. 2.500,- m2). Das maximal zulässige Volumen (V< 10.000,- m3) wird ebenfalls nicht eingehalten (vorh. V = ca. 14.150,- m3). Für die Überschreitung der  maximalen Brandabschnittsgröße wird eine Abweichung beantragt.“ Die Brandbekämpfung soll laut Antragsunterlagen durch Feuerwehren Klasse F1 geleistet werden, d.h. Feuerwehren, die nicht innerhalb von 15 Minuten nach Alarmierung mit der Brandbekämpfung beginnt.

Die Bürgerinitiative weist darauf hin, dass nach Aussagen von Wehrführern die kleinen Freiwilligen Feuerwehren in den umliegenden Dörfern von Klein Daberkow nicht ansatzweise in der Lage sein werden, einen eventuellen Brand  in der Hähnchenmastanlage  wie vorgeschrieben zu löschen.

Erst kürzlich ist es z.B. zu einem verheerenden Brand in einer Hühneranlage in Rothemühl, Uecker-Randow-Kreis, gekommen, bei dem 13.000 Legehennen qualvoll Opfer der Flammen wurden. Die knapp 90 Meter lange Halle brannte vollständig nieder. Der Gesamtschaden beläuft sich auf über 600.000 Euro. Ursache ist ein technischer Defekt. Unter dem Dach soll es laut Polizei zu einem Kabelbrand gekommen sein.

In Niedersachsen wurde aufgrund der bestehenden Missstände beim Brandschutz in Massentierhaltungsanlagen gehandelt.

Der Landkreis Emsland verpflichtet ab sofort jeden Antragsteller durch einen unabhängigen Sachverständigen ein Gutachten zum Brandschutz in den Stallanlagen erstellen zu lassen. Dieses Gutachten muss ein technisches Konzept ausweisen, das die Rettung von Tieren im Brandfall innerhalb eines überschaubaren Zeitraums ermöglicht.

Das gilt auch für bereits laufende Verfahren, die bis dahin unterbrochen wurden.

Die "Bürgerinitative Pro Landleben Brohmer Berge" fordert vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz, die Unverantwortlichkeit für Mensch und Tier zu stoppen und dass von den Antragstellern der beiden Hähnchenmastanlagen in Klein Daberkow ein umfassendes und schlüssiges  Brandschutzkonzept vorgelegt wird. (PD)
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Kommentare 
Kai aus Oldenburg schrieb am 19.11.2010 19:59 Uhrzustimmen(139) widersprechen(128)
Es geht hier offensichtlich nicht mehr um das Wohlbefinden der Tiere, sondern nur noch darum, daß sich korrupte Politiker und gewissenlose Geflügelbarone ihre Taschen noch voller stopfen! Die Ställe mit Bestand sind doch versichert, also was solls....ob Brandschutz, Qualzucht oder Qualvoller Transport, solange der dumme Verbraucher nicht wirklich auf die Strasse geht oder Baumaßnahmen sabotiert, passiert eh nichts.
Keinohrhase schrieb am 21.10.2010 07:59 Uhrzustimmen(103) widersprechen(131)
Und was macht man mit den 400.000 Küken nachdem man sie im Winter gerettet hat? Das örtliche Tierheim wird jubeln.
Jan Reimond schrieb am 19.10.2010 13:16 Uhrzustimmen(91) widersprechen(130)
Es ist in diesem Fall - Hähnchenmastanlagen Klein Daberkow - noch fragwürdiger: An den Brandfall im Winter ist gar nicht gedacht. Der Löschteich ist dann zugefroren. Die Ortsfeuerwehren können sich auf den schmalen Landsträsschen nur langsam bewegen. Z.T. werden sie nicht geräumt. Letzten Winter lag der Schnee 1,50 m an den Strassenrändern hoch. Hier wird von vorneherein der Feuertod von - 50 000 Tieren je Halle - in Kauf genommen. Bei einem Totalabbrand der Anlage von 8 Hallen wären das 400 000 Tiere. Eine unvorstellbare Zahl.
Eckard Wendt, AGfaN e.V. schrieb am 19.10.2010 11:09 Uhrzustimmen(153) widersprechen(142)
Die Arroganz, mit der Investoren auftreten und sich über sinnvolle gesetzliche Vorschriften hinwegsetzen wollen, ist kaum noch zu überbieten. Geld und Profit ist für sie alles, die Tiere sind keine Mitgeschöpfe mehr, sondern nur noch Produktionseinheiten, deren Verlust (nicht nur im Falle eines Brandes) ebenso steuermindernd geltend gemacht wird wie staatliche Subventionen für den Bau der Anlagen selbstverständlich in die Kalkulation eingerechnet werden. Das Maß ist übervoll und es ist nicht mehr zu ertragen, wie sich Politik und Exekutive von Investoren und Großagrariern manipulieren sowie auf Kosten der Steuerzahler und zu Lasten der bäuerlichen Familienbetriebe, die zuhauf dem Strukturwandel geopfert werden, ausnehmen lassen!
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