Bundesweit seien Ställe für bis zu 36 Millionen Hähnchen geplant, schätzt der «Kritische
Agrarbericht 2012». Allein im Landkreis Emsland lägen Anträge für 11 Millionen Mastplätze vor. Um die bundesweite Nachfrage zu stillen, seien jedoch 3,2 Millionen neue Plätze ausreichend.
Der Agrarbericht von Bauern, Umwelt- und Tierschützern wird auf der Agrarmesse
Grüne Woche in Berlin vorgestellt, die an diesem Freitag beginnt. Der Sammelband, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, kritisiert auch die anhaltende Spekulation mit Agrarrohstoffen. Experten warnen darin außerdem vor einem Raubbau an den Wäldern, um im Zuge der Energiewende wieder mehr Holz als Brennstoff zu gewinnen.
Der Bericht sagt einen ruinösen Preiskampf der Hähnchenmäster in Deutschland voraus. Derzeit gebe es schon etwa 80 Millionen Mastplätze, der Verbrauch wachse aber nur noch verhalten. Und beim Export kämen die deutschen Produzenten gegen die Konzerne aus Brasilien und den USA ohnehin nicht an, schreibt der Agraringenieur Eckehard Niemann.
Die Autoren kritisieren, dass in den Großställen
Antibiotika in großem Stil zum Einsatz kämen. Dies sei eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der «Agrarindustrie», wie der Vize-Vorsitzende des Bundestags-Landwirtschaftsausschusses, Friedrich Ostendorff (Grüne), kritisiert.
Mastschweine in intensiven Haltungsformen erhielten durchschnittlich einmal im Monat Antibiotika. Die Halter wollten damit nicht nur vermeiden, dass die Tiere krank werden. Es gehe auch um «Wachstumsdoping», so Ostendorff. Das sei einer der Gründe dafür, dass auch bei Menschen die Resistenzen gegen Antibiotika zunähmen.
Unter der Überschrift «Brot für die Börse» fordert der Finanzmarktexperte der Organisation Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung (WEED), Warentermingeschäfte mit Agrarrohstoffen wie Weizen und Soja einzuschränken. Die Spekulation damit sei einer der entscheidenden Faktoren für steigende Preise und für wachsenden Hunger in der Welt. (dpa)